Warum wacht sie so oft auf-Nachtrag

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Warum wacht sie so oft auf-Nachtrag

Hallo Frau Bentz ! Unter ihrer Antwort auf meinen Beitrag "Warum wacht sie so oft auf" habe ich Ihnen wiederum geschrieben. Es wäre toll,wenn Sie mir nochmals darauf antworten könnten. Danke und viele Grüße Marla1302

von Marla1302 am 30.11.2015, 10:56


Antwort auf: Warum wacht sie so oft auf-Nachtrag

Liebe Marla1302, ok, das sind noch mal ein paar neue Infos! Ich gehe daher davon aus, dass die Schlafstörungen Ihrer nicht medikamenteninduziert sind und sich auch nicht auf die organischen Probleme zurückführen lassen. Beides ist nämlich möglich. Hier sind Ihre Ärzte die richtigen Ansprechpartner. Im Zweifel lieber bitte nachfragen, denn eine organisch/medikamentös bedingte Schlafstörung ist natürlich anders zu betrachten als Schlafstörungen, die durch Interaktions- und / oder Regulationsprobleme entstehen. Weiterhin muss natürlich geklärt sein, inwieweit der Herzfehler Ihre Tochter relevant für die Belastbarkeit ist. Darf sie normalen Stress (Schreien, Toben) ausgesetzt werden, ist die Sauerstoffversorgung auch unter Belastung ok etc. Es wäre fatal, wenn man hier an einem Punkt ansetzten würde, der sich eben nicht durch Verhaltensänderungen beeinflussen lässt. Bei Fällen wie den Ihrigen muss man daher immer genau hingucken. Ggf kann eine Behandlung dann eben nicht die Störung beheben, sondern nur den Umgang mit dieser Störung zum Gegenstand haben. Vielleicht ließe sich auch so die Empfehlung der Kollegen an der Uni erklären. All dies kann ich an dieser Stelle nicht einschätzen und von daher auch nicht Ihre Maßnahmen bewerten. Im Allgemeinen sind es Dinge, die ich für empfehlenswert und wirksam halte. Aus rein psychologischer Sicht spricht daher nichts gegen dieses sanfte, stufenweise Vorgehen. Ganz ohne Konflikt wird es leider bei keiner Methode gehen, es sei denn man entscheidet sich, den Dingen ihren Lauf zu lassen - wofür es ja auch Befürworter gibt. Wenn aber aus ärztlicher Sicht nichts dagegen spricht, ist dies ein guter Weg. Er erfordert zwar einiges an Durchhaltevermögen , aber eben nicht ganz so ein "kalter Entzug" darstellt, wie das gezielte Schreien-Lassen (was mitwachsender Mobilität ja eh schwieriger wird, denn dann klettern die Kleinen eben aus dem Bett)... Bei einem kranken Kind durchzuhalten und konsequent zu sein, fällt vielen betroffenen Eltern verständlicherweise sehr schwer, denn aus der Vorgeschichte heraus ist man ja quasi immer nur auf "Pflege und Hilfe" programmiert und jetzt soll man "erziehen" und "Grenzen setzen". Auch hier hilft sicher die Absicherung bei den Ärzten. Doch selbst wenn rational alles klar ist, kann es manchmal sein, dass einen dieses Thema einholt. Es hilft sich daher vor dies bewusst zu machen und einige Strategien zurecht zu legen, die man im Akutfall dann in der Hinterhand hat. Dennoch finde ich es immer wieder wichtig, dass ein Schlaftraining immer nur der letzte Schritt in einer ganzen Reihe von Maßnahmen ist. Beginnen wir erst abends was für den Schlaf zu tun, haben wir das Wichtigste - nämlich die Tagesgestaltung - verpasst. Bevor ein Kind nicht gelernt hat, einen festen Rhythmus zu haben, der eben auch dem tatsächlichen Tag-Nacht-Rhythmus entspricht, solange es am Tage zu viel oder zu wenig schläft, solange die Spätnachmittage und Abend zu hektisch sind, solange die sogen. "Schlafhygiene" nicht ausreichend ist und Rituale zum Entspannen fehlen, macht ein solches Training - egal wie sanft es ist - wenig Sinn. Gleichsam finde ich es bei älteren Kindern immer wichtig, das Schlaf nicht zum Machtthema wird und Schlafengehen keinen Strafcharakter bekommt. Anreize für die Verhaltensänderungen zu geben sind daher nicht zu verachten, sofern eben gelungenes Verhalten belohnt und gelobt, Fehlschläge aber nicht bestraft, sondern weitgehend unkommentiert bleiben (keine negative Aufmerksamkeit erhalten). Wenn Sie das alles im Blick haben, haben Sie einen guten Plan und es würde mich sehr freuen, wenn Sie dann in drei Wochen abermals berichten. Der Mittagsschlaferfolg war ja schon mal ein vielversprechender Anfang! Nochmals alles Gute! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 30.11.2015