Schlafen ohne Pucken problematisch

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Schlafen ohne Pucken problematisch

Liebe Frau Dr. Brenz, vielen Dank für Ihr tolles Forum! Ich würde sie gerne um eine Einschätzung bitten bzw. vielleicht haben Sie einen Tipp, was wir im Umgang mit meiner kleinen Tochter ändern können. Meine Kleine ist 9 Monate alt und seit Anfang an eine schlechte Schläferin. Sie schlief nur auf unserer Brust oder im Arm – Ablegen war zu Beginn nicht möglich. Außerdem schrie sie vor dem Schlafen am Abend 1-2 Stunden. Die ersten drei Monate „wohnte“ sie daher tagsüber im Tragetuch und nachts wurde sie gepuckt und konnte dann auch im Beistellbett schlafen. Die Nächte wurden dann ruhiger, dafür verkürzten sich ihre Tagesschläfchen auf jeweils nur 30 Minuten. Ich habe das Gefühl, dass sie oft einfach nicht mehr schafft, nach einer Schlafphase weiterzuschlafen. Sie schrie abends immer weniger, dafür dann auch am Tag mehr. Dazu muss man auch sagen, dass sie wirklich bei jedem kleinsten Geräusch wach wird und sehr unruhig schläft. Mittlerweile haben wir ein neues Schlafproblem: Tagsüber lege ich mich mit ihr hin, damit sie es auch schafft mal länger als 30 Minuten zu schlafen. Sie schläft morgens 30 min-1 Stunde, nachmittags 1-1,5 Stunden und manchmal nochmals 30 Minuten. Dann geht sie um 19-20 ins Bett. Gepuckt hat das sehr gut geklappt und sie wurde nur wach, wenn wir gegen 23 Uhr ins Bett gingen. Nun strampelt sie sich aus dem Pucktuch und weint, wenn sie eingewickelt werden soll. Sie st nun so stark, dass es nur noch kurz hält. Das ist also keine Lösung mehr. Ohne Puck ist das Schlafen aber katastrophal geworden. Sie schläft ganz gut im Arm gewiegt ein und wird dann halbwach ins Beistellbett gelegt. Ich bleibe so lange bei ihr, bis sie fest eingeschlafen ist. Meistens muss ich ihre Arme festhalten, weil sie sich sonst sofort wieder wach macht. Nach einiger Zeit kann ich dann rausschleichen und auch mal etwas für mich machen. Nun ist es aber so, dass sie alle 30 Minuten oder spätestens nach 1 Stunde wach wird und sofort im Bett kniet oder steht. Dann ist sie hellwach und es dauert 2 Stunden, bis sie wieder schläft. Dann bin ich auch durch und lege mich mit ihr hin. Sie wird dann noch paarmal wach, aber dann reicht der Schnuller oder streicheln. Ich habe das Gefühl, dass sie die erste Nachtschlafphase als Tagesschläfchen ansieht und danach wieder munter ist. Da sie aber schon um 6 Uhr morgens wieder wach ist, ist es keine Option, sie erst um 22 Uhr schlafen zu legen. Ich bin wirklich gerädert, da die Tage auch so anstrengend sind und sie nicht allein gelassen werden kann. Zudem ist sie ein richtiger Wirbelwind und kommt von sich aus einfach nie zur Ruhe. Sie würde sich am liebsten den ganzen Tag nur an den Möbeln hochziehen. Ich habe Angst, dass sie immer so bleibt und sich nie alleine beschäftigen kann oder von sich aus mal eine Pause einlegt. Auch beim Füttern ist sie sehr ungeduldig und isst immer nur wenige Löffel Brei. Vielen Dank für das Lesen des langen Textes und Ihre Hilfe!

