Lieber Dr. Bluni,
abgesehen davon, dass ich nervlich am Ende bin, bin ich auch sehr beunruhigt.
Im Januar diesen Jahres hatte ich eine Ausschabung in der 9. SSW, es hatte sich nichts entwickelt. Jetzt bin ich in der 13. SSW und muß am Dienstag erneut eine Ausschabung machen lassen. Die Ärzte gehen von einem Amnionbänder-Syndrom aus. Am Montag wird auch noch eine Chorionzotten-Biopsie gemacht, um eventuelle Chromosomen-Störungen auszuschließen.
Meine Fragen sind nun:
- sind Ausschaubungen für eine Frau "schädlich"?
- ist es normal, daß ich in so kurzer Zeit die 2. Fehlgeburt erleide?
- was bedeutet es für die Zukunft, könnte ich trotzdem problemlos wieder schwanger werden?
Ich bin 36 Jahre alt und habe bereits eine 4-jährige Tochter. Damals verlief die SS ohne jegliche Probleme.
Vielen Dank für Ihr Bemühen und ein schönes Wochenende!
Annamarie Marino
von
annamarie2010
am 14.05.2011, 20:25
Antwort auf:
2. Ausschabung innerhalb 6 Monate
Liebe Annamaria Marino,
1. wiederholte Ausschabungen können zwar mal die Einnistungsbedingungen für eine erneute Schwangerschaft verschlechtern, aber sie lassen sich eben oft auch nicht verhindern. Schädlich für die Frau sind die Eingriffe nicht.
2. ja, dieses kann immer wieder mal vorkommen
3. für manche Frauen ist es ein nicht ungewöhnlicher Vorgang, dass erst ein oder zwei Fehlgeburten eintreten oder zwischendurch eine Schwangerschaft ausgetragen wird, bevor eine sich dann (wieder) intakte Schwangerschaft entwickelt.
Genetische Störungen sind hier die häufigste Ursache für eine frühe Fehlgeburt. Dann folgen anatomische Ursachen, Infektionen und Medikamente. Auch können sowohl Gerinnungsstörungen als auch das mütterliche und väterliche Alter eine Rolle spielen.
Da das Fehlgeburtsrisiko mit jeder Fehlgeburt steigt, wird bei gehäuften Fehlgeburten (habituellen = mehr als dreimal hintereinander) empfohlen, eine weiterführende Diagnostik zu veranlassen. In Ausnahmefällen schon früher. Dazu wird dann sicher auch ein Spermiogramm des Partners gehören.
Das Fehlgeburtsrisiko beträgt nach nur einer frühen Fehlgeburt etwa 25% und 40 bis 45% nach zwei Fehlgeburten.
Gegenstand weiterführender Diagnostik ist die Untersuchung der Frau, der Genetik der Eltern und ggf. auch die Suche nach den oben genannten Blutgerinnungsstörungen.
Diese bleiben die häufig unerkannt, aber dennoch sind sie in einer nicht unerheblichen Zahl die Ursache für wiederholte Fehlgeburten und Probleme in der Schwangerschaft. Als hormonelle Ursachen kommen unter anderem Schilddrüsenfunktionsstörungen, wie eine Unter- oder Überfunktion in Frage. Ein Gelbkörpermangel ist sicher eher selten die Ursache.
Eine für jede individuelle Situation passende Prophylaxe haben wir bis heute nicht. Bei einer genetischen Ursache ist dieses auch eine Art natürlicher Ausleseprozess der dazu führt, dass mache Frauen erst ein oder zwei Fehlgeburten haben, bevor sich eine intakte Schwangerschaft entwickelt.
Bitte sprechen Sie sich aus diesem Grund zum weiteren Vorgehen mit Ihrem behandelnden Frauenarzt oder Ihrer Frauenärztin ab.
VB
Quellen:
Cook CL, Pridham DD., Recurrent pregnancy loss, Curr Opin Obstet Gynecol. 1995 Oct;7(5):357-66.
T.Philipp, K.Philipp, A.Reiner, F.Beer and D.K.Kalousek, Embryoscopic and cytogenetic analysis of 233 missed abortions: factors involved in the pathogenesis of developmental defects of early failed pregnancies, Human Reproduction Vol.18, No.8 pp. 1724±1732, 2003
Risch HA,Weiss NS,Clarke EA,Miller AB., Risk factors for spontaneous abortion and its recurrence, Am J Epidemiol.,1988 Aug;128(2):420-30
http://www.dggg.de/fileadmin/public_docs/Leitlinien/2-2-2-wsa-2010.pdf (AWMF-Leitlinie 015/50 der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V., Diagnostik und Therapie beim wiederholten Spontanabort, Stand: August 2010, letzter Abruf: 11.1.2011)
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 15.05.2011