42 und ungeplant schwanger

Liebe Daniela,

aber klar - jetzt Geduld für Dich! Es ist so schwer, was Du gerade aushalten musst. Nicht nur das Kind - Du selbst fühlst Dich in Frage gestellt, wenn er so mit Dir redet. Die Enttäuschung ist furchtbar für Dich. Dass er jetzt so ganz anders ist, obwohl Du ihn ja schon länger kennst und ihm vertraut hast und nie mit so einer Reaktion gerechnet hättest.
Zugleich denke ich, dass er jetzt nicht komplett ein anderer Mensch ist, sondern seine gute Seiten nach wie vor hat. Er hat einfach total Angst, als "Zahler" benutzt zu werden. Vielleicht zum wiederholten Mal. Er hat sich vielleicht im Zusammenhang mit der gescheiterten Ehe schon erlebt. So eine Trennung geht meist mit schweren Verletzungen und Erniedrigungen einher. Ob es ihm so gesagt wurde oder ob er sich so fühlt, dass er nur zum Zahlen gut ist? Es muss nicht alles mit Eurer Zeit und mit Dir zu tun haben. Heißt natürlich auch nicht, dass ich denke, Du willst ihn wegen dem Geld halten. Eben - es hat nichts mit Dir und Deiner Sicht auf Eure Beziehung zu tun, sonder liegt in seiner Lebensgeschichte. So viel vielleicht, um auch ihn ein bisschen zu verstehen. Ein bisschen ...
Mehr musst Du jetzt echt nicht. Deine Kraft brauchst Du jetzt wirklich für Dich und Deine Kinder. Ich sage Dir meine Gedanken zu ihm v.a. auch deshalb, dass Du jetzt nicht an seinen verletzenden Worten "hängebleibst" und wieder Kraft verlierst.
Also - für Dich selbst. Es ist Dein Kind genauso wie auch Deine großen. Und Du hast - abgesehen von seiner Ablehnung - Grund zu Sorgen und Ängsten (Krankheit und finanzielle Verpflichtungen). Aber Du hast auch ein Kapital: Ein Herz für Dein Kind. Dir kommt es nicht so drauf an, dass es "mindestens" gesund ist (das war so zunächst seine Haltung, oder?). Du hast eine Wohnung. Das ist - auch wenn es jetzt finanziell gut überlegt sein will - auf jeden Fall ein Zuhause. Und es klingt so, als wäre da auch Platz. Und Du hast schon große Kinder. Mit ihnen hast Du schon viel geschafft und es ist für Dich wie eine Zukunftsaussicht: so kann es auch mit diesem werden! Das sind Deine Leuchttürme. Du machst die Dinge am liebsten mit Dir selbst aus und möchtest sie nicht belasten. Auch ein Plus für eine gute Eltern-Kind-Beziehung. (Sie einbeziehen kann auch eine Stärke sein, aber das kann ich natürlich nicht einschätzen.)
Jetzt brauchst aber Du selbst Rückenstärkung, damit Du an dem Termin vorbeikommst und zwar mit innerer Sicherheit und - ich möchte fast sagen - hoch erhobenen Hauptes. Ich kann Dir dafür nochmal sehr die Beratung ans Herz legen, die ich Dir gestern genannt habe. An dieser Stelle arbeiten Ärztinnen und - in schwierigen medizinischen Fragen - können sie auf Spezialisten zurückgreifen. Auch finanzielle Fragen kannst Du da besprechen. Wenn es ganz eng wird, gibt es auch finanzielle Unterstützung, wo Druck durch Kredite ist oder die staatliche Unterstützung nicht ausreicht. Und: seelisch-emotionale Unterstützung. Und ich glaube, das ist für Dich jetzt das Allerwichtigste, um jeden weiteren Schritt gehen zu können und die verletzenden Worte abzuwehren. Sie sind einfach nichts für Dich und nichts für das Kleine. Sei lieb umarmt und ermutigt zu einem Anruf bei der Beratung profemina (hier nochmal die Nummer: 0 8 000 60 67 67). Dann kannst Du schon mal entlastet und gestärkt ins Wochenende gehen.
Und schreiben - natürlich. Klar! Höre gern wieder von Dir!
Liebe Grüße von Tascha.
P.S.: Und ich will kein Märchenende erfinden ... Aber vielleicht treten auch seine guten Seiten wieder hervor, wenn er merkt, Du willst und brauchst keinen Cent von ihm ... Er hat ja sicher auch eine Sehnsucht nach einem guten Zusammensein. Jetzt Deinen Weg gehen, lohnt sich auf jeden Fall für Dich - und, ohne Berechnung, eher wie ein zusätzliches Geschenk, am Ende doch auch für Euch .... Gib ihm jedenfalls nicht nach in seinen unguten Forderungen!