Schreibaby 6 Monate

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Schreibaby 6 Monate

Hallo, mein Sohn ist ein so genanntes Schreibaby. Er wird nächste Woche 6 Monate alt. er weint eigentlich nur noch wenn er müde ist. Einschlafen klappt ohne geweine sofort in seinem Bett. Jedoch weint er recht schnell meisten nach dem er bereits eine Stunde wach ist. Ich habe noch einen fast drei jährigem Sohn um den ich mich auch kümmern muss hier kann ich den kleinen nicht immer mit nehmen wenn ich ihn dann kurz zum Spielen auf den Boden lege fängt er an sich in Rage zu schreien. Manchmal lacht er und quietsch vergnügt mit seinem Bruder kaum sieht er mich vorbei laufen fängt er an zu schreien als würde ihm sonst was zugestoßen sein. Er versucht schon zu krabbeln er wippt auf allen vieren aber klappen will es noch nicht. Ist er unzufrieden weil wir alle um ihn herum in Bewegung sind ? Wir loben ihn auch viel. Er ist eigentlich auch sehr freundlich viel am lachen zumindest kurz nach dem aufstehen oder wenn wir ihn rumtragen. Ist das ein Überbleibsel aus seinen schreibaby zeiten? Verschwindet dies irgendwann?

von Sand1985 am 28.09.2015, 12:58


Antwort auf: Schreibaby 6 Monate

Liebe Sand1985, erstmal Gratulation, dass Sie die ersten, sicher sehr harten Monate mit einem Schreibaby und Kleinkind gut überstanden haben. Es freut mich, dass es nun besser läuft! Da haben Sie wirklich viel geleistet und wenn es jetzt mit dem Einschlafen so gut klappt, können Sie alle aufeinander stolz auf sich sein. Insgesamt scheint mir der Verlauf aufgrund Ihrer Schilderungen wirklich positiv zu sein und es gibt für mich an dieser Stelle keinen Grund zur Sorge: Das Ihr Sohn noch schnell ermüdbar ist, ist - sofern organisch alles ok und er ansonsten fit und gesund ist - ist völlig in Ordnung und einfach auch eine Frage des Typs und des individuellen Schlaf- und Ruhebedürfnisses. Das Schlafverhalten an sich wird sich in den nächsten Monaten noch sehr verändern, so dass Ihr Kleiner weniger (kurze) Tagesschläfchen, sondern mehr und mehr nur einen (längeren) Mittagsschlaf machen wird. Das kennen Sie sicher vom Großen. Auch dass er sich nicht gern ablegen lässt, ist kein Zeichen einer anhaltenden Störung, sondern auch hier spielen Alter, Entwicklungsstand, Gewohnheiten und Temperament eine Rolle. Manchen Kinder sind halt völlig zufrieden mit sich selbst, andere müssen es erst lernen, sich auch mal selbst zu genügen. So, wie Sie es machen, ist es daher genau richtig. Sie können nicht permanent beide Kinder bespaßen oder tragen und das müssen Sie auch nicht! Wichtig sind nur ein paar Dinge: 1). Sprechen Sie mir Ihrem Kleinen und erklären Sie ihm, was passiert (So, Mama geht mal eben auf die Toilette. ich bin gleich wieder da. Oder "So, jetzt brauch ich mal kurz eine Pause. Wenn ich meinen Kaffee ausgetrunken habe, spielen wir weiter etc.") 2) Bevor Sie einen Raum verlassen, kündigen Sie es immer an - selbst wenn es Schreierei gibt. Es ist wichtig, dass Ihr Kind vorher weiß, dass Sie kurz weg sind und er sich darauf einstellen kann, sonst besteht die Gefahr, dass er eine permanente innere Wachsamkeit entwickelt, weil er gelernet hat, dass Mama immer einfach mal unangekündig weg ist. Das gleiche gilt natürlich insbesondere auch, wenn Ihr Sohn mal beim Papa, bei der Oma etc. bleibt. Es ist zwar kurzfristig mehr Schreierei, dafür aber langfristig viel leichter, da Ihr Sohn Sie so als vertrauenswürdig und zuverlässig erlebt. 3) Kinder im Alter haben eine sehr kurze Aufmerksamkeitsspanne. In diesem Alter ist es schon gut, wenn sich Ihr Kleiner 5-10 Minuten allein beschäftigen kann. Das heißt nicht, dass Sie ihn alle fünf Minuten animieren müssen. Es ist jedoch wichtig, sich dies klar zu machen da die Aufmerksamkeitsspanne von Eltern meist überschätzt wird und völlig falsche Erwartungen und damit schnell der Eindruck entsteht, ein Kind sei "anspruchsvoll" oder "schwierig" - dabei verhält es sich alterangemessen. Das Ganze kann dann zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden, sprich das Kind wird wirklich "schwierig" und "anspruchsvoll", weil alle sich so verhalten. 4) Wichtig ist daher auch abschließend, dass Sie, wenn Ihr Kleiner protestiert, wenn er mal abgelegt wird, ruhig und freundlich bleiben, aber diese Phasen (kurzer!) Unzufriedenheit auch mal geschehen lassen. Wenn Kinder es lernen sollen, sich mehr mit sich selbst zu beschäftigen, dann muss man ihnen eben auch die Gelegenheit geben. Allerdings immer im altersangemessenen Rahmen und nicht als Strafe bzw. im Rahmen von Liebesentzug. Doch da hab ich bei Ihnen auch gar keine Sorge! Haben Sie weiterhin viel Freude an Ihren Jungs! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 29.09.2015