Sehr geehrter Herr Dr. Bluni,
ich bin schwanger bei 30+1 und habe eine Blutgerinnungsstörung. Die ersten 12 Wochen habe ich parallel ASS 100mg + Fragmin 5.000 IE verwendet. Die Blutgerinnungswerte werden alle 4 Wochen kontrolliert, das Fragmin konnte ich dann absetzen und soll nur das ASS weiternehmen. Sonographisch ist die Durchblutung jedes Mal ausgezeichnet.
Nun mache ich mir Sorgen, inwieweit die ASS-Einnahme Folgen für das Kind haben könnte, insbesondere habe ich Angst vor einem vorzeitigen Verschluß des Ductus arteriosus Botalli.
1. Ist dies bei 100mg pro Tag zu befürchten?
2. Wäre es nicht sinnvoller, jetzt wieder auf Fragmin umzustellen?
Vielen Dank für Ihre Einschätzung!
von
tala123
am 01.12.2012, 20:47
Antwort auf:
ASS 3. Trimenon
Hallo,
1. wenn wegen einer Blutgerinnungsstörung ein niedermolekulares Heparin eingesetzt wird, dann wird dieses auch die komplette Schwangerschaft und im Wochenbett fortgesetzt. Und diese Maßnahme hat gegenüber der Gabe von ASS immer den Vorrang.
2. ASS käme zusätzlich nur dann zum Einsatz, wenn zusätzliche Risikofaktoren vorlägen.
3. sofern ASS eingesetzt wird, sollte es aber in jedem Fall Im letzten Drittel der Schwangerschaft bei hoher Dosierung wegen des möglichen vorzeitigen Verschlusses des Ductus botalli zurückhaltend durchgeführt werden.
Und die ASS-Therapie sollte spätestens mit Abschluss der 37.SSW beendet werden, um Blutungskomplikationen unter der Geburt zu vermeiden (Quelle:Gynäkologe: 2009, 42:219)
4. Stimmen Sie dieses am besten mit einer kompetenten Einrichtung, wie einer Gerinnungsambulanz, ab.
Liebe Grüße
VB
Quellen.
Geisen U, Abou-Mandour N, Schambeck Ch, Zilly M, Keller F. Pilotstudie und EthiG-Studie zur Thromboseprophylaxe in der Schwangerschaft. Vascular care 2001; 1: 12–9.
Hirsh, Jack, Bates, Shannon M., Greer, Ian A., Pabinger, Ingrid, Sofaer, Shoshanna, Venous Thromboembolism, Thrombophilia, Antithrombotic Therapy, and Pregnancy, American College of Chest Physicians, Evidence-Based Clinical Practice Guidelines, (8th Edition), Chest 2008;133;844S-886S
Frauenarzt, 51 (2010) Nr 6, „Thromboembolieprophylaxe in Schwangerschaft und Wochenbett“, A.G. Puhl, K. Heidner, C. Skala, H. Schinzel, S. 570-583
http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/003-001_S3_AWMF-Leitlinie_Prophylaxe_der_venoesen_Thromboembolie__VTE__Kurz_04-2009_12-2013.pdf (AWMF-S3-Leitlinie „Prophylaxe der venösen Thromboembolie (VTE)“, Version vom 18. März 2009 mit eingearbeitetem Addendum vom 08. Mai 2010, letzter Abruf:07.03.2012)
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 02.12.2012