Wie bringe ich mein Kind (12 M.) zum Schlafen im eigenen Bettchen?

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Wie bringe ich mein Kind (12 M.) zum Schlafen im eigenen Bettchen?

Hallo Frau Bentz, ich hatte mich vor 5 Monaten schonmal bei Ihnen gemeldet. Damals hat mich meine Tochter stündlich in der Nacht geweckt und tagsüber musste sie alle 1-2 Stunden in den Schlaf gewippt werden. Mittlerweile ist sie ein Jahr alt und es haben sich die Abstände verlängert. Sie wacht nachts, wenn ich auch im Familienbett liege, etwa 3-4 Mal auf, wenn ich nicht da bin etwas häufiger. Damit komme ich jedoch ganz gut zurecht. Wenn sie auch bald das Familienbett verlassen soll, da sie gerne im Schlaf durchs ganze Bett turnt, herauszufallen droht und meinen Mann wach hält. Das schlimmere Problem ist aber tagsüber. 2-3 Mal pro Tag muss sie 10-45 Minuten in den Schlaf gewippt werden (Pezziball) mit Gesinge und Gesumme. Danach lässt sie sich kaum ablegen. Wenn man es schafft, schläft sie nur 20 Minuten. Schafft man es nicht, schläft sie überhaupt nicht mehr. Sie weint dann und traut sich nicht mehr einzuschlafen. Wir haben es nun schon mehrmals probiert sie an ihr Bett zu gewöhnen und sind bitterlich gescheitert. Meine Tochter gerät in absolute Panik, kreischt, schwitzt, verschluckt sich und würgt sogar vom Schreien. Sie will aus dem Bett klettern und bittet verzweifelt darum auf den Arm genommen zu werden. Das längste, was ich so durchgehalten habe, waren 2 Stunden in denen sie zwar mehrmals ruhiger wurde und kurzzeitig die Augen schloss, aber nur um danach noch lauter zu schreien. Letztendlich ist sie wieder auf meinem Arm eingeschlafen. Ich weiß nun nicht mehr weiter. Ich habe am Montag meinen Wiedereinstieg und mein Mann bleibt mit unserer Tochter Zuhause. Er hat allerdings Knieprobleme und kann nicht so viel wippen. Haben Sie einen Rat wie wir unsere Kleine an ihr eigenes Bett gewöhnen können? Tagsüber und langfristig auch nachts? Wir sind am verzweifeln. Vielen Dank im Voraus, Joey

von mamijoey am 31.03.2016, 19:54


Antwort auf: Wie bringe ich mein Kind (12 M.) zum Schlafen im eigenen Bettchen?

