Frage: Angst

Hallo Herr Dr. Bluni, Ich bin in der 10 SSW zum 5 mal schwanger. Ich habe 3 Gesunde Kinder auf die Welt gebracht und 1 Fehlgeburt in der 10 SSW ( Anencephalie). DIeses Thema hat mich damals sehr beschäftigt und ich habe mich darüber auch Informiert ect.Warum es zu dieser schweren Neuralrohrdefekt kam usw. Ich habe auch eine Vermutug damals hatte ich einen schweren Norovirus und mir ging es sehr schlecht, das war genau die Zeit in dem sich das Rohr beim Embryo schließt. Nach diesem harten Schicksalsschlag bekam ich danach mein 4 Kind gesund zur Welt. Nun bin ich wie geschrieben in der 10 SSW war auch gestern beim Arzt ( 9+4) und er war zufrieden. Embryo 2,9 cm groß turnt rum wie verrückt Kopf war 1.2 cm.Und trotzdem lässt mich diese Angst nicht los. Ich hatte die Nacht vor dem Termin einen sehr schlimmen Albtraum, das auch dieses Kind schwerste Missbildungen hat, und das Herzchen nicht schlägt.Ich habe auch einen Termin in der 22 SSW zur Degum 2. In dieser SS hatte ich ebenfalls Durchfall und Appetitlosigkeit in der ca 3 Woche, daher ist die angst noch größer als ich mit meinen 4 Kind SS war. Ich versuche diese SS zu genießen aber es klappt nicht, immer wieder kommt das alles wieder hoch. Ich habe noch mehr Angst in dieser SS als damals beim 4 Kind. Liebe Grüße Kerstin

von Mma kerstin am 06.05.2011, 11:34



Antwort auf: Angst

Liebe Kerstin, ihre Angst kann ich sehr gut verstehen und umso wichtiger ist, es, dass Sie mit Ihre Frauenärztin/Frauenarzt darüber offen sprechen. Bekanntermaßen kommt diese Fehlbildung sehr selten vor und die genaue Ursache kennen wir nicht. Es ist aber so, dass es nicht virusbedingt ist. Die prophylaktische Einnahme von etwa 5 mg Folsäure in den ersten drei Monaten kann dieses Risiko nach entsprechender Vorbelastung erwiesenermaßen reduzieren. Der differenzierte Ultraschall um die 22. ist hier sicher eine zusätzliche Sicherheit, aber diese Experten können auch schon deutlich früher einer solche Fehlbildung ausschließen. VB 1. Wilson RD, Johnson JA, Wyatt P, Allen V, Gagnon A, Langlois S, Blight C., Audibert F, Desilets V, Brock JA, Koren C, Gloh YI, Nguyen P, Kapur B (2007): Pre-conceptional vitamin/ folic acid supplementation 2007: the use of folic acid in combination with a multivitamin supplement for the prevention of neural tube defects and other congenital anomalies. J Obstet Gynaecol Can 29 (12), 1003-1026. 2. http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=42187 (Deutsches Ärzteblatt, Gesundheitliche Bedeutung der Folsäurezufuhr, 2004, ) Letzter Abruf:13.2.2011 3. DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung), Österreichische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische, Gesellschaft für Ernährungsforschung, Schweizerische Vereinigung für Ernährung (eds.): Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Frankfurt/Main: Umschau Braus Verlag 2000. 4. Koletzko B, von Kries R: Prevention of neural tube defects by folic acid administration in early pregnancy. Joint recommendations of the German Society of Nutrition, Gynecology and Obstetrics, Human Genetics, Pediatrics, Society of Neuropediatrics. Gynäkol Geburtshilfliche Rundschau 1995; 35: 2–5. 5. http://www.frauenarzt.de/1/2007PDF/07-08/2007-08-wenderlein.pdf (Folsäure-Substitution: intensiver beraten, Der Frauenarzt, 2007, Letzter Abruf:13.2.2011)

