Schlafrhythmus

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Schlafrhythmus

Hallo Frau Dr. Bentz, ich habe Ihnen vor einiger Zeit schonmal geschrieben und würde Sie gerne noch einmal um Rat fragen. Unsere Tochter 17 Monate wacht noch ca. 2-3x nachts auf und will zumindest 1x davon gestillt werden. (was schon ein Erfolg ist, nachdem wir ja wie bereits thematisiert das Stillen nachts längst"abgeschafft" hatten, wollte sie plötzlich wieder 2-3 mal gestillt werden, also ist 1x stillen schon wieder ein super Erfolg! Sie lies sich vor kurzem gar nicht anders beruhigen. Mittlerweile nimmt sie auch oft einfach nur den Schnulli oder ihr reicht eine kurze Berührung. (nachts kommt sie irgendwann zu uns ins Bett) Meine Frage bezieht sich jetzt auf den Schlafbedarf unseres Kindes. Bisher hat sie nachts 12 Std und dann vormittags nochmal ca. 30 Min und Mittags 1-1,5 Std geschlafen. Da sie nachts wie gesagt häufig wach wird und sie jetzt so manches Mal vormittags nicht mehr schlafen wollte, versuchen wir seit ein paar Tagen den Vormittagsschlaf wegzulassen. Und insgeheim erhoffen wir uns dadurch auch ruhigere Nächte. ;) Nun ist uns aber aufgefallen, dass sie zwar super einschläft (wie sonst auch) aber sie sehr viel länger braucht um in den Tiefschlaf zu kommen. Sie wird mehrfach kurz wach und möchte den Schnulli wieder haben. Meist schläft sie erst nach 1-1,5 Std ruhig. Wird dann aber auch nach 2 Stunden wieder kurz wach und die Nächte sind auch unverändert (ca. 2x wach davon 1x stillen) Das hatte sie sonst nicht, als sie noch einen Vormittagsschlaf gemacht hat. Da haben wir sie ins Bett gebracht und sie hat 4-6 Std durchgeschlafen ohne aufwachen. Nun fragen wir uns, ob es vielleicht doch der falsche Weg ist ihr den Vormittagsschlaf zu nehmen? Das einzig positive seitdem: Sie macht früher Mittagsschlaf und geht dafür auch abends früher ins Bett (19 statt 20 Uhr) Oder sollten wir vielleicht versuchen sie trotz des früheren Mittagsschlafs weiterhin um 20 Uhr hinzulegen? Bzw. wir legen sie nicht jeden Abend zur exakt gleichen Zeit hin sondern immer 5 Std nach dem Mittagsschlaf, weil wir anhand eines Schlafprotokolls festgestellt haben, dass das ihr optimales Schlaffenster ist und sie dann einfach"reif" fürs Bett ist ;) Freue mich auf Ihre Rückmeldung. Ganz herzlichen Dank vorab, bin beeindruckt wie viel Zeit sie sich für Ihre Antworten nehmen und wie individuell und umfassend Sie auf die Fragen der Eltern eingehen. Wirklich ganz toll!! Herzliche Grüße, LeLa

