Warum weint Baby 4 Monate miteinmal vor dem Zubettgehen

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Warum weint Baby 4 Monate miteinmal vor dem Zubettgehen

Hallo Frau Dr.rer.nat.Meike Bentz, Wir haben seit Geburt an Abend ein Ritual was bisher immer super geklappt hat. Baden oder waschen fütter kurz kuscheln ab in den Schlafsack, Papa kommt singt noch 1-2 Lieder und Ruhe war ohne zu weinen ist sie eingeschlafen. Am Tag hat sie immer im hellen im Wohnzimmer geschlafen. Dann haben wir sie vor Ca 6 Wochen tagsüber in ihrem Zimmer gebracht da sie im Wohnzimmer vermutlich gestört wurde. Das ging eine Woche gut, dann fing es an das sie nur noch 40 min am Stück schlief und das 3-4 mal am Tag sie war immer müde. Ich hatte sie dann zum Mittagsschlaf bei mir auf dem Bauch schlagen lassen und späten Nachmittag für Ca 45 min das habe ich 3 oder 4 Wochen getan. Nun kann das aber nicht so weiter gehen und von daher dachte ich das ich zum Mittagsschlaf das Zimmer auch dunkel mache zum schlafen. Seit diesen Tag an haben wir abends das Problem das sie sofern wir sie ins Bett legen weint. Dazu gesagt sie schläft von Anfang an durch und seit den 3 Monat sogar 11-12 Stunden. Habe ich sie mit dem nachmittäglichen abdunkeln durcheinander gebracht denn Nachmittags hat es nicht geklappt mit dem schlafen auch wenn ich das Zimmer dunkel gemacht haben. Oder ist das jetzt Zufall und es scheint ein anderes Problem zu sein. Ich hoffe sie können mir helfen! Vielen Dank und liebe Grüße

von Adidas am 17.08.2015, 07:40


Antwort auf: Warum weint Baby 4 Monate miteinmal vor dem Zubettgehen

Liebe Adidas, zunächst einmal finde ich es schon einmal wirklich ertaunlich gut, wie schnell und reibungslos das Schlafen bei Ihrer Tochter bisher geklappt hat! Damit liegt sie über dem Durchschnitt. Auch das abendliche Einschlafritual ist schön und zeigt, wie wichtig diese Dinge sind. Dass es nun zu Weinen beim ins Bett bringen kommt, kann mehrere Gründe haben - ich kann an dieser Stelle nur vermuten. Zunächst sollte alles organische ausgeschlossen sein, d.h. wenn Ihr kleiner Schatz sich auch ansonsten "anders" verhällt, auffällig mehr oder weniger schläft, weniger reagiert, passiv oder extrem verkrampft ist etc. heißt es ab zum Kinderarzt! Ansonsten fällt mir auf, dass es schon einige Veränderungen in der letzten Zeit gab: erst vom Wohnzimmer ins Schlafzimmer, dann aufm Bauch schlafen, jetzt im angedunkelten Raum, dazu noch andere Zeiten.... Das ist wirklich eine Menge für ein so kleines Wesen. Ich kann mir daher gut vorstellen, dass Sie mit Ihrem Verdacht, Ihre Tochter etwas durcheinander gebracht zu haben, richtig liegen. Mit vier Monaten fängt Ihre Tochter gerade erst an, allmählich zu begreifen, dass Dinge und natürlich auch Mama und Papa nicht weg sind, wenn sie sie nicht gerade sieht (= Objektpermanenz). Wenn Sie also Mittags das Ritual von "sehr nahe bei Mama" zu plötzlich "allein im dunklen Raum" ändern, kann dies ihre Tochter verwirren oder auch ängstigen. Während abends vertrautes Ritual ihr offenbar die nötige Sicherheit gegeben hat, gab es mittags jetzt keine feste Struktur mehr, die ihr hätte helfen können, Sicherheit und Ruhe zu gewinnen. Das in Kombination mit "weniger Mama", sprich nicht mehr zusammen mit Ihnen Mittagsschlaf, kann schon dazu geführt haben, dass Ihre Tochter nun angespannt reagiert, wenn es ums Einschlafen geht. Verstehen Sie mich nicht falsch! Ich möchte Ihnen keine Vorwürfe machen, auch Ihrem Bericht geht hervor, dass Sie sich viele Gedanken gemacht haben und einfach Ihrer Tochter mehr Ruhe gönnen wollten. Grundsätzlich ist das richtig, nur manchmal muss man einfach einen Schritt zurück gehen um zwei weiter zu kommen. Damit Ihre Tochter das Schlafen wie bisher mit etwas Angenehmen und nicht mit "Dunkel und allein" verbindet, würde ich Mittags ebenfalls das gleiche Ritual einführen, wie abends (außer Baden natürlich) und - sofern sie weint - auf jedenfall bei ihr bleiben und sie trösten (Singen oder streicheln). Ich persönlich hätte aus fachlicher Sicht auch gar nichts dagegen einzuwenden, wenn der Mittagsschlaf ein gemeinsamer Kuschelschlaf bliebe. Sie schreiben nichts zu den Gründen, warum Sie dies nicht mehr so praktizieren können. Sofern es möglich wäre und Sie nur vielleicht die Sorge haben, schlechte Gewohnheiten zu schaffen, so möchte ich Ihnen gern die Angst nehmen und Sie ruhig dazu ermutigen. Ihr Baby ist noch sehr jung und braucht viel körperliche Nähe. Wenn die am Tag gegeben wird (alternativ auch im Tragetuch), so konnte man durch verschiedene Studien feststellen, dass Babys dann im Schnitt auch abends ruhiger sind. Ferner können Babys meiner Erfahrung nach bei festen, gleichen Abläufen auch gut zwischen Tag- und Nachtschlafbedingungen unterscheiden. Sie awerden daher bends nicht plötzlich aufhören allein einzuschlafen, nur weil sie sich tagsüber zusammen hinlegen. Natürlich brauchen Sie nicht 2 Stunden Mittagsschlaf zu halten, doch vielleicht kuscheln Sie, bis sie eingeschlafen ist und stellen sich dann einen Wecker für sich. Auch für uns Mütter tut so ein kurzer Mittagsschlaf Wunder! Ansonsten: bewahren Sie Ruhe und haben Sie Geduld! Zwischenzeitliche Phasen von Unruhe sind normal und können auch ohne unseren elterlichen Einfluss immer mal wieder durch Entwicklungssprünge, Erkrankungen und Reifeprozesse auftreten. Das beste Rezept ist dann: weniger ist mehr! Nicht alles Mögliche ausprobieren und bei einer Sache bleiben. Wie toll das dann meist klappt, zeigt Ihr Abendprogramm, was Sie bitte nicht verändern, sondern gerade jetzt weiter beibehalten! Das ist ein wichtiges Signal für Ihre Tochter, dass alles so ist wie immer. Ich drücke die Daumen, dass es bald besser geht! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 17.08.2015