Warum schreit sie dann so intensiv und wie kann ich sie beruhigen?

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Warum schreit sie dann so intensiv und wie kann ich sie beruhigen?

Hallo Dr. Bentz, Meine Tochter (6 1/2 Monate alt) lässt sich Mittags perfekt hinlegen, da meckert sie nur ein bisschen und schläft ein. Aber Abends brüllt sie fast 2 Stunden, manchmal auch länger, und zwar sehr intensiv und lässt sich auch nicht beruhigen. Ich weiß nicht was ich machen soll. Sie ist tot müde aber brüllt lieber.. Bitte helfen sie mir. Viele Grüß und Danke im Vorraus Lg

von teenmom020116 am 25.07.2016, 08:38


Antwort auf: Warum schreit sie dann so intensiv und wie kann ich sie beruhigen?

Liebe teenmum010116! Es tut mir leid, dass Sie so schwierige Abende miteinander durchmachen. Leider ist dieses Verhalten für Babys nicht ganz untypisch. Man nennt es auch abendlicher Schreigipfel, was bedeutet, dass dann die Mehrheit der Kinder noch einmal so richtig aufdrehen. Warum dies so ist, dafür gibt es verschiedene Annahmen, wie etwa Probleme mit dem Tag-Nacht-Rhythmus, ungünstige Tagesgestaltung (zu wenig oder zu viele Tagesschläfchen, zu früher oder zu später Abendausklang etc.) Überreizung vom anstrengenden Tag etc. Manchmal spielt sicher auch die Tatsache, dass wir Eltern abends ebenfalls sehr erschöpft sind und dann auch mal hektisch und nicht so feinfühlig reagieren. Die schlechte Nachricht ist, dass man nicht immer den Aus-Knopf finden wird. Die gute, dass das auch gar nicht nötig ist. Es ist hart, doch versuchen Sie vom Anspruch, das Schreien sofort stoppen zu können, Abstand zu nehmen. Sehen Sie das als eine Zeit, in der sich Ihr Kind runterfahren muss und akzeptieren Sie, wenn dieses noch schwerfällt. Ihrem Kind widerfährt nicht Schlimmes, es ist – wie Sie selbst sagen – einfach nur müde und will endlich in den Schlaf finden. Dabei können Sie ihm nicht besser helfen, als wenn Sie ruhig dabei sind und es begleiten. Ihr Baby orientiert sich an Ihren Signalen, und wenn Sie selbst ausstrahlen, dass das Einschlafen zwar jetzt eine lästige Sache ist, aber der Sandmann bald kommt, wir das Ihr Kind von Ihrer Ruhe und Zuversicht profitieren. Dabei sind alle Tricks erlaubt, die es Ihnen leichter machen, einigermaßen entspannt zu bleiben: Gehörschutz, Ohrenstöpsel (keine Angst, Sie hören Ihr Kind noch sehr gut), Entspannungsübungen, etwas Schokolade etc. Die Hauptarbeit beginnt jedoch beim Tag und nicht erst beim Einschlafen. Achten Sie auf Struktur und wiederkehrende Abläufe und Rituale. Verzichten Sie auf übermäßig lange und reizintensive Abendrituale und lassen Sie den Tag frühzeitig ausklingen. Vermeiden Sie im Allgemeinen abendliche Hektik und überlasten Sie die Tage nicht mit Aktivitäten. Vielleicht hilft es auch, Ihre Tochter etwas eher ins Bett zu bringen. Wichtig ist jedoch Kontinuität. Wenn Sie es ein, zwei Tage mit einer anderen Zeit versuchen, wird dies nichts bringen. Dafür ist Schlaf zu komplex und das Ganze zu träge. Sie bräuchten schon ca. 14 Tage Geduld, um wirklich Erfolge zu erzielen. Ein ständiges Hin- und Her schadet dagegen nur. Also besser weniger, dafür aber konsequent. In diesem Sinne: machen Sie sich nicht verrückt! Nicht alle Kinder schlafen mit 6 Monaten problemlos ein und / oder –durch, doch bis zu ersten Lebensjahr tut sich noch wahnsinnig viel! Ich wünsche viel Geduld und Kraft sowie schnell bessere Abende! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 25.07.2016