von LeLa258 am 03.09.2015, 20:26


Antwort auf: Schlafrhythmus

Liebe Lela ich erinnere mich und freue mich, von Ihnen zu hören! Ihre Situation ist wirklich komplex, doch alles in allem zeigen sich doch schon gute Fortschritte. Zum Vormittagsschlaf: Der Tagesschlaf und die Umstellung auf einen Mittagsschlaf und später keinen Mittagsschlaf ist immer ein bisschen Fummelei. Was hier zählt, ist Ihr Eindruck: ist sie ausgeglichen, fröhlich und aktiv? Oder wirkt sich übermüdet, unaufmerksam und überreizt? Wenn ersteres der Fall ist, sind Sie m. E, auf dem richtigen Weg! Schlaf ist ein laufender Prozess und ändert sich über die gesamt Lebenspanne, besonders natürlich noch im den ersten Jahren. Die Konzentration auf den Mittagsschlaf hat natürlich Auswirkungen auf die nächtlichen Schlafzyklen, hinzu kommt die rasche Entwicklung, d.dh. der Schlaf wird immer "erwachsener". Erwachen an sich ist dabei noch keine Schlafstörung, sondern hiervon spricht man nur, wenn das Kind sich dann nicht mehr beruhigt, schreit und länger wach bleibt, elterliche Einschalfhilfen braucht etc. Wenn Sie also nur unruhig ist, selbst wieder Ihren Schnuller, Kuscheltier o.Ä. sucht, ist alles ok. Dann besteht kein Handlungsbedarf! Grundsätzlich ist es so, dass das Schlafbedürfnis in der Nacht um so kürzer ist, je höher die Schlafdauer am Tag. Bei Säuglingen und sehr kleinen Kinder ist es jedoch wichtig, dass sie am Tag genug Ruhe haben, damit Sie abends nicht zu überreizt sind, um überhaupt schlafen zu können. Nun ist Ihr Kind ein Kleinkind, d.h. Sie können Ihr es schon zutrauen, dass Sie eben am Tag länger durchhält. Das Sie Abends und Mittags schnell einschäft, zeigt, dass sie müde, aber nicht überreizt ist. Bitte vergessen Sie auch nicht: Schlaf ist ein hochkomplexes Zusammenspiel aus körperlichen (Schlafhomöostase) und seelischen Faktoren, die sich nicht kurzfristig umstellen lassen. Sie brauchen daher für alle Änderungen einen langen Atem (ca. 14 Tage) und wenn sich viel zur gleichen Zeit ändert, eben auch mal länger! Ich würde jetzt vielleicht noch gucken, wie Sie Ihre elterlichen Einschlafhilfen schrittweise reduzieren. Wenn ein Kind lernt, von selbst einzuschlafen, wird es das auch nachts bei normalen Aufwachphasen können. Ein schönes Ritual, nach dem sie ein waches, aber müdes Kind hinlegen, dann gute Nacht wünschen und aus dem Zummer gehen, sollte langfristig das Ziel sein. Überehrgeizig müssen Sie nicht sein, es muss nicht immer gleich alles so klappen, doch die Entwicklungsrichtung sollte stimmen. Das mit dem inneren Wecker kann übrigens stimmen! Wie Sie ja gemerkt haben, sind feste Zeiten und Strukturen sehr wichtig für kleine Kinder, die in diesem jungen Alter noch seeeeehr sensibel auf jede Veränderung reagieren! Dieses "Anspringen auf feste Zeiten" kann allerdings auch in die "andere" Richtung wirken. d.h. Kindern können Dinge zu unpassenden Zeiten einfordernn, weil Sie daran gewöhnt sind. Ein Besipiel: Kein Kind spielt etwa nachts aus einem kindlichen Bedürfnis heraus. Es wurde ein entsprechendes (sicher wohlmeinendes) elterliches Angebot geschaffen und das sich das Kind gewöhnt hat. Warum auch nicht? Es kennt ja nicht die Folgen für sich und seine Eltern und alles, was seine Eltern anbieten, ist "normal" und "ok". Die Eltern haben dem Kind also signalissiert, dass nachts Zeit zum Spielen ist. Bei Ihnen ist es natürlich nicht ganz so dramatisch, doch das Prinzip ist gleich: Das Angebot wurde geschaffen, es wurde zum Rituial, Ihre Tochter reagiert, weil sie es so gelernt hat. Der innere Wecker ist da! Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, moralisch ist nichts dagegen einzusetzen, dass Ihr Kind dann zu Ihnen ins Bett kommt. Sie haben damit kein Verbrechen begangen. Doch wenn Sie mit dieser Gewohnheit nicht mehr zurecht kommen, dann müssen Sie die Änderungen einleiten. Ihre Tochter wird dies nicht können. Meine Empfehlung zu einem Kompromiss lautet daher: Kindermatratze neben Ihrem Bett, verbunden mit der Regel: du darfst hier schlafen, muss aber ruhig bleiben. Einfache Regeln wie diese versteht Ihre Tochter und wird sicher bald damit zurecht kommen, wenn Sie am Ball bleiben. Weiterhin alles Gute und viel Erfolg! Ich denke, es fehlt nicht mehr viel, vielleicht nur noch ein wenig mehr Zutrauen in Ihre Tochter, die nun doch schon einiges mehr selbst meistern kann - ohne Schaden zu nehmen! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 04.09.2015


Antwort auf: Schlafrhythmus

Sie wird grundsätzlich gegen Mitternacht wach...jeden Abend fast immer zur gleichen Zeit. Können Sie sich das erklären? Das ist schon seit Monaten so und regelmäßig jede Nacht. Alle anderen Aufwachzeiten variieren. Das führt dann oft dazu, dass sie dann schon mit zu uns ins Bett will wo sie dann beim stillen wieder einschläft und bei uns bleibt. Wir haben auch schonmal getestet, ob es daran liegt, dass sie hört das wir ins Bett gehen. Aber selbst wenn wir um Mitternacht noch unten im Wohnzimmer sind wird sie wach. Daran kann es also eigentlich nicht liegen. Irgendwie hat sie einen inneren Wecker...wie können wir den bloß ausschalten? ;)

von LeLa258 am 03.09.2015, 20:32


Antwort auf: Schlafrhythmus

Hallo Frau Dr. Bentz, wollte nur kurz ergänzen was mir noch eingefallen ist. Sonst hat sie Mittags immer durchgeschlafen, seit sie Vormittags nicht mehr schläft wacht sie Mittags alle 30 Min auf. LG LeLa

von LeLa258 am 04.09.2015, 13:43