Tochter 10 Monate weint/schreit nachts, Nachtschreck?

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Tochter 10 Monate weint/schreit nachts, Nachtschreck?

Hallo Frau Dr. Bentz, Ich bin ein bisschen ratlos. Unsere 10 Monate alte Tochter macht am Tag 2 Schläfchen von je ca. 1-2 Stunden. Abends/Nachts schläft sie auch normal (meist beim Stillen) ein. Jetzt zu meinem Problem. Seit gut 3 Tagen fängt sie mehrmals nachts an zu weinen bis hin zum Schreien und lässt sich weder durch mich oder meinen Mann beruhigen. Selbst stillen hilft nur teilweise und auch nur für kurze Zeit bis es wieder von vorne losgeht. Sie ist dabei auch nicht wach und wird auch nicht wach. Letzte Nacht musste ich sie nach der 5. Schreiattacke aufwecken. Als sie wach war, war sie wieder ganz normal und ist dann auch schnell friedlich an meiner Brust eingeschlafen. Danach hat sie nicht mehr geweint. Ich weiß nicht, was los sein könnte. Ja, sie bekommt gerade Zähne und macht unglaublich schnelle Entwicklungsschritte. Aber kann es "nur" das sein? Ich habe vom Nachtschreck gelesen, den Kinder, aber wenn überhaupt erst später, bekommen. So wie der Nachtschreck stellt sich unsere Situation aber da. Es tut mir richtig weh, meine Kleine so weinen zu sehen und ich kann nichts machen. Haben Sie vielleicht einen Tipp/Rat? Vielen Dank, Manuela

von lollyflop am 19.01.2016, 19:39


Antwort auf: Tochter 10 Monate weint/schreit nachts, Nachtschreck?

Liebe Manuela, zunächst einmal bin ich mir sicher, dass kein Grund zur Sorge besteht, sofern Ihre Tochter ansonsten körperlich gesund ist (im Zweifel bitte immer zum Kinderarzt) Solche nächtlichen Schreiphasen treten bei sehr vielen Kindern auf und es auch für den Experten nicht immer klar, was nun wirklich der Grund ist. Ein Nachtschreck ist eigentlich typisch für das Kleinkindalter, doch können "nachtschreckähnliche" Attacken auch vorher auftreten, ebenso wie unruhiges Träumen. Im ersten lebensjahr ändert sich im Schlaf so viel wie im ganzen folgenden Lebenalter zusammen nicht mehr, da gehören Störungen quasi zum System. Wichtig ist, Ihr Kind gut zu beoabchten. Ist sie wirklich wach während der Attacken, d.h. ist sie ansprechbar, reagiert sie auf Sie, hat sie die Augen offen? Wenn nicht, lassen Sie sie bitte schlafen, auch wenn es schwerfällt. Es kann sein, dass die Übergange vom Tiefschlaf in die weniger tiefen REM-Schlafphasen einfach unruhiger ausfallen. Unruhe bedeutet dabei nicht "nur" Schreien, sondern man kann bei Kindern und Erwachsenen auch Lachen, lautetes Gebrabbel und Gerede, heftiges Strampeln, Seufzen, Schmatzen etc. beobachten. Wenn Sie Ihre Tochter nämlich wecken, stören Sie damit Ihren Schlafzyklus, so dass es zu sogen. "REM-Überhängen" am nächsten Tag mit erhöhter Nörgeligkeit, Reizbarkeit, Fahrigkeit etc. kommen kann, übrigens auch bei uns Erwachsenen. Sollte Ihre Tochter hingegen hellwach sein und schreien, versuchen Sie sie bitte zunächst erst mit so wenig Interaktion wie möglich zu beruhigen. Also erst leise sprechen, kurz Kopf streicheln und nicht gleich die Brust anbieten, sofern Sie eben das Gefühl haben, das sie gar nicht trinkt. Wenn Sie dagegen viel trinkt und trotzdem schnell wieder weint, kann es sein, dass ihr Kalorienbedarf einfach sprunghaft angestiegen ist und sie durch Clusterstillen die Milchmenge anpasst. Solche Phasen sind normal, sollten aber nach max 1 Woche erledigt sein. Also keine Panik! Es wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach wirklich nur um eine Phase handeln. Ihnen und Ihrer Familie alles Gute! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 20.01.2016