Wippen mit Kopf gegen Bett

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Wippen mit Kopf gegen Bett

Hallo! Mein Sohn ist zwei Jahre alt und wippt seit Erica. Sieben Monate alt ist. Zur Zeit meist im Bett wenn er einschlafen mag und nicht kann. Er donnert dann immer mit dem Kopf an das Bett. Haben es zwar gepolstert aber trotzdem besteht die Angst er könne sich weh tun. Wippen und schrieb tut er phasenweise auch wenn er müde ist und viel erlebt hat. Gestern war der erste Krippentag und er hat danach 30 Minuten gebrüllt und gewippt. Ich konnte ihn kaum beruhigen. Er schlägt dann auch um sich. Dann ging es wieder, aber als seine Zwillingsschwester dann zu mir wollte ging es von vorne los. Ich weiß mir keinen Rat mehr und habe Angst irgend etwas falsch gemacht zu haben, dass er so reagiert. Autismus ist ausgeschlossen. Was kann das sein? Was kann ich machen?

von Kirjon am 18.08.2015, 09:24


Antwort auf: Wippen mit Kopf gegen Bett

Liebe Kirjon! Auch wenn das Verhalten Ihres Sohnes Sie verständlicherweise irritiert, solche Bewegungsautomatismen, die verstärkt im Kontext von Einschlafen und Müdigkeit vorkommen, sind normal für Kleinkinder und i.d.R. kein Grund zur Sorge. Auch das Um-sich-schlagen und sogar autoaggressive Handlungen (wie sich selbst hauen, Kopf auf den Boden schlagen etc.) in Zusammenhang mit Wut sind bei Kleinkindern in der Trotzphase nicht unüblich und legen sich meist wieder, wenn das Kind über mehr Ausdrucksmöglichkeiten verfügt. Kleinkinder werden oft von ihren Gefühlen regelrecht überschwemmt und verfügen noch nicht über geeignete Kanäle, diese Energien abzubauen. Im Gegensatz zu älteren Kindern, wo autoaggressives Verhalten schon genauer beobachtet werden sollte, sollte man als Eltern daher Ruhe bewahren und dem ganzen möglichst wenig Aufmerksamkeit schenken. Sie sollten zwar Verständnis für das Verhalten signalisieren, denn Ihr Kind erlebt solche "Attacken"als bedrohlich und fühlt sich der eigenen Gefühlswelt hilflos ausgeliefert (Was passiert hier mit mir? Bin ich jetzt böse?), doch gleichzeitig sollten Sie nicht vermitteln, dass Ihnen diese Phasen ebenfalls Angst einjagen oder Sie auch wütend machen, denn das würde Ihr Kind nur weiter verunsichern. Bitte schaffen Sie außerdem keine "Anreize" für dieses Verhalten, in dem Sie Ihr Kind bestrafen (negative Aufmerksamkeit) oder sich übermäßig besorgt und schockiert zeigen, denn so würde Ihr Kind lernen, dass es mit diesem Verhalten viel bei Ihnen erreichen kann. Was Sie machen, ist daher genau richtig: Sorgen Sie dafür, dass es nicht zu ernsten Verletzungen kommen kann oder andere Personen verletzt werden können (gehen Sie ggf. aus dem Raum) und sagen Sie Ihrem Sohn, dass er sich nun erstmal wieder beruhigen muss, dass die Wut aber gleich vorbeigeht und nichts Schlimmes passiert. Verhalten Sie sich möglichst neutral und versuchen Sie nicht, Ihren Sohn durch Bitten, Versprechen von Belohnungen oder Drohen zu beruhigen. Wenn die Situation sich entschärft hat, können Sie in den Arm nehmen und kurz die Situation ansprechen "Ui, da warst du jetzt ja sehr wütend. Gehts dir besser?" Mit zunehmenden Alter können Sie dann auch mal spielerisch Alternativen zum Wutanfall aufzeigen "Lass uns mal sehen, wie du das beim nächsten Mal besser machen kannst" Dazu kann man gut ein Rollenspiel und / oder Puppen benutzen und die Kinder einfach mal unterschiedliche Verhaltensweisen ausprobieren lassen. Ziel ist es, dass Konder lernen, dass Wut und Ärger zwar ok ist, Schlagen aber nicht (und auch nicht sich selbst). Wenn Sie merken, dass Sie selber wütend werden, hilft vielleicht folgender Trick, den der Autor J. Rogge mal in einem seiner Bücher beschrieben hat und stellen Sie sich Ihren "Wutzwerg" einfach mit einer riesigen pinkfarbenen Schleife um den Bauch vor... Also: nur die Ruhe! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 18.08.2015