Weniger Stillen, bessere Nächte?

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Weniger Stillen, bessere Nächte?

Liebe Frau Dr. Bentz, eine typische Situation, wie ich hier dem Forum flüchtig entnehmen konnte. Unsere Kleine ist nun bald 13 Monate alt. Schon immer hatten wir Probleme beim schlafen legen, was mir Anfangs aufgrund meiner fehlenden Erfahrung nicht bewusst war. Ich habe immer gedacht, dass wir etwas falsch machen. Die Kleine hatte in den ersten drei Monaten Abends immer wieder einige Zeit mit Schreien vor dem Schlafen gehen zutun, um den Tag zu verarbeiten. Sonst war sie sehr ruhig und war auf unserem Arm immer sofort ruhig. Darauf konnten wir uns immer verlassen. Dementsprechend habe ich sie auch viel getragen. Sobald es jedoch an das Schlafen, ob am Tag oder Abends ging. Am Tag haben wir so einiges probiert, immer gab es viel Geschrei beim einschlafen. Sie wurde immer getragen, es wurde gewippt, gesungen, aber nichts war wirklich erfolgreich. Immer mussten wir sie mit Geschrei zum einschlafen bringen und dann vorsichtig ablegen. Gerade wo die Schläfchen so oft am Tag waren, war es ein graus. Auch im Kinderwagen gab es mal viel, mal weniger Geschrei. Wir waren total verunsichert. Sind zum Osteopathen…..aber alles war gut. Im Auto das Gleiche viel Weinen……nur in der Trage schlief sie ruhig und mit Sicherheit ein. Irgendwann ab dem fünften Monat, wo auch das Tragen für mich körperlich nicht mehr ging, habe ich mich dann immer mit ihr ins Bett gelegt, abgedunkelt und sie gestillt und sie schlief schließlich immer dabei ein. Das ist bis heute so geblieben, weil ich mich damit bisher am wohlsten fühlte und wir bei kleinen Versuchen gleich wieder Weinen hatten. Klar, sie kannte die Brust und wenn ich neben ihr lag wurde natürlich protestiert. Die Geburt wurde mit einer leichten Einleitung zwei Wochen früher veranlasst, da ich Schwangerschaftscholestase hatte. Die Wehen setzen dann noch am selben Abend ein und die Kleine war mit Erstaunen der Hebamme schon zwei Stunden später da. Es ging also alles sehr schnell. Nun muss ich bald wieder arbeiten. Und der eigentliche Grund ist vielmehr für mich, dass die Kleine seit ihrer Geburt sehr oft in der Nacht wach ist, es gab nie ruhigere Phasen. Immer 4-6mal die Nacht und nur mit Stillen wieder zu beruhigen. Selten klappt es mal mit Po streicheln. Mich belastet die Situation doch zunehmend, aber ich liebe die Kleine so, dass es mir auch schwer fällt sie schreien zu lassen. Vor allem wer sagt mir, dass ich mit dem Abstillen nachts oder zumindest für eine festgelegte Zeit, auch bessere Nächte haben werde? Sie ist schon seeehr energisch. Ist es denn so, dass die Kleinen das schnell verstehen und dann nachts auch besser schlafen? Wie können wir das angehen? Gibt es die Möglichkeit von 21 - 5Uhr morgens "zu zu machen"? Am Tag schafft sie es mittlerweile ohne Stillen beim Papa einzuschlafen und lässt sich beruhigen, in der Nacht ist sie total in Rage und will nur die Brust. Viele Grüße, Ina

von ulina1810 am 29.10.2015, 19:49


Antwort auf: Weniger Stillen, bessere Nächte?

Liebe Ina, ja, Sie haben Recht! Ihre Situation ist wirklich recht typisch - wie Sie auch den vorigen drei Beiträgen entnehmen können. Und wie Sie sehen, fällt es vielen Eltern nicht leicht, hier einen Weg zu finden, denn schließlich will man sein Kind ja nicht leiden lassen oder einen Schhaden zufügen. Wenn Sie sich meine zurvor beschriebenen Empfehlungen durchlesen, bekommen Sie vielleicht schon ein paar Ideen, wie es klappen könnte. Was ich Ihnen leider nicht bieten kann, sind drei Dinge: - ein Garantie, dass es klappt und die Nächte besser werden - eine Methode, die Protest völlig verhindert - die Entscheidung etwas zu verändern oder es zu lassen Ich finde es daher auch völlig legitim, dass Sie bisher gezögert haben und möchte auch nichts predigen, was gegen Ihr Bauchgefühl verstößt. Sie treffen die Entscheidung! Aus meiner Sicht stehen Sie vor zwei Alternativen: a) Sie akzeptieren die Situation so wie sie ist und warten, bis Ihre Tochter sich von selbst abstillt, so wie es z.B. von vielen Anhängern des attachment paranting empfohlen wird. Hierzu gibt es auch entprechende Literatur. b) Sie entscheiden, dass eine Veränderung notwendig ist. Dann müssen Sie jedoch auch den Impuls dazu geben, denn Ihre Tochter kann weder die notwendigen Änderungen vornhemen, noch wird sie motiviert sein, dass Gewohnte zu verlassen - sie weiß ja schließloch nicht, welche negativen Konsequenzen dass für Sie alle hat und kann sich auch nicht in Ihren Schlafmangel hineinversetzen. Wenn Sie sich zudem mal hier im Forum umschauen, werden Sie sehen, dass Protest aushalten, an Alternativen gewöhnen und konsquent am ball bleiben nicht gleichzusetzen ist mit "Schreienlassen". "Schreienlassen", allein im dunklen Raum empfehle ich nicht. Bei vielen Eltern liegt jedoch ein Missverständnis vor: Sie glauben, um eine sichere Bindung aufzubauen und psychischen Schäden vorzubeugen dass Ihr Kind nie schreien dürfte und setzten daher alles dran, um jegliches Schreien zu verhindern. Doch Schreien ist nicht gleich Schreien und besonders im zunehmenden Alter - wenn aus Babys Kleinkinder werden- ist Schreien nicht nur Ausdrück von Angst und Bedürftigkeit. Hier wird dann neben Nähe auch mehr und mehr Erziehungskomptenz gefordert und dazu gehört, dass wir Eltern auf Konflikte, Protest, Wille, Trotz und Wut anders reagieren als auf das hilflose Weinen eines kleinen Säuglings. Aufgabe von Eltern sollte (und kann) meiner Meinung nach nicht sein, Kinder vor allen unangenehmen Erfahrungen zu bewahren, sondern Eltern sollten Ihnen die Kompetenzen vermitteln, damit umzugehen. Für mich gehört das Thema Schlaf dazu. Doch wann und in welchem Alter hier was richtig ist, entscheiden letztendlich immer wieder Sie als Eltern. Also, suchen Sie vielleicht nicht nach Tipps, sondern erstmal nach Ihrer inneren Stimme. Dann finden Sie auch für sich und Ihre Tochter einen Weg! Ich wünsche Ihnen alles Gute! Für welchen Weg Sie sich auch entscheiden - er wird Ihnen sicher gelingen, wenn Sie davon überzeugt sind! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 30.10.2015


Antwort auf: Weniger Stillen, bessere Nächte?

Liebe Frau Bentz, vielen vielen Dank für Ihre sehr schöne und einfühlsame Antwort. Diese hat mich nochmal sehr darin bestärkt zu schauen, wann ich für was bereit dazu bin. Sie haben recht! Vielen Dank noch einmal!!! Liebe Grüße, Ina

von ulina1810 am 30.10.2015, 19:29