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 06.05.2011



Antwort auf: Angst

Hallo, bin nicht der Doc, aber auch eine Mutter und hatte auch schonmal eine frühe FG. Ich wollte Dich ein wenig trösten. Also, diese Magen-Darm-Viren sind ja nicht plazentagängig, das heißt, sie gehören nicht zu den Viren, die man aufs Ungeborene übertragen kann (wie z. B. Röteln oder Ringelröteln etc.). Es ist einfach so, dass wir Menschen ein starkes Bedürfnis haben, die Ursache zu verstehen, wenn etwas Schlimmes passiert ist. Das nennen kluge Psychologen "Kausalitäts-Bedürfnis". Dieses Bedürfnis führt dazu, dass man als Laie so lange grübelt, bis man irgendeinen Grund dafür ausmachen kann, warum es schiefgegangen ist. Der Noro-Virus dürfte aber vermutlich nicht die Ursache sein. Jedenfalls sagte mir meine eigene Gyn, als ich so einen Infekt hatte, dass diese Art von Viren nicht aufs Ungeborene übergeht oder ihm schaden kann. Wenn man eine FG hatte, ist es schwer einzusehen, dass man irgendwann aufgeben muss, die Ursache zu finden. Die wahre Ursache ist nämlich meist, dass der Natur beim hochkomplexen Vorgang der frühen Embryonalentwicklung ein Fehler unterlaufen ist - ohne dass dies äußere Ursachen gehabt hätte. Auch mir fiel es schwer, das irgendwann einmal zu akzeptieren, aber inzwischen kann ich es, weil mit etwas Abstand und nach einigen Gesprächen mit meiner Ärztin der Groschen sozusagen gefallen ist. Sie sagte mir, dass frühe FGs und Fehlentwicklungen fast nie äußere Ursachen haben, sondern einfach passieren können - jeder Frau. Natürlich ist die Angst in den Folgeschwangerschaften größer als bei anderen Frauen. Trotzdem muss man sich auch klarmachen, dass es in der Schwangerschaft ja nie ganz ohne Ängste geht. Sie ist eben keine reine Zeit purer Freude, in dem man selig lächelnd über Blumenwiesen hüpft, wie es einem die Werbung suggerieren möchte. Ich selbst habe in den zwei Schwangerschaften danach förmlich die Wochen gezählt: Endlich die 12. Woche erreicht, jetzt sinkt das FG-Risiko schon stark ab. Endlich die vollendete 28. Woche erreicht, denn jetzt ist das Kind schon ohne Folgeschäden lebensfähig, auch wenn es in den Inkubator müsste. So habe ich gezählt, seufz... Beide SS verliefen aber super. Noch was Beruhigendes zu Deinem Traum: Träume sind kein Blick in die Zukunft. Sondern ein Blick in die seelische Gegenwart: Dein Traum hat einfach Deine Ängste bildhaft thematisiert - wie es Träume zu tun pflegen. Alpträume von kranken, behinderten, zu kleinen oder missgebildeten Kindern sind in der Schwangerschaft sehr häufig und ganz normal, ich hatte die auch. Auch die Frühsymptome lassen keine Aussage zu darüber, ob mit dem Kind alles okay ist: Vor der FG hatte ich identische Symptome wie bei der folglenden, gut verlaufenden Schwangerschaft. Man kann es nicht an Übelkeit, Durchfall etc. festmachen, wie es dem Kind geht, das ist ein Ammenmärchen. Ich weiß, ganz nehmen kann einem niemand die Angst. Wirst aber sehen, dass sie besser wird, je weiter die SS fortschreitet. Wenn Du seelisch gar keinen Fuß mehr auf die Erde kriegst, solltest Du aber mit Deinem Gyn mal darüber sprechen, ob Du kurzzeitig Unterstützung durch einen Psychologen brauchst (und ihn nach einer Adresse fragen). Übergroße Ängste kann man mit einer Gesprächstherapie gut lindern. Vielleicht muss das Trauma der FG doch noch ein bissel aufgearbeitet werden, ohne dass Du das ganz allein hinbekommst. Man sollte nicht unnötig vor sich hin leiden, manchmal ist es einfacher, sich helfen zu lassen. Alles Liebe, B.

von Bonniebee am 06.05.2011, 12:51



Antwort auf: Angst

Vielen lieben Dank für deinen Beitrag, er hat mir wirklich geholfen. Insgeheim weiß ich ja selber man sucht solange bis man irgendeinen Grund gefunden hat. Tagsüber denke ich eigentlich fast nie an meine Ängste, da hab ich genug ablenkung durch meine Kinder. Aber ich weiß auch das das alles im Unterbewusstsein sitzt, und dann eben vor allem Nachts hervorkommt. Vielleicht habe ich das alles doch nicht so verdaut wie damals angenommen. Zum Glück ist mein Mann und meine Familie immer für mich da.Ich hoffe natürlich das ich nach den ersten 12 Wochen aufatmen kann ansonsten werde ich mich wie du mir schon vorgeschlagen hast mit meinen Arzt darüber sprechen. Obwohl die auch schon mehr Untersuchungen macht wie eigentlich nötig. Bis zur 8 woche hat sie mich wöchentlich kommen lassen und dann alle 2 Wochen und ab etz dann alle 4 Wochen. Nochmals vielen Dank für deinen Beitrag, jemand der auch so etwas durchmachen mußte, kann sich viel leichter in andere Menschn der gleichen Situation hineinversetzten

von Mma kerstin am 06.05.2011, 13:07