Liebe Frau Bentz,
Unsere Tochter ist nun am Ende der vierten Lebenswoche. In der zweiten Woche fing es an, dass man sie tagsüber kaum mehr ablegen konnte. Als Lösung haben wir sie in der Trage und holen Sie eigentlich nur zum Stillen und Windeln raus.
Abends schreit sie etwa drei Stunden aus Leibeskräften bevor sie erschöpft einschläft. Am Anfang haben wir diverse Beruhigungsmethoden probiert. Inzwischen halten wir sie einfach, da sie sich sonst auch nicht schneller beruhigt und wir konsequent bei einer Sache bleiben wollen. Nachts schläft sie bei uns im Bett. Ich stille alle zwei oder auch mal drei Stunden in der Nacht. Manchmal schläft sie schnell ein, manchmal halten wir sie eine Stunde.
Wir haben die Situation weitestgehend akzeptiert und hoffen einfach dass es mit der Zeit besser wird. Wir machen immer mal Versuche sie nach dem Wickeln abzulegen und natürlich dabei zu bleiben. Das klappt meist so 10 min, dann fängt sie wieder mit schreien an. In der Trage beruhigt sie sich im Schnitt nach 30 min.
Zur Abklärung waren wir beim Kinderarzt und beim Osteopathen. Bis aus Verdauungsprobleme und ein paar Verspannungen wurde nichts gefunden.
Wir fragen uns nun, ob bzw ab wann wir noch mehr versuchen sollen, sie tagsüber außerhalb der Trage zu behalten. Wir wollen einfach nichts falsch machen. Momentan würde sie sich dabei allerdings nur heiss schreien :(
Außerdem haben wir schon gelesen, dass man so unruhige Babys vor Reizen abschirmen soll. Inwieweit macht das Sinn? Aktuell gehen wir einmal am Tag (in der Trage) mit ihr spazieren. Zuhause ist sie ja fast auch nur in der Trage. Es ist sehr ruhig bei uns: Keine Fernseher, kein Radio, ein- oder zweimal die Woche Besuch. Ab 19 Uhr haben wir gedimmtes Licht und kaum Geräusche in der Wohnung.
Können Sie uns sonst noch Tipps geben? Ein empfehlswertses Buch oder irgendein Vorgehen?
Vielen lieben Dank und viele Grüße!
von
b_seite
am 23.10.2015, 08:55
Antwort auf:
Vier Wochen altes Baby lässt sich nicht ablegen
Liebe b-seite,
zunächst einmal herzlichen Glückwünsch zur Geburt Ihrer Tochter! Auch wenn Ihr Start alles andere als unbeschwert ist, bin ich mir sicher, dass Sie bald wesentliche mehr Freude an und mit Ihrer Tochter haben werden. Bei der Mehrheit der Kinder wird das Schreien so um die 12-16 Woche merklich besser.
Natürlich stellt Sie Ihre Tochter vor eine enorme Herausforderung und Ihre Ängst, etwas falsch zu machen, sind mehr als nachvollziehbar! Wie sollte es auch bei fürsorglichen Eltern anders sein? Dennoch gibt es aus meiner Sicht keinen Grund für diese Sorge! Sie machen alles richtig! Sie verhalten sich genauso wie ich es empfehlen würde, also bleiben Sie am Ball!
Lassen Sie sich nicht verunsichern und trauen Sie Ihrem Gefühl, dass es Ihrer Tochter hilft, nicht alle möglichen Beruhigungsversuche zu unternehmen, sondern bei einer Sache zu bleiben. Lassen Sie sich nicht davon irritieren, dass das Schreien nicht plötzlich stoppt - den "Aus-Knopf", die Wundermethode gibt es nämlich in den wenigsten Fällen: Ihre Kleine braucht einfach noch ein wenig Zeit fürs Nachreifen und Ankommen.
