Was ist mit meinem Kind los?

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Was ist mit meinem Kind los?

Hallo Frau Bentz, Ich bin eine Zwillingsmama und meine 2 Mädels sind fast 3 Jahre alt.  Die eine schläft schon fast seit dem 3. Monat durch aber mit Ihrer Zwillingsschwester bin ich bald am Ende meiner Kräfte. Sie schläft so extrem unruhig, sie wacht in der Nacht mind. 3-4 mal auf wenn nicht sogar häufiger und das auch wenn ich bei ihr im Bett bin.  Wir haben schon seit einiger Zeit für unsere Zwillinge ein großes Doppelbett gekauft wo beide zusammen schlafen.  Jeden Abend so gegen 20 Uhr bringe ich Sie ins Bett, erzähle Ihnen eine Gute Nacht Geschichte und bleibe bei Ihnen liegen bis Sie einschlafen. Dann gehe ich aus dem Zimmer. Meistens schläft Sie dann zwischen 2 und manchmal auch 5 Stunden. Aber dann geht's los. Sie sucht mich und ich gehe dann auch schnell zu ihr, natürlich auch damit Sie mit Ihrem weinen und Zicken nicht ihre Schwester aufweckt. Sie schläft dann meistens relativ schnell wieder ein, aber sie schläft so unruhig. Sie wälzt sich von links nach rechts und von oben nach unten und wacht dann wirklich fast jede Std auf und quengelt und weint auch. Auch wenn ich sie fragen was denn los ist oder was sie hat gibt sie mir keine Antwort es geht einfach dann mit noch mehr gequengel weiter.  Es ist schon soweit das ich den größten Teil der Nächte mit den Kindern im Bett schlafe da es nichts bringt wieder ins Elternbett zu gehen da ich sowieso "gleich wieder " aufstehen muss.  Sie geht schon seit über 1 Jahr in die kita also der Tagesablauf ist eigentlich auch geregelt mit schlafen und essen Zeiten. Und ausgelastet ist sie eigentlich auch. Ich weiß wirklich nicht mehr weiter. Hoffe Sie haben ein Tipp für mich.

von twinset45 am 19.01.2016, 21:13


Antwort auf: Was ist mit meinem Kind los?

