Was sollen wir tun?

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Was sollen wir tun?

Hallo Frau Dr. Bentz, das wird nun etwas länger aber ich bräuchte nochmal Ihren Rat denn mein Mann und ich wissen nicht mehr weiter. Unser Sohn wird in ein paar Tagen 7 Monate alt und hat in den ersten 4 Monaten seines Lebens sehr viel geschrien. Auch jetzt schreit er noch, wenn er müde wird. Wir versuchen ihn immer bei den ersten Müdigkeitsanzeichen hinzulegen, das klappt tagsüber nur in der Federwiege oder beim Stillen, aber auch nicht immer beim ersten Anlauf. Wenn er nicht gerade müde ist, ist er aber ein fröhliches Kerlchen, das viel spielt und lacht. Das entschädigt doch für einiges jedoch sind zur Zeit die Nächte unser großes Problem. Sie werden einfach nicht besser. Er hat schon immer schlecht geschlafen und nur max. 3 Stunden am Stück aber sogar das ist schon so lange her, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann. Unsere Tage gestalten sich recht simpel, wir unternehmen mal was kurzes am Vormittag oder gehen spazieren aber ansonsten sind wir nach wie vor sehr viel zu Hause, da er nur da schlafen kann. Meistens macht er 3-4 Schläfchen am Tag. Abends haben wir ein kurzes Abendritual und dann wird er in den Schlaf gestillt. Schlafen tut er bei uns im Bett. Nun fängt er nach spätestens 1,5 Stunden an sich hin und her zu drehen, bis ich ihn hoch nehme und ihm die Brust gebe. Meistens will er jedoch nur nuckeln. Die Schlafphasen werden immer kürzer sodass ich irgendwann im Liegen stille bzw. lasse ihn nuckeln wann er will da ich nur so etwas Halbschlaf bekomme. Irgendwann jedoch wird er auch so total unruhig. Er liegt auf der Seite und nuckelt 2-3 Mal, dockt sich dann ab und dreht sich auf die andere Seite. Nach 5 Sekunden dreht er sich wieder zu mir und nuckelt wieder 2-3 Mal. Irgendwann setze ich mich dann mit ihm hin und gebe ihm so die Brust. Tut er das um sich selbst zum Schlafen zu bringen? Wir haben nun Verschiedenes probiert, um an dem Zustand etwas zu ändern. Neulich habe ich ihn zwischen meinem Mann und mir liegen gelassen als er wach wurde. Wir haben sein Händchen gehalten, ihn gestreichelt und Shhh gemacht aber er hat sich so in Rage gebrüllt, dass ich ihn nach 20 Minuten doch hoch nahm und ihm die Brust gab. Es ist, als registriert er gar nicht, dass wir da sind! Das haben wir mehrmals versucht. Wie lange kann man so ein Baby denn schreien lassen (begleitet)? Das nächste Problem ist, dass ich nachts nicht unterscheiden kann, ob er nur nuckeln will oder tatsächlich Hunger hat. Auch tagsüber haben wir keine richtigen Still-"Mahlzeiten", sondern er trinkt immer ein bißchen. Nachts trinkt er entsprechend auch immer nicht so viel und hat dann schnell wieder Hunger oder ist es nachts anders? Ich möchte ja auch nicht, dass das nach hinten los geht und er lernt, dass er nur lange genug schreien muss damit ich ihm die Brust gebe. Aber wenn er Hunger hat, will ich ihn natürlich stillen. Dann versuchen wir seit einigen Tagen ihn wieder in sein Beistellbettchen zu legen, da ich gelesen habe, das Dauernuckeln kann auch daher kommen dass er meine Milch immer riecht. Aber auch da schläft er nur max. 1,5 Stunden und auch nur einmalig. Die Frage ist nun, können wir überhaupt etwas machen, damit er besser schläft? Einen ruhigen Tagesablauf mit regelmäßigen Schläfchen und viel Nähe geben wir ihm aber das scheint ja nicht viel zu bringen. Bald wollen wir den Abendbrei einführen, könnte das was bringen? Oder Abstillen? Ist es normal, dass er auch mit fast 7 Monaten solche Probleme mit dem Schlafen hat und dann extrem schreit? Ist doch nur "schreien lassen" das was hilft? Es gibt leider niemanden, der ihn mir tagsüber mal abnehmen könnte. Zähne hat er auch noch keine, aber es ist auch noch nichts zu sehen. Er kaut nicht mehr als sonst auf Dingen herum. Außerdem geht diese "Phase" ja schon so ewig.. Vielen Dank für Ihre Zeit und Mühe, ich freue mich auf Ihre Antwort. Liebe Grüße, Moni Zitroni

von Moni Zitroni am 25.11.2015, 16:40


Antwort auf: Was sollen wir tun?

