Wie helfen wir unserem 7 Monate alten Sohn sinnvoll beim Einschlafen am Tag?

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Wie helfen wir unserem 7 Monate alten Sohn sinnvoll beim Einschlafen am Tag?

Liebe Frau Benz, mein Sohn (7 Monate) hat von Beginn an nachts recht gut und tagsüber extrem schlecht geschlafen. Extrem schlecht heißt, dass ihn bis er ca. 4 Monate war nichts zum Einschlafen gebracht hat und er meist 45 Minuten bei uns im Tragetuch geweint hat. Damit bestanden die Tage nur aus Essen. Weinen, Schlafen. Dann kam eine bessere Phase, in der er meist im fahrenden Kinderwagen geschlafen hat. Seit ca. 4 Wochen und nach viel Arbeit ist es nun so weit: Er schläft im "großen Bett" ein, während ich neben ihm liege. :-) Teilweise klappt das sogar ganz ohne Schreien, teilweise wird ca. 10-15 Minuten geschrien / gemeckert, wobei ich ruhig neben ihm liege und ihn tröste. Das passt für mich beides gut und ich kann im Anschluss aufstehen. Dazu nun zwei Fragen: 1) Manchmal zeigt er - teils schon 30-60 Minuten nach dem Aufstehen, teils auch erst nach 2-3 Stunden - eindeutige Müdigkeitszeichen (Gähnen, Augen reiben, Unleidlichkeit). Wenn ich mich aber dann mit ihm hinlege, wird nur so lange geschrien bis seine Laune irgendwann umschwenkt und er aus dem Nichts anfängt zu grinsen und zu lachen, ist dann eindeutig munter. In den Fällen habe ich ihn nun aus dem Bett genommen und bin wieder aufgestanden, bis er meist ca. 1 Stunde später wieder müde war. Ist es in Ordnung, hier schon vor dem Launenumschwung wieder aufzustehen (wenn er 15 Minuten geweint hat, schläft er erfahrungsgemäß dann auch erstmal nicht mehr) oder gewöhnt er sich dann an "Schreien = Aufstehen"? 2) Bisher war ich voll in Elternzeit. Ab nächster Woche teilen mein Mann und ich uns rein, d.h. er ist 2 Tage daheim und ich 3 Tage. Die ersten Wochen habe ich noch Urlaub, um den Übergang gut zu gestalten. Nun ist es so, dass unser Sohn bisher nur bei mir einschläft. Wegen der Schwierigkeiten dabei hat mein Mann es noch nicht mit ihm "geübt". Sollen die beiden sich selbst ein komplett eigenes Ritual aufbauen oder sich an meins anlehnen? Sollen sie das zu Beginn allein üben oder ist es hilfreich, wenn ich am Anfang noch mit dabei bin? Haben Sie Tipps, wie wir den Übergang bzgl. des Einschlafens am besten gestalten? Danke im Vorab!

von Valandil am 12.07.2016, 22:28


Antwort auf: Wie helfen wir unserem 7 Monate alten Sohn sinnvoll beim Einschlafen am Tag?

Liebe Valandil! zunächst einmal: Ich finde Sie machen Ihre Sache wirklich sehr gut und haben in einer (sicher nicht einfachen!) Situation einen prima Weg gefunden, wie es mit der Nachtruhe klappt. Ich bin daher auch zuversichtlich, dass Sie auch für die Probleme am Tage eine Lösung finden. Was dabei vielleicht helfen könnte sind einigermaßen feste Zeiten. Mit sieben Monaten hat ein Kind schon die Voraussetzungen, um mehr und mehr einen stabilen Rhythmus zu entwickeln und nicht mehr wie ein Neugeborenes mal so mal so zu schlafen. Ich würde daher nicht mehr warten, bis Ihr Kleiner mal zu dieser, mal zu jener Zeit müde ist, sondern feste Schlafenszeiten etablieren. In diesem Alter wäre dies i.d.R. ein kürzeres Vormittags- und ein Mittagsschläfchen sowie eventuell noch ein kurzes „Hasenschläfchen“ am Nachmittag. Empfehlungen zu passende Zeiten lassen sich aus der Ferne nicht abgeben, dafür würde man die Daten von 24h-Protokollen benötigen. Doch nicht immer ist eine ganz präzise Analyse notwendig, und es reicht, wenn Sie als Mutter nach Ihrem Gefühl gehen. Doch fester Rhythmus heißt nicht, dass Sie wie ein Automat agieren müssen. Abweichungen von plus/minus 30 Minuten sind völlig ok. Ebenso ist es völlig ok, dass Sie wieder aufstehen, wenn Ihr Kleiner nach 215-20 Minuten nur noch rumhampelt. Zur Etablierung eines festen Rhythmus wäre es dann aber wichtig, Ihren Kleinen dann wieder zur nächsten geplanten Zeit hinzulegen und einen neuen Versuch zu starten usw. usw. Das ist am Anfang nervig und zeitraubend, doch nach spätestens 14 Tagen konsequenten Vorgehens sollte sich der Schlaf-/Wachrhythmus entsprechend angepasst haben. Nicht vergessen: Schlaf ist ein hochkomplexes System in dem Hormone, Stoffwechsel, Atmung, Blutdruck, Temperatur etc. aufeinander abgestimmt werden. Dass passiert nicht von heute auf morgen. Was die Elternzeit Ihres Mannes betrifft, so wäre daher auch die einzige Vorgabe, die ich machen würde, die, dass Sie sich beide an die Zeiten halten. Ansonsten lassen Sie Ihren Mann ruhig seinen eigenen Weg finden! Kinder können sich schon sehr früh auf unterschiedliche Bezugspersonen einstellen und kapieren sehr gut, dass bei Papa Dinge anders sind als bei Mama. Dies ist eine Bereicherung für alle Seiten! Für Sie, dass Sie entlastet werden, für Ihren Mann der so seine eigene Vaterrolle aufbaut und Sicherheit gewinnt, und natürlich auch für Ihr Kind, dass lernt, dass eine sichere Bindung zu Ihnen beiden aufbauen kann. Also, auch wenn es manchmal schwerfallen mag, lassen Sie ihn machen! Nichts ist schlimmer als eine Mutter, die immer mit Argusaugen hinter dem Vater steht und alles kontrolliert. So können Väter keine Sicherheit gewinnen und das alte Rollenbild wird unbeabsichtigt zementiert. Wenn ich manchmal meinen Mann und meine Söhne nach einer „Männertour“ völlig verdreckt und überall klebend in der Stadt treffe, möchte ich auch gern mal draufschreiben, „diese Personen sind mir nicht bekannt...“, doch das ist mein Problem und mein Lernfeld (-; Also, freuen Sie sich auf diesen neuen Abschnitt und alles Gute! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 18.07.2016


