Plötzliche Unzufriedenheit

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Plötzliche Unzufriedenheit

Mein kleiner Sohn ist nun 6,5 Wochen alt. Bis vor 1,5 Wochen war er recht entspannt. Wollte abends zwar sehr viel trinken, aber hat letztlich nur geweint wenn er an die Brust wollte. Seit 1,5 Wochen schreit er auf einmal auch einfach so. Teilweise sogar nach dem stillen. Vor allem morgens und abends ist er viel wach und da meist unzufrieden. Es geht nicht lange gut und er fängt zu weinen an. Er hat vor ein paar Tagen mal gelächelt, das macht er aber nicht jeden Tag. Ich habe vor allem das Gefühl, dass ich eientlich gar nichts tun kann. Er fängt manchmal an zu schreien, obwohl er schon auf meinem Schoß liegt. Manchmal liegt er in seinem bettchen und weint und hört dann nach ner halben Minute von selbst wieder auf. Wenn ich ihn rausnehme schreit er nur noch mehr. Er beruhigt oft auch wieder und ich habe nicht das Gefühl dazu beizutragen (außer wenn er schreit weil er hungrig ist). Aber wie gesagt wach ist er einfach immer unzufrieden ubd kaum hat er sich beruhigt wird er wieder immer unzufriedener und fängt früher oder später zu weinen an. Mal nur ganz kurz, mal für einige Minuten. Ich bin natürlich sofort zur Stelle bzw er liegt eh schon bei mir. Anscheinend kann ich ihm ja keinen Trost geben oder es ist egal ob ich bei ihm bin oder nicht. Das macht mir Sorgen. Stimmt irgendwas nicht mit ihm? Liebe Grüße

von Mirjanawalli am 24.11.2015, 11:40


Antwort auf: Plötzliche Unzufriedenheit

Liebe Mirjanawalli! es gehört wohl wirklich zu den frustriertesten Momenten überhaupt, wenn man sein Kind durch sein Handeln nicht trösten kann und scheinbar nicht hilft. Das Kind schreit, sagt einem nicht warum und was helfen könnte und die üblichen "Verdächtigen" (Hunger, zu kalt/ Zu warm, Bauchweh, volle Windel etc.) sind schon längst alle überprüft und ausgeschlossen worden. Das ist belastend, macht ratlos, traurig und manchmal auch wütend, denn auf all die Mühe erfolgt einfach kein positives Feedback. Zudem sind ringsherum natürlich nur noch dauergrinsende, zufriedene Babys mit Müttern, die diese Probleme gar nicht zu kennen scheinen. Doch es gehört zu typischen Missverständnissen zwischen Eltern und Kind, dass Eltern meinen, durch das Weinen drücke Ihr Kind Unzufriedenheit mit Ihnen als Eltern aus ("Es mag mich nicht") aus und / oder zeige, dass die Eltern etwas grundsätzlich falsch machen. Doch selbst bei perfekten Eltern, die perfekt alle Bedürfnisse abdecken, weinen Babys. Es ist nun mal ihr einziges Kommunikationsmittel. Säuglingsschreien ist also völlig normal und auch Phasen von Unruhe, wie Sie sie jetzt beobachten. In dem Alter Ohre Kindes ist es nicht ungewöhnlich wenn Kinder täglich bis zu zwei Stunden und mehr schreien. Erst wenn ein Kind seit mindesten drei Wochen an mindestens drei Tagen pro Woche mehr als drei Stunden schreit, bezeichnet man das Schreien als exzessiv. Doch selbst das muss noch keinen Krankheitswert haben. Mit 6,5 Wochen sind Sie zudem rein statistisch auf dem Schreigipfel angelangt, viele Babys schreien hier besonders viel, um dann mit drei, vier Monaten deutlich weniger zu schreien. Auch wenn es nervenzehrend ist, es besteht kein Grund zur Panik! Das beste, was Sie für sich und Ihr Kind tun können, ist selbst ruhig zu bleiben und im Alltag für Struktur und Routine zu sorgen. Lassen sie sich nicht dazu verführen, jetzt eine Maßnahme nach der anderen auszuprobieren. Weniger ist mehr! Wenn Ihr Kind eh durch irgendetwas irritiert ist, dann braucht es viel Vertrautes. Sie werden sehen, bald ist der Spuk vorbei und dann gibt's auch mehr positives Feedback, denn ebenfalls rein statistisch lächelt Ihr Kind nie wieder soviel wie im ersten Lebensjahr (-; Ihnen alles Gute! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 27.11.2015


Antwort auf: Plötzliche Unzufriedenheit

Ps: nachts schläft er neben mir ( mein Partner nicht mit in Bett) und wacht zwischen 23 u 8:30 2-3 mal zum stillen auf. Ich finde das ok und bin recht erholt.

von Mirjanawalli am 24.11.2015, 11:41