Liebe Moni Zitroni, es tut mir leid, dass Ihre Schwierigkeiten andauern. Ruhe und Struktur am Tag sind sicher ein wichtige Basis. Was jetzt vielleicht noch fehlt, ist etwas mehr Geduld beim Durchhalten von Maßnahmen. Sie berichten, das Sie sehr schnell viele wechselnde Möglichkeiten anbieten, wenn Ihr Sohn schreit. Besser wäre trotz des Schreiens bei einer Sache zu bleiben, d.h. mindesten zwei Wochen. Vorher sehen Sie eh nicht, ob eine Methode klappt oder nicht. Verhaltensänderungen brauchen Zeit - das betone ich hier immer wieder! Wenn Sie zudem häufig was Neues machen, mal im Elternbett schlafen lassen, mal im einen Bett etc. wird Ihr Sohn zunehmend verwirrter, denn es ist ja alles jedes mal anders. Wie soll, er da wissen, was von ihm erwartet wird. Es ist zudem häufig ein Irrtum, dass man nur DIE Methode finden müsste, um ein Kind zu schlafen zu bringen. Sonst gäbe es ja auch dieses Forum sehr wahrscheinlich nicht... Es ist wichtige, dass Sie EINE Methode finden, die zu Ihnen passt und die Sie dauerhaft durchhalten können - sei es nun Familienbett, Bettchen im Elternzimmer oder Schlafen im Kinderzimmer etc. In den kinderärztlichen Leitlinien seit längerem wird übrigens empfohlen, dass ein Kind im ersten Lebensjahr im einen Bett, aber im Zimmer der Eltern schlafen soll. Die Aussage Ihres Kinderarztes kann ich daher nicht nachvollziehen und auch nicht empfehlen. Die sogen. Cry-Out-Methode, als ein schlichtes Schreien lassen, ist zwar effektiv (das Schreien hört auf), doch mit erheblichen Risiken für die psychische Gesundheit Ihre Kindes. Selbst die Ferber- Methode (die als abgemilderte Form des Cry-Outs entwickelt wurde) wird in der Säuglings- und Kleinkindpsychologie nur ab einem Alter von zwölf Monaten unter strenger Abwägung des Kosten-Nutzens-Verhältnisses empfohlen. Mit sieben Monaten ist Ihr Kind für jegliche Form von Schlaftraining einfach zu jung! In diesem Alter ist Schlafenkönnen nicht bloße Erziehungssache, sondern auch eine Frage der Hirnreife. D.H. Ihr Kind muss erst durch seine Entwicklung in der Lage sein, durchschlafen zu können. Mit sieben Monaten tun das zwar viele Kinder, viele aber auch nicht. Die Erwartungen müssen daher auch realistisch sein, sonst macht man sich und dem Kind Zuviel Druck. Durschlafen ist übrigens definiert als 5-6h - nicht die ganze Nacht. Wenn Sie sich unsicher sind, was die Nahrungsmenge betrifft, könnten Sie für die Nacht auf abgepumpte Milch umstellen. Dann sehen Sie ja , was er zu sich nimmt. Oder Sie machen mal ein zwei Nächte Stillproben (vor- und nach dem Stillen wiegen mit gleicher Windel). Ansonsten könnte ich mir auch nachts die teilweise Umstellung auf Pre-Nahrung vorstellen. D.H. Sie könnten spätabends / nachts die letzte Stillmalzeit geben, zwischendurch gibt es Fläschchen und dann frühmorgens wieder normal Stillen. Diese sogen. Zwimilchmethode kann einen Kompromiss darstellen, wenn das alleinige Stillen sonst zu sehr zur Belastung wird und ans komplette Abstillen gedacht wird. Zudem könnte der Papa mal übernehmen. Vielleicht fragen Sie hierzu einfach mal Ihre Hebamme. Die kennt Sie und Ihren Fall ja besser als ich. Ansonsten wünsche ich Ihnen weiterhin alles Gute und genießen Sie die Glückmomente, die sicher bald noch mehr werden, wenn die Entwicklung voranschreitet! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 28.11.2015


Antwort auf: Was sollen wir tun?

Hallo Moni, Ich kann dir nicht unbedingt aus deiner Situation helfen, aber mir hätte es damals geholfen das von jemandem zu hören: Unser Sohn war ganz genau so. Wir haben ihn dann tatsächlich kuschelnd schreien lassen. So wurde es besser. Aber schlecht geschlafen hat er trotzdem sehr lange. Für Rückfragen stehe ich dir gerne zur Verfügung. Viele Grüße Agatha

von AgathamitBaby am 26.11.2015, 20:05


Antwort auf: Was sollen wir tun?

Ich würde einfach mal mit Beikost probieren wenn er eh nur nuckelt..ist er unzufrieden und will eigendlich etwas anderes ? Im Elternbett würde ich auch langsam absegnen und ins eigene zimmer ins eigene bett...oft werden die kids die eh schlechte schläfer sind nämlich von den Eltern geweckt durch ihr drehen und bewegungen und co... probiere es mal aus lg... ach ja und nicht nach 2-3 tagen aufgeben das kann schon mal 1-2 wochen gehen

von stupsischwupsi am 26.11.2015, 22:58


Antwort auf: Was sollen wir tun?

Danke für eure Antworten! Ich komme gern nochmal auf dich zu Agatha. Der Kinderarzt hat auch empfohlen, ihn auszuquartieren und in seinem Bett in seinem Zimmer schreien zu lassen. Das wäre sehr effektiv. Ist es aber nicht eine zu krasse Veränderung für ein Baby was eh schon sehr sensibel ist? Man weiß irgendwann überhaupt nicht mehr, was man machen soll, so viele Zweifel :(

von Moni Zitroni am 27.11.2015, 17:42


Antwort auf: Was sollen wir tun?

Ich kenne dein Problem von meinen beiden Jungs! Was bei uns geholfen hat: die Anzahl der Tagesschläfchen zu reduzieren. Du schreibst, er schläft 3-4 Mal am Tag. Altersgemäß wären eher 2 mal. Es ist zwar schwierig, innerlich von "endlich schlafen" auf " Tagschlaf reduzieren" umzuschalten, aber bei uns gings problemlos und ohne Tränen. Ich bin folgendermaßen vorgegangen: Ich habe zwei Schlafenszeiten festgelegt, zu denen mein Kind erfahrungsgemäß müde war. Da hab ich dann etwas einschläferndes unternommen, z. B. Tragetuch, Kinderwagen... nach ca. einer Woche war der neue Rhythmus drinn und die Nächte ruhiger.

von tinchen2601 am 28.11.2015, 21:31