Frage: Beckenvermessung

Hallo Dr. Bluni, aufgrund der BEL unseres Kindes (Schwangerschaftswoche 36+0) wurden wir zur Geburtsplanung in die Klinik überwiesen. Da wir uns eine vaginale Geburt wünschen und die Geburtsklinik auch jahrelange, positive Erfahrungen auf diesem Gebiet besitzt, wurde uns eine Beckenvermessung empfohlen, um mögliche Risiken auszuschließen. Leider haben wir uns vorher nicht viele Gedanken über diese Beckenvermessung gemacht und wurden völlig "überfahren" und direkt zur Vermessung mittels CT geschickt (das CT dauerte max. 3o Sekunden) . Der Oberarzt hatte die Strahlenbelastung nur kurz angesprochen, als ob es ganz selbstverständlich wäre. Im Nachhinein haben wir uns im Internet über das CT informiert und machen uns nun große Vorwürfe, inwieweit wir unserem Baby damit geschadet haben könnten. Da die Meinungen recht unterschiedlich sind, würden wir gern wissen, wie hoch die Gefahr einer Schädigung des Ungeborenen ist. Vielen Dank!

Mitglied inaktiv - 29.07.2009, 23:09



Antwort auf: Beckenvermessung

Hallo, 1. grundsätzlich ist es ist so, dass Röntgenstrahlen die Erbsubstanz der weiblichen Eizellen und die Frucht beeinträchtigen kann. Um aber einigermaßen beurteilen zu können, welche Strahlendosis verabreicht wurde, und ob hiervon überhaupt ein Risiko zu erwarten ist, kann sollte mit den Radiologen geklärt werden, welche Untersuchungen gelaufen sind, ob eine Bleischürze verwandt wurde – was erst einmal anzunehmen ist - dann kann ggf. mit dem behandelnden Frauenarzt oder Frauenärztin abgesprochen werden, ob überhaupt irgendwelche zusätzlichen, pränataldiagnostischen Maßnahmen zu ergreifen sind, wobei es sicher wichtig ist, zu wissen, dass auch hier gewisse Risiken für Erkrankungen im Kindesalter nicht erfasst werden können. Die Bleischürze bietet hier in jedem Fall schon einen sehr guten Schutz vor etwaigen Strahlen. Weiterhin kann ich auf die Informationen der Strahlenschutzkommission verweisen, die unter der Internetadresse http://www.ssk.de/pub/volltext/h51.pdf sehr ausführlich die jeweiligen Belastungen und das Vorgehen beim Röntgen in der Schwangerschaft beschreibt. Dort heißt es auf Seite 11: "Sollte es zu einer unbeabsichtigten Strahlenexposition eines Embryos oder Feten kommen, rechtfertigt das minimale Risiko auch höherer Dosen gewöhnlich den Einsatz invasiver diagnostischer Prozeduren (wie Amniocentesen) am Fetus wegen des damit verbundenen noch höheren Risikos nicht. Der anwendende Arzt sollte allerdings auf Basis der Expositionsdaten eine individuelle Analyse erstellen und mit der Mutter besprechen. Bei dieser Risikoabschätzung können Experten für medizinischen Strahlenschutz helfen." Aus strahlenbiologischen Erkenntnissen kann es bei höheren Dosen (die Dosis, die noch akzeptabel erscheint, sind etwa 50 mSv) in der Blastogenese (vor der Implantation der Eizelle) im Rahmen eines Strahlenschadens oft zum Keimtod kommen. Insofern werden die Radiologen vor Ort konkret etwas zu der Strahlenbelastung sagen können, der Sie ausgesetzt waren. 2. das reine Ausmessen hat sicher im klinischen Alltag kaum eine Bedeutung. Vielmehr zählen der Ultraschall- und Untersuchungsbefund durch den erfahrenen Kliniker vor Ort. Vb

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 30.07.2009