Wie unterstütze ich ein gutes Einschlafverhalten?

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Wie unterstütze ich ein gutes Einschlafverhalten?

Guten Tag Frau Benz, ich lese gerne in ihrem Forum und habe schon einige gute Informationen bekommen, die ich für meine beiden Mädels nutzen konnte. Heute möchte ich ihnen selbst eine Frage stellen, da ich ihre Meinung zum Thema Schlaf sehr schätze. Meine jüngere Tochter ist nun 7 Monate. Sie schläft an guten Tagen in ihrem Bett ein. An schlechten Tagen, durch Erkältung, Zahnen oder zunehmende Mobilität, schläft sie an der Brust ein. Ich sitze mit ihr im Sessel und lege sie dann in ihr Bett. Tagsüber im Kinderwagen und im Auto immer zügig und ruhig. Im Bett jedoch meist nach vielen Bewegungen und mit viel brummen und jammern. Gerade Nachts beim weiterschlafen habe ich nicht die Geduld zu warten bis sie schläft. Dann schaukel ich oft ihr Bett, welches auf Rollen steht oder lege sie nochmal an. Meine eigentliche Frage ist: Wie kann ich ihr helfen ein gutes Einschlafverhalten zu entwickeln? Welche Methoden sind dabei "erlaubt", welche eher ungünstig? Welche Abhängigkeiten sind schwer wieder abzugewöhnen? Ich freue mich auf Ideen von ihnen. Liebe Grüße

von Helene13 am 29.02.2016, 14:34


Antwort auf: Wie unterstütze ich ein gutes Einschlafverhalten?

Liebe Helene! es freut mich, dass Ihnen das Forum gefällt! Sicher sind Ihre Fragen für viele andere Eltern ebenfalls interessant: Also: zunächst einmal muss man diffenzieren zwischen Fällen wo eine Schlafstörung vorliegt und solchen, wo dies nicht der Fall ist. Es gibt nämlich durchaus Kinder, die mit "falschen" (im Sinne von nicht dem Lehrbuch entsprechenden) Dingen problemlos klarkommen und altergemäß super schlafen und eben die Fälle, wo es nicht klappt und Handlungsbedarf besteht. Sie müssen also keine Sorge haben, allzuviel Falsch zu machen. Wenn Sie dieses Forum häufiger lesen, wissen Sie ja, dass das alles kein Hexenwerk ist. Außerdem ist es genau richtig, dass unterschiedliche Situationen unterschiedliche Maßnahmen erfordern. Ist ein Kind krank oder sonst wie eingeschränkt oder belastet ist es natürlich völlig legetim, von der sonstigen Routine abzuweichen und ganz viel Nähe zu spenden. Es ist ja geradezu ein evolutionärer Überlebensmechanismus, dass kleine Kinder sich bei "Gefahr" mehr in den Schutz der Eltern begeben. Dennoch ist es richtig, dass man sich und seinen Kindern auch das Leben unnötig schwer machen kann, in dem man Dinge einführt, die auf die Dauer einfach nicht lebbar sind und zur Aufrechterhaltung bzw. Verschärfung der Einschlafproblematik beitragen. Wenn man Einschlafhilfen einmal kritisch hinterfragt werden, wird auch sehr schnell deutlich, was das für Dinge sind. So wird allein schon der gesunde Menschenverstand sagen, dass stundenlanges nächtliches Autofahren, ewige Einschlafrituale, nächtliches Spielen, Wippen auf dem Pezziball vor laufendem Fön oder halbstündliches Anlegen an die Brust keine Lösung sein können. Die meisten Eltern, die zu mir kommen wissen dies auch, sind nur eben zu erschöpft und mürbe, um sich aus diesen Teufelskreisen zu befreien. Was dagegen eine solide Basis für eine gute Schlafentwicklung liefert (und somit auch gewissermaßen präventiv wirken) sind: - ein einigermaßen stabiler Rhythmus, vor allem mit festen Einschlafzeiten - vormittags mindestens eine halbe Stunde raus an die frische Luft (Licht und Bewegung sind ein wichtiger Taktgeben für die innere Uhr) - Überreizung vermeiden (prompt auf Müdigkeits- und Überforderungssignale reagieren) und den Tag rechtzeitig ruhig ausklingen lassen - keine Ablenkung von Müdigkeitsgefühlen durch intensive Reize beim Einschlafen eines Säuglings, besser: daneben liegen und evtl. noch eine Hand auf den Bauch reicht. - für eigene Ruhe und Entspannung sorgen, um selbst Ruhe vermitteln zu können - nicht versuchen, immer alles allein schaffen zu wollen, alles perfekt zu machen, Mut zu Pragmatismus und Vertrauen auf die eigene elterliche Intuition Wie gesagt, nichts Neues, keine Wundermethoden, kein Hexenwerk. Allerdings wird auch klar, dass all dies leichter geht, wenn man für Entlastung und Unterstützung sorgt und gut auch auf sich achtet. Ich hoffe, damit ein paar Ideen geliefert zu haben! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 02.03.2016