Vermehrtes schreien wegen vermissen?

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Vermehrtes schreien wegen vermissen?

Liebe Frau Dr. Bentz, ich weiß nicht ob meine Frage direkt zum Thema Schreibaby passt aber ich hoffe Sie können mir trotzdem etwas weiterhelfen... Bin auch sehr dankbar für Antworten anderer Mütter, die vielleicht selbst solche Erfahrungen gemacht haben... Vorweg, unsere kleine war an und für sich immer ein braves & relativ ruhiges Baby. Hat wenig geweint/geschrien, und hatte auch nie ein Problem mal von anderen Personen (Oma, Opa, etc.) getragen zu werden. Als sie ca. 2 Monate alt wurde, änderte sich leider die berufliche Situation bei meinem Freund (Papa der kleinen) und er ist immer 6 Tage lang weg, und kommt dann für 2 Tage nach Hause. Seitdem merke ich, dass unsere Kleine immer unruhiger wird. Sie fängt bei noch nicht so bekannten Gesichtern sofort zum schreien an (mittlerweile auch bei ihren Großeltern) lässt sich dann auch schwer beruhigen. Abends ist es am schlimmsten, schreit ohne ersichtlichen Grund (meist hat mein Freund sie abends eingeschläfert, da er vorher immer abends zuhause war). Wenn ihr Papa dann zuhause ist, ist es etwas besser aber sie fängt auch schon an, ihn mehr oder weniger "abzulehnen". Kann es sein dass es davon kommt, dass sie ihn vielleicht einfach nur vermisst, oder dass sie in einer Art und Weise Verlassensängste hat und sich deshalb jetzt nur noch mehr an mich klammert? Oder ist das vielleicht schon eine Art fremdeln (was ich mir aber mit ihren 3 Monaten nochnicht ganz vorstellen kann)? Wir müssen das jetzt noch ca. eineinhalb Monate durchhalten, danach wird es beruflich wieder besser, aber ich hab Angst dass sie sich in der Zeit von ihrem Papa "entwöhnt" oder sie vielleicht kein so gutes Urvertrauen aufbauen kann... Ich hoffe ihr könnt mir vielleicht weiterhelfen.... Danke schon mal im Voraus! Liebe Grüße

von tinacious am 07.07.2016, 17:44


Antwort auf: Vermehrtes schreien wegen vermissen?

Liebe Es ist verständlich, dass Sie das Verhalten Ihres Kindes irritiert, doch ich glaube, dass Sie sich keine großen Sorgen machen müssen. Das Urvertrauen basiert nicht auf permanenter Anwesenheit, sondern auf Verlässlichkeit und der Erfahrung, dass sich jemand kümmert und man liebevoll geborgen ist. Die sechs Tage Abwesenheit sind daher weitaus weniger entscheiden als die zwei Tage Anwesenheit, in denen Ihre Tochter die Liebe und Nähe Ihres Papas erfahren kann. Dass sie nun auf einmal unruhiger ist und erste Anzeichen des Fremdelns zeigt, ist nicht ungewöhnlich. Jedes Kind hat sein eigenes Tempo und es schon sehr früh sind Babys in der Lage, zwischen Personen zu differenzieren. Während sie als Neugeborenen eher gelassen darauf reagieren bzw. dies ihre Neugier weckt, löst dies in den kommenden Monaten immer mal wieder Unbehagen und vermehrtes Klammern aus. Es gibt daher nicht eine feste Fremdelphase, sondern immer mal wieder Episoden, auch im Kleinkindalter, wobei der Höhepunkt um den 8. Monat liegt. Auch wenn es natürlich schöner ist, ein lachendes Baby zu haben, ist das Fremdeln jedoch ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Entwicklung und Zeichen dafür, dass Ihre Kleine geistig reift. Zudem ist mit drei Monaten bei vielen Kindern oft der „Wurm“ drin, was Sie an vielen Beitragen erkennen können. In diesem Alter passieren gewaltige Entwicklungssprünge, was zeitweilig zu Überforderung und Irritation führen kann. Um die nötige Sicherheit zu gelangen, suchen Kindern dann vermehrt die Nähe Ihrer Eltern. Also: aus meiner Sicht können Sie ganz entspannt bleiben und sich gemeinsam auf die Zeit freuen, wo der Papa dann öfter zu Hause ist. Alles Gute! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 12.07.2016