Liebe Twinset 45! ich habe immer großen Respekt vor Mehrlingseltern und bewundere daher auch Ihren Einsatz! Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Sie jedoch bei aller Liebe so langsam am verzeifeln sind. Es ist ja auch für alle kein annehmnbarer Zustand. Zunächst einmal ist es so, dass kindliche Schlafprobleme ganz unterschiedliche Gründe haben, während in den ersten Monaten Anpassungs- und Rhythmusprobleme dominieren, spielen mit wachsendem Alter immer mehr ungünstige Gewohnheiten und Interaktionsprobleme zwischen Eltern und Kind eine Rolle. Ihre Töchter sind nun mitten in der Trotzphase, also einer Zeit, wo es darum geht, den eigenen Willen zu endecken. Hierzu bietet sich quasi jedes beliebige Interaktionsfeld an, so dass schnell Dinge wie Essen, Schlafen, Anziehen, Sauberwerden zum Machtthema werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass dies bei Ihrer Tochter auch der Fall ist. Mit drei Jahren ist der kindliche von dem eines Erwachsenen fast nicht mehr zu unterscheiden - ausgenommen die Gesamtschlafdauer, die bei Kindern im Mittel höher ist. Das heißt, sollten nicht chronische Erkrankungen und /oder Medikamente Ihre Tochter hindern, ist sie müde und liegt zudem ein geregelter Tagesablauf vor, ist davon auszugehen, dass Ihre Tochter wirklich schlafen kann. Es gibt jedoch eine Ausnahme: So kann es aber sein, dass Ihre Tochter einfach einen geringeren Schlafbedarf hat und länger im Bett liegt, als sie wirklich schlafen muss um fit zu sein. D.h. der Schlafdruck ist zu gering, sie ist irgendwann nicht mehr müde. Das können Sie gut herausfinden, indem Sie die Gesamtschlafdauer (incl. Mittagsschlaf) einmal über 14 Tage erfassen und gleichzeitig die Laune Ihres Kindes festhalten (bei welcher Schlafzeit wirkt sie müde und quengelig, bei welcher ist sie fit). Als ersten Schritt würde ich genau das prüfen. Sollten Sie hier feststellen, dass Ihre Tochter trotz der Wachphasen in der Nacht fit ist (ihr der Schlaf also nicht fehlt), wäre die erste Schraube die Verkürzung oder der gänzliche Verzicht auf den Mittagsschlaf. In der Umgewöhnungsphase ist das immer etwas schierig, doch Ihre Tochter könnte einfach so weit sein, dass sie diesen nicht braucht. Dieser Schritt ist wichtig, denn keine Maßnahme macht Sinn, wenn ein Kind nicht schlafen kann, weil es nicht müde ist. Als zweiten Schritt würde ich gucken, ob sich das Thema Schlaf tatsächlich vielleicht schon zum Machthema geworden ist. Dies ist oft der Fall, wenn Schlafprobleme schon länger andauern und Schlaf schon sehr negativ besetzt ist und man als Eltern schon regelrecht darauf wartet, dasss die Nacht wieder schwierig wird. In so einem Fall würde aus meiner Sicht Folgendes helfen: - idealerweise räumliche Trennung Ihrer Töchter, d.h. eigene Betten, am besten im eigenen Zimmer, so dass sich die Mädchen nicht gegenseitig stören. Notfalls ginge auch ein bett bei Ihnen im Schlafzimmer, so dass man ausweichen kann. - dann hilft nur Konsequenz, dies aber ohne strafenden Charakter. Zunächst sollten Sie mit Ihrer Tochter sprechen, dass allein schlafen wichtig ist und mit ihr einen Plan zum Üben machen. Machen Sie dabei einen Stufenplan: in dieser Woche wollen wir versuchen, dass du nur zweimal kommst und dann in der Woche danach nur einmal und dann gar nicht mehr. Damit ist die Hürde nicht so hoch und durch die "Erlaubnis" immer noch aufstehen zu dürfen, wird das ganze nicht mehr so attraktiv für Machtspiele. Immer wenn das gut klappt, bekommt Ihre Tochter einen Smiliey, ein Sternchen etc. Wenn sie eine bestimmte Menge hat, darf sie sich was aussuchen. Belohnen Sie dabei kleine Schritte und ignorieren Sie Misserfolge. ("Toll, heute bist du nur einmal aufgestanden. Morgen schaffts du es bestimmt ganz ohne!"). Zusätzliche können Sie als kleine Hilfe vereinbaren, dass Ihre Tochter erstmal eine Sanduhr oder eine Spieluhr durchlaufen lässt und dann guckt, ob sie überhaupt noch kommen muss, oder alleine schafft, wieder einzuschlafen. Wacht ihre Tochter also nachts auf, intervenieren Sie nicht gleich und legen Sie sich nicht neben ihr ins Bett, sondern legen Sie sie einfach immer wieder in Ihr Bett, wenn Sie kommt. Nicht Fragen, Diskutieren oder lange Reden. Einfach " es ist alles gut. Du kannst weiter schlafen" - immer wieder. Protest und Schreien ist zu rechnen, doch den sollten Sie ins Leere laufen lassen und dem keinerlei Aufmerksamkeit (auch keine negative durch Schimpfen oder Drohen) schenken. Wichtig für das Gelingen ist, dass Sie ruhig und geduldig bleiben. Das schaffen Sie am ehesten, wenn Sie sich vorab gut überlegen, wie Sie Unterstützung holen können, denn das ganze wird nochmal anstregend. Haken Sie gedanklich die nächten 3-4 Wochen ab und ziehen es durch, danach wird es besser. Ganz nach dem Motto lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende! Nur Mut! Sie schaffen das! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 21.01.2016