Warum sind die Nächte so unterschiedlich?

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Warum sind die Nächte so unterschiedlich?

Liebe Frau Dr. Bentz, Unser nun 14 Monate alter Sohn weinte die ersten Wochen sehr viel, schlief nur auf meinem Bauch, brauchte viel Ruhe und Rituale. Nach und nach schlief er auch abgeschirmt im Tragetuch oder im Arm ein. Ich habe bald meinen kompletten Alltag auf ihn eingestellt und somit das Schreien sehr gut minimieren können. Mittlerweile ist er ein entdeckungsfreudiges, fröhliches Kleinkind geworden. Nun zu meiner Frage: ich habe gemerkt, dass Rituale und strukturierte Tagesabläufe ihm sehr geholfen haben. Wenn ich mit ihm allein zuhause bin-Dann verlaufen auch unsere Nächte sehr gut und er wacht nur 1-2 mal auf und schläft meist ruhig. Wenn seine große HalbSchwester (8Jahre) zweimal in der Woche da ist oder ich ihn mal zwei drei Stunden allein beim Papa lasse (klappt alles sehr gut) dann wälzt er sich die ganze Nacht umher, weint und ist teilweise stündlich wach? Kann da tatsächlich ein Zusammenhang bestehen oder ist dies einfach Zufall? Wenn ich wieder Arbeiten gehen-sieht der Alltag ja immer so aus-und die Nächte schaffe ich dann sicher nicht. Braucht er "Mama" einfach zur Zeit und meine Nähe und wenn er sie tagsüber nicht bekommt holt er sie sich nachts? Oder sind Sie der Meinung, dass ich meine Angespanntheit wenn die Große da ist auf ihn übertragen könnte? Allerdings passt das dann nicht mit dem wenn er allein bei Papa ist, denn dann komme ich völlig entspannt zurück und freue mich dass alles so gut geklappt hat. Über eine kurze Rückmeldung würde ich mich sehr freuen. Vielen Dank im Voraus Franziska

von Franziska27 am 11.08.2015, 13:52


Antwort auf: Warum sind die Nächte so unterschiedlich?

Liebe Franziska! Natürlich ist es so, dass Kinder in diesem Alter schon sehr differenziert auf unterschiedliche Bezugspersonen reagieren. D.h. aber nicht, dass Papa oder die Anwesenheit der Schwester schlecht für Ihren Sohn sind, sondern ich würde es eher als "dann ist mehr los" interpretieren: Männer spielen oft körperorientierter und toben mehr (alles ok) und selbstverständlich ist Ihr Mann, wenn er seltener Ihren Sohn betreut, die größere "Sensation". Gleichsam ist natürlich mehr los, wenn seine große Schwester auch da ist. Da kann es dann schon mal sein, dass er abend mehr verarbeiten muss und unruhiger ist. Von daher würde ich nicht davon ausgehen, dass er ein Mama-Defizit hat, wenn Sie ihn mal beim Papa lassen oder die Aufmerksamkeit teilen müssen. Die Frage wäre für mich eher, ob man die Abläufe dann ebenfalls unterschiedlich sind, oder ob in etwa die gleichen Zeiten und Rituale eingehalten werden, denn dies scheint ja Ihrem Sohn sehr zu helfen. Sollten die Schwierigkeiten allerdings trotz gleicher Abläufe bestehen, so tendiere ich aus der Ferne zur Empfehlung, diese Schwierigkeiten in den Kauf zu nehmen und Ihrem Sohn einfach noch Zeit zum Reifen zu geben, anstatt die Papa- und Schwesternzeiten einzuschränken. Väter aber auch Geschwisterkinder sind für die weitere Entwicklung eine Bereicherung, die Ihrem Sohn sicher langfristig besser bekommt, als ausschließliche Mama-Exklusivität. Ihnen und Ihrer Familie weiterhin alles Gute! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 12.08.2015