Liebe mamijoey, es freut mich, dass es zumindest schon etwas besser geworden ist. Dennoch scheint mir die Lage wirklich noch sehr belastend für alle Beteiligten. Natürlich muss ein Kind mit 12 Monaten noch nicht durchschlafen. Da sich nun in der Entwicklung der Schlaf aber mehr und mehr dem Schlaf eines Erwachsenen angleicht und sich weniger dafür aber längere Schlafzyklen sich abbilden müssten, ist die doch recht hohe Häufigkeit nächtlicher Unterbrechungen nicht nur stressig sondern auch nicht ganz unkritisch. Zudem ist das lange Einschlafritual so ja auf die Dauer schlicht eine Sackgasse. Das sehen Sie ja selbst. Was Ihnen nun meiner Ansicht nach fehlt, ist nicht die passende Methode, sondern den Mut, von diesen Dingen wegzukommen. Ohne dass Sie Ihre Tochter daran gewöhnen, ohne diese Dinge einzuschlafen, wird es keinen Fortschritt geben. Sie ersetzen sonst eine Methode gegen die andere, der Frust wird immer größer und das Zutrauen immer kleiner. Leider kann Ihnen das niemand abnehmen. Zudem will ich Sie auch nicht überreden, etwas zu tun, was Sie ablehnen. Nur kann ich Ihnen keinen anderen Weg nennen, der das gewünschte selbstständige Einschlafen im Bettchen fördert, ohne ein Kind in sein Bettchen zu legen und auf das mehrstündige Wippen und Singen auf dem Pezziball zu verzichten. Sie müssten demnach zwei Schritte tun: sich für diesen Weg zu entscheiden und diesen Weg gehen. Niemand kann und wird oder Ihnen den Stress und die Verantwortung abnehmen. Was man als Externen tun kann, ist Sie zu begleiten und zu stärken, doch hier sind meine Möglichkeiten begrenzt. Die wichtigsten Fragen, die Sie sich stellen müssen lautet daher: was hindert Sie daran Dinge zu ändern und was motiviert Sie dazu, die alten Muster aufrecht zu halten, obwohl Ihr Wunsch ist, sie zu ändern. Haben Sie Sorge, dass es Ihrem Kind schadet? Nun, es gibt keine Garantien und sehr viel unterschiedliche Ansätze und Meinungen. Wenn man aber sich dafür entscheidet, etwas zu tun, so führen alle letztendlich darauf hinaus, dass selbstständige Einschlafen durch schrittweisen Entzug elterlicher Einschlafhilfen zu reduzieren. Ob und wie sie dabei vorgehen ist weniger eine Frage der Methode als der Passung zwischen Methode und Familie. Manchen Eltern trauen es sich gleich zu, mit dem begleiteten Weinen auf weitere Einschlafhilfen zu verzichten und nur bei Ihrem Kind zu sein, andere wiederum gehen in viel kleineren Schritten vor und brauchen nur einen Plan etc. Was jedoch alle eint ist die Notwendigkeit, eine Sache wirklich durchzuziehen und zwar jeden Tag auf Neue, für mindestens 14 Tage. Haben Sie das wirklich probiert? Ein schlimmer Abend hat überhaupt keine Aussagekraft, ob eine Methode funktioniert oder nicht. Ihre Tochter hatte schließlich auch 12 Monate, um sich an Ihre Einschlafhilfen zu gewöhnen. Da braucht es Zeit, dies zu ändern. Ihre Tochter schreit dann zwei Stunden? Das müssen Sie einkalkulieren, wenn Sie sich für diesen Weg entscheiden. Sogar der, oder mehr Stunden. Änderungen sind immer höchst anstrengend, stressig und irritierend und verschlimmern zu Beginn oft das Problem. Denken Sie an einen Höhenangstpatienten der auf einen hohen Turm klettern muss, die Angst wird beim Klettern nicht einfach weg sein, sie wird erst dann verschwinden, wenn sich dieser Erfahrung stellt. Wenn es als einen Abend nicht klappt, heißt es Augen zu und durch und am nächsten Abend wieder. Das ist sicher kein Spaß, weder für Sie noch Ihre Tochter. Das Risiko, dass dabei die Bindung belastet wird, halte ich - solange Sie Ihr Kind eben nicht allein ausschreien lassen - für sehr gering, denn einem Kind etwas zumuten, heißt nicht es zu schädigen! Wir können und sollten Kinder nicht vor allen Unangenehmen schützen, die Bewältigung von Herausforderungen gehört untrennbar zu einer positiven Entwicklung dazu. Doch meine Meinung ist hier weniger entscheidend als Ihr Vertrauen darauf, dass Ihr Kind diesen Schritt kann, das es wichtig und richtig ist, was Sie zu, auch wenn es für alle kurzfristig stressiger ist. Zudem hilft vielleicht folgende Überlegung: Stundenlanges Wippen auf dem Pezziball ist kein natürliches Bedürfnis eines Kindes, auch wenn dies kurzfristig funktionieren mag. Ein natürliches Bedürfnis, was Sie alle haben, ist aber ausreichen (nicht perfekter!) Schlaf. Dies Stunden, die Sie auf dem Pezziball pro Tag verbringen, sind anderswo sicher besser (und vielleicht auch bindungsorientierter) investiert. Weiter kann ich Ihnen auch nicht raten, nur ermutigen und viel Erfolg wünschen! In diesem Sinne weiterhin alles Gute! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 02.04.2016


Antwort auf: Wie bringe ich mein Kind (12 M.) zum Schlafen im eigenen Bettchen?

Deine Frage ist zwar schon ein Weilchen her, aber vielleicht liest du das noch, oder es hilft jemend anderem. Ich hatre die selben Probleme mit meinem Sohn. Bis ich die Tagesschläfchen drastisch reduziert habe. Ich habe nicht mehr 2-3 Mal ewig versucht, ihn zum schlafen zu bewegen, sondern nur noch einmal am frühem Nachmittag. Das sollte mit 12 Monaten ausreichen. Die ersten 3 Tage waren hart, er wat furchtbar knatschig, ich war nur noch müde, müde, müde, er kam auch nachts alle 1,5 bis zwei Stunden... Am 4. Tag hat er nachmittags nach 5 Mi uten Kinderwagen fahren eingeschlafen und 1 Stunde durchgeschlafen. Und in der darauffolgenden Nacht von 20.30 Uhr bis 5.30 Uhr mit einer kurzen Unterbrechumg zum Schnuller suchen... Seitdem habe ich ein zufriedenes Kind. Er ist zwar oft gegen abend sehr müde, aber dann schläft er nachts gut und ist am nächsten Tag ausgeschlafen. Oft hört man den Tip, die Kinder bei den ersten Anzeichen von Müdigkeit zum schlafen zu bringen, aber ich habe die Erfahrung gemacht, der Schuss kann auch nach hinten losgehen. Alles Gute für euch!

von tinchen2601 am 15.04.2016, 22:32