Schlafen

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Schlafen

Hallo Frau Dr. Bentz, ich habe mir schon vor einiger Zeit bei Ihnen Tipps geholt zum Thema selbständiges einschlafen. Seit letzten Freitag stille ich meinen mittlerweile 5 Monate alten Sohn nicht mehr in den Schlaf. Abends und Nachts klappt es erstaunlicher Weise relativ gut. Manchmal schläft er friedlich ohne gemecker ein, manchmal schreit er höchstens eine halbe Stunde bis er einschläft. Er schläft jetzt auch länger am Stück. Vorher war er mindestens acht mal pro Nacht wach. Jetzt meistens zwei bis drei mal, selten mehr! Nur bei den Tagesschlaefchen hat er so noch Probleme. Er schreit so heftig, dass ich schon manchmal nach zehn Minuten abbrechen muss. Dabei streckt er sich heftig durch, schmeißt sich von einer Seite zur anderen, sucht verzweifelt die Brust zum einschlafen. Mittlerweile hat er sich auch heiser geschrien. Ich mache mir Sorgen, ob seine Gesundheit oder er einen seelischen Schaden davon trägt. Ich möchte weiter am Ball bleiben, da ich nicht glaube, dass sich das Problem irgendwann von selbst löst. Ich freue mich über Ihre Meinung!

von Sinny2287 am 22.10.2015, 08:10


Antwort auf: Schlafen

Liebe Sinny! schön, dass es bei Ihnen jetzt schon besser klappt! Da können Sie sich beide schon mal kräftig auf die Schulter klopfen und loben. Tatsächlich ist es so, dass ich es gar nicht so selten erlebe, dass die Tageschläfchen schwieriger zu behandeln sind als der Nachtschlaf. Die Gründe dafür sind natürlich individuell verschieden, doch häufig ist es einfach leichter, abends - wenn eben nichts mehr erledigt werden muss - ein festes Ritaul und eine feste Struktur einzuhalten. Zudem ist es natürlich auch so, dass mit zunehmenden Alter und ggf. auch einer erfolgreichen Maßnahmen der Schlafförderung, sie mehr und mehr Ihren Schlafbedarf nachts decken und nicht mehr so viele Schlaf am Tag brauchen. Mit fünf Monaten entwickeln die meisten Kinder allmählich ein triphasisches Schlafverhalten, d.h. Nachtschlaf plus zusätzlich zwei Tageschläfchen (meist ein längeres und ein kürzeres). Mit ca. einen Jahr dann werden die Tagesschläfchen zu einem Mittagsschlaf zusammengefasst. Doch auch diese Entwicklung ist individuell verschieden: Es gibt aber auch Kinder, die lange noch mehr (kurze) Nickerchen machen und andere, die recht früh mit einem Mittagschlaf auskommen. Man darf nie vergessen: die meisten Änderungen im Schlafverhalten passieren im ersten Jahr - daher ist ein gewisses Maß an Unruhe und Unbeständigkeit auch bei völlig gesunden, zufriedenen Kindern quasi vorprogrammiert. Ich möchte Sie daher auch absolut in Ihrem Eindruck bestätigen! Ich bin sicher, dass Sie mit dem am Ball bleiben richtig fahren. Wenn Sie etwas Grundlegendes falsch machen würden und Ihr Kind Ängste hätte, würde es nachts nicht so gut klappen! Es ist halt einfach ein weiterer Schritt, den Ihr Kleiner noch mit etwas Hilfe bewältigen muss. Am Tage ist es natürlich auch für ihn schwieriger, bei all der Ablenkung zur Ruhe zu kommen und zu spüren, wann er eine Pause braucht. Wenn dann erstmal die Laune im Keller ist, ist es natürlich noch schwieriger zu entspannen, was er dann ja auch sehr deutlich macht. Sein Gezappel zeigt, dass er am Tag den Dreh noch nicht so richtig raus hat. Er ist angespannt und unzufrieden, weil er erschöpft und müde ist. Sein Aktivierungssystem ist dann halt noch immer stärker als sein "Aus-Knopf", doch das wird sich ändern. Ich würde daher auch keine großen Veränderungen einführen. Gerade weil er noch diese Schwierigkeiten hat, braucht er das Gewohnte, die Routine. Das Einzige, worauf ich noch verstärkt achten würde, ist dass er rechtzeitig Ruhepausen bekommt. Wenn er keine eindeutigen Müdigkeitssignale zeigt (das kommt bei sehr leicht ablenkbaren Kindern vor) Sie aber das Gefühl haben, dass er jetzt "durch" sein müsste, legen Sie ihn hin bzw. machen Sie anderweitig ein Päuschen (Runde im Kinderwagen, Tragetuch etc.). Er muss auch nicht immer schlafen. Vielmehr kommt es darauf an, dass er auch mal Phasen hat, die weniger Reize bieten. Sehen Sie daher die Pausen eher als ein Angebot an Ihr Kind, nicht als "Pflichttermin" zum Schlafen. Das nimmt auch Ihnen den Druck. Ich drücke Ihnen die Daumen und bin mir sicher, dass Sie bald auch am Tag überm Berg sind! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 22.10.2015