schreibaby nach traumatischer geburt

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: schreibaby nach traumatischer geburt

Hallo Fr. Bentz, Im März ist mein kleiner Sohn zur Welt gekommen. Leider war unsere Geburt alles andere als schön. Es musste ein Notkaiserschnitt in der 33. Woche gemacht werden da die Plazenta das Kind nicht mehr richtig versorgt hat. Danch kam Elias auf die Frühintensiv und ich konnte ihn leider erst am nächsten Tag mittags sehen. Er wurde beatmet und lag in einem Brutkasten. Für mich ein ganz schlimmer Anblick. Ich konnte ihn nicht auf den Arm nehmen und bin nach fünf Minuten wieder in mein zimmer gebracht worden. Mein kleines baby musste ich verlassen. Leider habe ich das alles noch nicht verarbeitet und weiss auch nicht wie ich das soll. Ständig denke ich daran und träume auch davon. Aber nun zu meiner frage. Ist es möglich das auch Elias ein Trauma durch die geburt erlitten hat? Er schreit nur abends und er ist abends auf die welt gekommen. Er ist jetzt 10 wochen alt. E.t. wäre der 13.05. gewesen. Wie kann man sowas verarbeiten? Wohin kann ich mich wenden? Ich habe auch noch drei weitete kinder die ganz spontan zur welt gekommen sind. Vielen Dank für ihre antwort. Lg

von conny240681 am 09.06.2016, 12:15


Antwort auf: schreibaby nach traumatischer geburt

Liebe Conny240681, es tut mir leid, von Ihrem schwierigen Start zu hören. Dass das Ganze sicher eine sehr belastende und beängstigende Situation für Sie gewesen war, ist mehr als nachvollziehbar. Eine Traumgeburt sieht sicher anders aus! Die Frage, ob bei Ihrem Kind ein Trauma vorliegt, kann ich jedoch nicht beantworten. Trotz modernster Methoden und Geräte ist unser Verständnis vom menschlichen Hirn immer noch begrenzt. Bei Säuglingen können wir nur indirekte Rückschlüsse ziehen, denn uns fehlt nun einmal das Medium Sprache. Es gibt zwar immer wieder Menschen, die dies postulieren, doch gesicherte Befunde dafür gibt es nicht und vieles gehört für mich in den Bereich der Esoterik. Prinzipiell scheint es möglich, dass ein Säugling durch traumatische Belastungen Schäden erleidet, doch warne ich davor Konzepte, die sich auf die Kognitionen eines Erwachsenen beziehen, 1:1 auf Kinder zu übertragen. Eine Frühgeburt ist sicher eine Belastung, doch für ein Neugeborenes sicher anders als für uns. So hart es klingt, vermutlich wird Ihr Kind Sie nicht einmal vermisst haben, während Sie sich die Augen ausgeheult haben. Dafür ist eine personengebundene Bindung Voraussetzung, die sich aber erst im Laufe der ersten Monate entwickelt. Ebenso hat Ihr Kind keine Vorstellung davon, dass da ein Notfall vorlag – ganz anders als Sie, die die ganze Dramatik mitbekommen haben und sich um sich und Ihr Kind Sorgen mussten. Sicher kann das Wohlbefinden Ihres Kindes beeinträchtigt gewesen sein, da von der Natur sicher etwas anderes vorgesehen ist. Zudem gibt es Hinweise, die die Förderlichkeit von Bonding und Co. bestätigen. Doch dies bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass bei einem nicht ganz optimalen Start gleich alles schlecht laufen muss. So ist etwa die abendliche Schreiphase, sowie auch Schreien zu bestimmten Uhrzeiten etwas, was die Mehrheit aller Säuglinge aufweist. Bereits Säuglinge im Mutterleib haben Ihren 24-Rhythmus, der zwar nicht mit dem realen Tag-Nacht-Rhythmus übereinstimmen muss, aber eben einer inneren Uhr folgt. Eine Kopplung von Uhrzeit und Schreien führe ich darauf zurück, doch gibt es zugegebenermaßen auch Stimmen aus eher alternativen Ansätzen, die darin ein Zeichen für ein Geburtstrauma sehen. Für mich steht daher eher die Frage im Vordergrund, in wieweit Sie durch das ganze traumatisiert wurden. Ständige Erinnerungen, die sich vielleicht auch flashbackartig aufdrängen, Angstzustände und ein Vermeiden von allem, was Sie an diese Dinge erinnert (z.B. Panik bei Betreten eines Krankenhauses), können darauf hin deuten. Ich würde Ihnen empfehlen, sich an einen psychologischen Psychotherapeuten mit spezieller Traumausbildung zu wenden. Es gibt leider viele Anbieter von Traumabehandlungen, doch hier können Sie sicher sein, dass jemand ein abgeschlossenes Studium, nebst mehrjähriger Zusatzausbildung zum Psychotherapeuten plus eine Zusatzqualifikation auf dem Gebiet hat. Alles andere sind ungeschützte Begriffe und damit ist unklar, wieviel Wissen und Erfahrung jemand für so ein sensibles Thema mit sich bringt. Daneben gibt es sogenannte Rebonding-Programme (meist von Hebammen oder Heilpraktikern). Die Theorie dahinter ist mir persönlich zu unwissenschaftlich, doch manchen Müttern hilft es dabei, da es Ihnen das Gefühl vermittelt, den Verlust einer natürlichen Geburt, auszugleichen, und was der Mutter guttut, hilft sicher auch dem Kind. Also kurz gesagt, wenn es Ihnen schlecht geht, würde ich eine Traumatherapie durchaus in Betracht ziehen, um das Wohlbefinden Ihres Kindes würde ich mir dagegen weniger Sorgen machen. Hätte die Natur für uns nur perfekte Lebensumstände zugelassen, wäre die Menschheit vermutlich ausgestorben. Ihnen alles Gute, Herzlichst, Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 14.06.2016


Antwort auf: schreibaby nach traumatischer geburt

Hallo. Meine kleine und ich hatten auch eine schwierige Geburt. Da sie Sternengucker war. Sie hatte Verstopfung und Neurodermitis. Ich war dann vor drei Wochen bei einer osteopatin. Ich hab nicht viel davon gehalten. Aber ich habe ihr von der Geburt berichtet und es war alles klar für sie hat mir übungen gezeigt und gesagt was zu tun ist. Haben alles so gemacht. Neurodermitis bis auf Mini stellen weg und Verstopfung auch. Kann ich euch nur empfehlen. Vielleicht hat er auch eine Blockade? Versucht es mal. Lg

Mitglied inaktiv - 11.06.2016, 08:36