Antwort auf: Wie helfen wir unserem 7 Monate alten Sohn sinnvoll beim Einschlafen am Tag?

Liebe Valandil! zunächst einmal: Ich finde Sie machen Ihre Sache wirklich sehr gut und haben in einer (sicher nicht einfachen!) Situation einen prima Weg gefunden, wie es mit der Nachtruhe klappt. Ich bin daher auch zuversichtlich, dass Sie auch für die Probleme am Tage eine Lösung finden. Was dabei vielleicht helfen könnte sind einigermaßen feste Zeiten. Mit sieben Monaten hat ein Kind schon die Voraussetzungen, um mehr und mehr einen stabilen Rhythmus zu entwickeln und nicht mehr wie ein Neugeborenes mal so mal so zu schlafen. Ich würde daher nicht mehr warten, bis Ihr Kleiner mal zu dieser, mal zu jener Zeit müde ist, sondern feste Schlafenszeiten etablieren. In diesem Alter wäre dies i.d.R. ein kürzeres Vormittags- und ein Mittagsschläfchen sowie eventuell noch ein kurzes „Hasenschläfchen“ am Nachmittag. Empfehlungen zu passende Zeiten lassen sich aus der Ferne nicht abgeben, dafür würde man die Daten von 24h-Protokollen benötigen. Doch nicht immer ist eine ganz präzise Analyse notwendig, und es reicht, wenn Sie als Mutter nach Ihrem Gefühl gehen. Doch fester Rhythmus heißt nicht, dass Sie wie ein Automat agieren müssen. Abweichungen von plus/minus 30 Minuten sind völlig ok. Ebenso ist es völlig ok, dass Sie wieder aufstehen, wenn Ihr Kleiner nach 215-20 Minuten nur noch rumhampelt. Zur Etablierung eines festen Rhythmus wäre es dann aber wichtig, Ihren Kleinen dann wieder zur nächsten geplanten Zeit hinzulegen und einen neuen Versuch zu starten usw. usw. Das ist am Anfang nervig und zeitraubend, doch nach spätestens 14 Tagen konsequenten Vorgehens sollte sich der Schlaf-/Wachrhythmus entsprechend angepasst haben. Nicht vergessen: Schlaf ist ein hochkomplexes System in dem Hormone, Stoffwechsel, Atmung, Blutdruck, Temperatur etc. aufeinander abgestimmt werden. Dass passiert nicht von heute auf morgen. Was die Elternzeit Ihres Mannes betrifft, so wäre daher auch die einzige Vorgabe, die ich machen würde, die, dass Sie sich beide an die Zeiten halten. Ansonsten lassen Sie Ihren Mann ruhig seinen eigenen Weg finden! Kinder können sich schon sehr früh auf unterschiedliche Bezugspersonen einstellen und kapieren sehr gut, dass bei Papa Dinge anders sind als bei Mama. Dies ist eine Bereicherung für alle Seiten! Für Sie, dass Sie entlastet werden, für Ihren Mann der so seine eigene Vaterrolle aufbaut und Sicherheit gewinnt, und natürlich auch für Ihr Kind, dass lernt, dass eine sichere Bindung zu Ihnen beiden aufbauen kann. Also, auch wenn es manchmal schwerfallen mag, lassen Sie ihn machen! Nichts ist schlimmer als eine Mutter, die immer mit Argusaugen hinter dem Vater steht und alles kontrolliert. So können Väter keine Sicherheit gewinnen und das alte Rollenbild wird unbeabsichtigt zementiert. Wenn ich manchmal meinen Mann und meine Söhne nach einer „Männertour“ völlig verdreckt und überall klebend in der Stadt treffe, möchte ich auch gern mal draufschreiben, „diese Personen sind mir nicht bekannt...“, doch das ist mein Problem und mein Lernfeld (-; Also, freuen Sie sich auf diesen neuen Abschnitt und alles Gute! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 18.07.2016