Mitglied inaktiv - 31.05.2016, 17:55


Antwort auf: Schlafen ohne Pucken problematisch

Liebe SanaSans! Es freut mich, dass Ihnen dieses Forum gefällt und gern versuche ich Ihnen, eine Antwort auf Ihre Fragen zu geben. Zunächst wunderst es mich nicht, dass mit nunmehr 9 Monaten das Pucken nicht mehr klappt. Meist hat sich das schon nach den ersten drei Monaten erledigt. Ich würde hier also auch keine Energie mehr reinstecken. Für Begrenzung können Sie auch anders sorgen, etwas durch spezielle Lagerungskissen, die wie ein U um das Kind gelegt werden (Kopf bleibt frei). Auf jeden Fall würde ich einen Schlafsack benutzen und keine Decke. Das sorgt nicht nur für Begrenzung bei gleichzeitiger „Freiheit“ strampeln zu können, sondern ist in diesem Alter einfach noch sicherer. Was die Schlafenszeiten betrifft, so käme man bei Ihrer Kleinen auf Min. 12 - Max. 14 Stunden. Die Frage ist, ob die durchschnittliche Schlafdauer von Tag zu Tag noch sehr variiert oder sich auf einen einigermaßen stabilen Durchschnitt eingepegelt hat. Das kann ich so natürlich nicht einschätzen. Wenn von Tag zu Tag mal 12 Stunden, mal 14 Stunden geschlafen wird, kann das ein Hinweis auf einen noch sehr unsteten Rhythmus sein. Ein Kind muss nicht wie ein Roboter immer Punkt 19:00 schlafen um dann um Punkt 06:00 wach zu werden. Natürlich gibt es hier gerade in dem Alter noch völlig normale Schwankungen. Doch der Schlafbedarf (also die Zeit, die ein Kind an Schlaf braucht) ist an sich eine relativ stabile Größe, die zwar mit zunehmenden Alter sinkt und erst im hohen Greisenalter wieder steigt, und auch mal phasenweise durch Krankheiten, Medikamente etc. verändert sein kann, aber sich nicht von Tag zu Tag um ganze 2 Stunden verändert. Das sehen Sie ja an sich selbst: wenn Sie mal nur eine Stunde mehr oder weniger schlafen (ok- die Zeit mit Baby zählt nicht), dann macht das schon eine Menge aus. Sie selbst haben ja ohnehin den Verdacht, dass eine Rhythmusverschiebung vorliegen könnte. Ich würde daher raten, dem ganzen Thema mehr Aufmerksamkeit zu widmen und zu versuchen, auf einigermaßen feste Schlafenzeiten hinzuarbeiten. Ein 9-Monate altes Kind können Sie dafür auch mal wecken – sofern nötig. Hinzu würde ich dazu raten, die letzte Tagesschläfchen nicht zu dicht an das abendliche Einschlafen zu legen. Optimalerweise sollten hier ca. 4 Stunden Zeit dazwischenliegen. Sie müssen nicht zum Sklaven der Uhr werden, doch große Schwankungen können dazu führen, dass sich immer wieder Schlafdefizite überkompensiert werden, d.h. ein Kind schläft erst zu wenig, holt dann mit Hilfe der gesamten elterlichen Mühen am nächsten Tag übermäßig viel Schlaf am Tag nach, um dann nachts nicht mehr schlafen zu können etc. Um das zu durchbrechen ist es auch nach einer schlechten Nacht wichtig, ein Kind nicht einfach in den Tag schlafen zu lassen, es sei denn es ist krank oder sonst wie „bedürftig“. Faustregel +/- 30 Minuten bei den Schlafenszeiten sind ok, d.h. Sie können Ihr Kind mal etwas länger schlafen lassen / eher ins Bett bringen etc., sollten dann aber beim Rhythmus bleiben. Im Blick haben sollten Sie dabei v.a. die Tagesschläfchen. Hier sehe ich die nächste Stell schraube und nicht an der abendlichen Bettbringezeit! Sie wollen ja erreichen, dass Ihre Kleine Ihren Gesamtschlafbedarf hauptsächlich durch eine längere zusammenhängende Schlafphase in der Nacht deckt und sich nicht immer wie ein Neugeborenes mal hier und da ein Mützchen Schlaf holt. Wenn sollte also ggf. die Tagesschlafzeit verringert werden, damit sich der Schlafdruck erhöht und nachts besser geschlafen wird. Hier ist aber ein umsichtiges Vorgehen gefragt, denn auf jeden Fall braucht Ihr Kind tagsüber noch Schlaf! Kann es aber mal Kind partout nicht einschlafen, ist das auch kein Drama! Brechen Sie dann den Versuch nach ca. 20-30 Minuten ab und machen weiter wie geplant. Auf keinen Fall sollten Sie sich dazu verleiten lassen, nachts zu spielen u.ä. Das wäre dann genau das falsche Signal. Ich denke aber, wenn Sie hier mal genauer gucken und ggf. die Zeiten anpassen und stabilisieren, wird mehr Ruhe sich einstellen. Wichtig dafür ist, dass so eine Stabilisierung nicht von heute auf morgen klappt, sondern Zeit braucht (ca. 14 Tage). Geduld und Durchhaltevermögen ist also gefragt. Dafür drücke ich ganz fest die Daumen! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 01.06.2016


Antwort auf: Schlafen ohne Pucken problematisch

Frau Dr. Bentz natürlich. Entschuldigung für die falsche Anrede. Da war ich wohl zu schnell beim Tippen ;)

Mitglied inaktiv - 01.06.2016, 09:37