Frage: Äußere Drehung

Lieber Herr Dr. Bluni, jetzt ist meine Schwangerschaft doch glatt vorbei und ich habe Sie kaum mit hysterischen Fragen gelöchert. Darauf bin ich wirklich stolz. Nun ist aber eine Problematik aufgetreten, mit der ich dieses Mal nicht im Geringsten gerechnet habe, da unser Baby schon seit Wochen mit dem Kopf nach unten lag und mir sowohl die französische Frauenärztin als auch ihr deutscher Kollege versichert hatten, dass sich daran wohl kaum noch etwas ändern würde. Bei der Geburtsplanungsuntersuchung wurde leider aber doch festgestellt, dass sich die Dame in Querlage begeben hat. Nächste Woche soll deshalb eine äußere Drehung versucht werden. Nachdem ich ja keine Expertin bin, würde ich gerne Ihre Einschätzung dazu hören. Ist die Erfolgsrate vielversprechend? Welches Risiko ist damit verbunden? Kann es dem Kind schaden? Könnte die Geburt dadurch früher ausgelöst werden als gedacht? Ich wäre Ihnen wirklich sehr dankbar für Ihre Meinung. Liebe Grüße aus Paris, Isi.

von isi1980 am 11.02.2015, 20:36



Antwort auf: Äußere Drehung

Liebe Isi, unter gewissen Voraussetzungen kann ein solcher Versuch unternommen werden und dabei liegen die Erfolgsraten bis etwa 60%, jedoch sind sie bei Vorderwandplazenta geringer, was aber nicht automatisch heißt, dass es mit der vaginalen Spontangeburt klappen wird, da es eben oft anatomische Gründe sind, dass sich die Kinder so hinlegen. Der Versuch der äußeren Wendung wird bei uns in Deutschland unter normalen Umständen in Kaiserschnittbereitschaft in der Klinik durchgeführt. In dem Fall steht das Operationsteam bereit steht für die Situation, dass es dem Kind akut schlechter geht oder vielleicht Komplikationen an der Plazenta auftreten. Einerseits gibt es renommierte Fachvertreter die die Wendung aus Beckenendlage befürworten; jedoch finden sich mindestens genauso viele, die wegen möglicher Komplikationen diese Methode ablehnen. Voraussetzung dabei ist, dass die Schwangere/das Paar über die Erfolgsaussichten (Die Angaben in der Literatur zum Wendungserfolg reichen von unter 40 % bis über 80 %: Flock E. et al. (1998), Ben Arie A. et al. (1995)) und die möglichen Risiken (vorzeitige Lösung des Mutterkuchens, Blutungen, vorzeitige Wehen, akute Zustandsverschlechterung des Kindes mit der Notwendigkeit zum eiligen Kaiserschnitt, aber auch das Versterben des Kindes) informiert werden. Zum Glück sind diese Komplikationen selten, aber sie können vorkommen. Die Häufigkeitsangaben in der internationalen Literatur zu einer vorzeitigen Plazentalösung variieren. Sie liegen bei unter 1 % (Calhoun (1995). Veränderungen im CTG werden als Komplikation nach Wendung wiederholt beschrieben. (Vetter,1998, Phelan, 1984). Nach der dazu vorliegenden Studienlage muss in 1-2,9% der Fälle mit einem eiligen Kaiserschnitt wegen CTG-Auffälligkeiten (Flamm, 1991, Hellstroem 1990, Kainer 1994) und in 1-2 von 1.000 Fällen mit dem Versterben des Kindes noch in der Gebärmutter nach dem Wendungsversuch gerechnet werden. Zu letzterem Ereignis ist aber anzumerken, dass bereits das Hintergrundrisiko ohne Wendungsversuch für das Versterben des Kindes noch in der Gebärmutter nach der 37.SSW bei 0,6 – 1,7 pro tausend liegt. Auch nach einer erfolgreichen Wendung werden spontane Rückdrehungen der Feten wieder in Beckenendlage in 4 bis ca. 6 % angegeben. (Flamm, 1991, Pluta, 1981) Zusammenfassend kommt also der ausführlichen Aufklärung über das Verfahren der äußeren Wendung mit seinen Vorteilen, aber auch seinen Risiken eine große Bedeutung zu. Wenn den Eltern die Spontangeburt sehr wichtig ist und sich der Erfolgsaussichten und möglichen Risiken bewusst sind, ist es sinnvoll, über eine äußere Wendung nachzudenken und sich dafür die passende Klinik auszusuchen. Herzliche Grüße nach Paris. VB Quellen Newman RB, Peacock BS, Van Dorsten JP, Hunt HH: Predicting success of external cephalic version. Am J Obstet Gynecol 169 (1993): 245-250 Ben-Arie A, Kogan S, Schachter M, Hagay ZJ, Insler V: The impact of external cephalic version on the rate of vaginal and caesarean breech deliveries: a 3-year cumulative experience. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol 63 (1995) 125-129 Boos R., Hendrik H.J., Schmidt W., Das fetale Lageverhalten in der zweiten. Schwangerschaftshälfte bei Geburten aus Beckenendlage und Schädellage, Geburtsh Frauenheilk 1987; 47:341-345 Calhoun BC, Edgeworth D, Brehm W. External cephalic version at a military teaching hospital: Predictors of success. 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von Dr. med. Vincenzo Bluni am 12.02.2015



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