Das Beste was Sie für Sie tun können, tun Sie bereits:
- Sie sorgen für Ruhe und Struktur
- Sie geben Ihr am Tage sehr viel körperliche Nähe durchs Tragen (Ablegen lassen für längere Zeit muss sie noch nicht können)
- Sie bleiben abends und nachts bei ihr und halten Sie, begleiten Sie im Schreien
- Sie verzichten auf schnell wechselnde Versuche, Ihr Kind durch intensive Reize (stundenlange Schuckeln, Staubsauger laufen lassen, Autofahren etc.) zu beruhigen
Das Ganz ist zweifelsohne ein enormer Kraftakt und viele Eltern werden immer wieder von Selbstzweifel verfressen. Dabei zeigen Studien, dass Eltern von viel schreienden Babys genauso komptent sind wie andere auch.
Wenn Eltern lernen, sich in Ihrer (neuen) Rolle zu vertrauen und überzogenen Vorstellungen von "immer alles richtig machen müssen" ablegen, ist das schon die halbe Miete und die Voraussetzung, um selbst Ruhe stiften zu können.
Die Angst, etwas falsch zu machen, ist dagegen oftmals erst der Motor für Teufelskreise. Man macht verzweifelt und hektisch immer mehr, immer anderes, fragt x Leute, geht zu x Experten und wird dabei immer unsicherer, was durch Haltung, verkrampftes Tragen, Mimik und Gestik natürlich auch dem Kind vermittelt wird.
Also nochmals. Sie machen Ihre Sache gut! Weiter so! Wenn Sie dennoch unsicher sind, scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe zu holen, auch wenn Ihr Baby noch jung ist. Sie müssen nicht allein durchhalten und warten bis sie alle erst völlig erschöpft sind.
Ansosnten bin ich mit der Empfehlung von Ratgebern immer sehr zurückhaltend, weil sie zur elterlichen Verunsicherung beitragen können - auch wenn sie inhaltlich gut sind. Eines sollte immer klar sein: selbst wenn es manchmal suggeriert wird (und damit auch dem Wunsch vieler Eltern nach einer Wundermethode entspricht und sich gut verkaufen lässt) - kein Ratgeben kann Ihnen abnehmen, Ihren Weg zu finden. Dass was bei vielen Kindern richtig ist, muss nicht für Ihr Kind und Ihre Situation gut in richtig sein- womit wir wieder bei Ihrem Gefühl wären...
Dennoch kann ich folgende Literatur empfehlen:
als Basis grundsätzlich für alle jungen Eltern sehr lesenswert:
Remo H. Lago. (2013) Babyjahre. Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren. Piper.
ergänzend:
Paula Diederichs & Vera Ohlbricht (2002). Unser Baby schreit so viel! Was Eltern tun können. Kösel.
Renate Barth (2008). Was mein Schreibaby mir sagen will: Hilfe durch bessere Kommunikation - Schritt für Schritt zum Erfolg. Beltz
Dennoch: Jeden Augenblick der Ruhe sollten Sie für sich nutzen, um zu schlafen und auszuruhen, nicht um zu lesen (-;
Ich wünsche Ihnen alles Gute und weiterhin viel Kraft!
Herzlichst
Ihre Meike Bentz
von
Dr. Meike Bentz
am 24.10.2015
Antwort auf:
Vier Wochen altes Baby lässt sich nicht ablegen
Liebe Frau Bentz,
Vielen vielen Dank! Ihre Worte haben uns echt gut getan und ganz viel Mut gemacht :)
Liebe Grüße!
von
b_seite
am 24.10.2015, 13:29
Antwort auf:
Vier Wochen altes Baby lässt sich nicht ablegen
Hallo,
Ich hatte das Problem auch als meine Tochter die 3lebenswoche erreicht hat. Ich war verzweifelt. Bis meine Schwiegermutter etwas rausgefunden hat. Und zwar eine große flauschige decke nehmen zusammen legen bisschen größer als das Baby, seitlich hinlegen das Baby und nochmal mit einer dünnen kleinen decke zudecken. Hat uns sehr geholfen
von
Dea-mia
am 24.10.2015, 20:23
