Warum findet mein 5 Monate alter Sohn immer schlechter in den Schlaf?

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Warum findet mein 5 Monate alter Sohn immer schlechter in den Schlaf?

Hallo Frau Dr. Bentz Mein Sohn ist jetzt etwas über 5 Monate. Etwa mit 2,5 Monaten konnte er sowohl tagsüber als auch abends alleine einschlafen. Er brauchte nur seinen Schnuller. Seit ein paar Wochen funktioniert das nicht mehr. Er schimpft dann immer, ich muss ihm die Brust geben oder ihn die Gegend tragen und schaukeln. Seit 3 Tagen, ich wüsste nicht, dass etwas vorgefallen ist, schreit er, als hätte er schmerzen, vorm schlafen. Ich achte darauf, dass er müde ist. Sobald das der Fall ist, macheich alles leise und nehme ihn in den arm. Nach einer weile schimpfen fängt er dann richtig stark an zu weinen, begleitend von trockenen husten. Es klingt ganz bitterlich, als hätte er schmerzen. Ich glaube aber nicht, dass er schmerzen hat, denn tagsüber ist er ein aufgeweckter junge, der sich dreht, erzählt, und und und. Das er das alleine schlafen verlernt hat, habe ich akzeptiert, aber ich verstehe diese schlimme weinen vor dem einschlafen nicht. Es geht mir sehr nah, da ich ihm ja nix böses tun möchte, für ihn da bin und er trotzdem so traurig ist. Gibt es einen Grund, für dieses weinen? Wie kann ich ihm helfen, ruhiger in den Schlaf zu finden Vielen Dank schon einmal.

von Drea85 am 22.10.2015, 14:50


Antwort auf: Warum findet mein 5 Monate alter Sohn immer schlechter in den Schlaf?

Liebe Drea, das hört sich sehr belastend an und ich kann gut nachvollziehen, warum Sie sich nach dem anfänglich problemlosen Start nun Sorgen machen, was Ihrem Sohn so urplötzlich fehlt. Grundsätzlich rate ich immer dazu, bei so plötzlichem Auftreten einmal den Kinderarzt aufzusuchen. In dem meisten Fällen wird man nichts finden, wenn sich ein Kind so verhält, wie Ihr Sohn, doch dann ist dieses Wissen ja auch beruhigend. Und wenn man etwas finden sollte, ist es gut, es nicht übersehen zu haben. Davon unabhängig: Vampirchen hat sicher mit Ihrem Post sehr viele richtige Dinge angesprochen. Als Fazit lässt sich feststellen, dass die kindliche Entwicklung nicht immer kontinierlich läuft und Störungen gewissermaßen dazugehören. Fortschritte gleich welcher Art, ob nun motorisch, sprachlich etc. beinhalten immer auch Verunsicherung, denn der gewohnte Horizont wird ja verlassen und etwas Neues, Unbekanntes erfahren. Vielleicht können Sie ja feststellen, dass Ihr Sohn auf der anderen Seite etwas Neues kann? Wenn das der Fall ist, kann es natürlich sein, dass Ihr Sohn sich gegen das Einschlafen wehrt, weil alles so aufregend und interessant ist und der Drang zum Entdecken und Forschen schon so groß - viel größer als er schon verarbeiten kann. Er überfordert such dann quasi selbst und ist dann igrndwann wirklich zu müde, um schlafen zu können. Meine Empfehlung lautet daher, denn Tag gut zu strukturieren, eher ausklingen zu lassen und eine frühere, regelmäßige Bettgehezeit einzuführen. Aufregende Aktivitäten (Einkaufen im Supermarkt, Besuche, Babykurse etc.) sollten Sie auf den Vormittag verschieben. Gerade wenn auf der einen Seite viel Neues passiert, brauchen Kinder auf der anderen Seite ein Grüst aus gewohnten Abläufen, Strukturen und Ritualen, die Sicherheit geben. D.H. Sie warten besser nicht erst, bis er sehr müde ist, sondern machen Ihr Abendritual früher und legen ihn dann hin. Wichtig ist, dass Sie die Nerven bewahren und sich nicht dazu verführen lassen, alles Mögliche zu probieren. Obwohl gut gemeint führen solche Bemühungen schnell zu Teufelskreisen: das Kind ist überreizt, bekommt aber ständig neue Reize, um es zu beruhigen usw. Das beste, was Sie für Ihr Kind tun können, ist also Ruhe zu bewahren, Nähe und Routine zu bieten. Das wird nicht gleich der "Aus-Knopf" sein, aber ihn in seinem Weg liebevoll begleiten. Die Steine, über die er dabei zeitweise stolpern wird, gehören halt dazu. Ich wünsche Ihnen, dass Sie bald mehr Ruhe bekommen und sich die Lage mit Ihrem kleinen Entdecker schnell entspannt! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 23.10.2015


Antwort auf: Warum findet mein 5 Monate alter Sohn immer schlechter in den Schlaf?

Ich hatte auch so ein "Schimpfeexemplar". Meine Hebamme meinte, dass die Kinder in diesem Alter natürlich den Tag schon viel konkreter erleben, mehr Reize wahrnehmen, die Mobilität sich erweitert, Zähne kommen, usw... Das alles muss natürlich verarbeitert werden. Und da die Kleinen ja noch lange nicht verbalisieren können, was sie gerade beschäftigt, ist das Schreien, Motzen oder Nörgeln die einzige Möglichkeit, quasi Dampf abzulassen. Ich habe mich mit der Großen dann immer ins Schlafzimmer verzogen, Schummerlicht angemacht, sie fest in den Arm genommen und so ihr Schreien / Schimpfen begleitet. LG und euch alles Gute

von Vampirchen am 22.10.2015, 20:14