Nächtliche Schreiphasen

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Nächtliche Schreiphasen

Sehr geehrte Frau Dr. Bentz, vielleicht können sie mir weiterhelfen. Mein Sohn (6Wochen alt) schreit immer Abends ab 18Uhr bis 23/24Uhr. Man bekommt ihn dann auch gar nicht mehr beruhigt. Jetzt haben einige gesagt ich soll ihn auch tagsüber aus den Reizen raus nehmen da er abends vermutlich immer total überreizt ist. Ihn also Füttern Wickeln und nach jeder Mahlzeit ins Schlafzimmer legen. Ist das denn wirklich sinnvoll ihm aus dem Familien Alltag auszuschließen? So ist er ja nie bei uns. Er schläft tagsüber eigentlich in seinem Laufstall und bekommt eben alles mit. Fernseher, Spülmaschine, die Hunde die einlaufen, Klingendes Telefon usw. Soll ich ihn wirklich jetzt auch tagsüber in ein ruhiges Zimmer legen? Danke im Vorraum für ihre Hilfe Karolin

Mitglied inaktiv - 25.08.2015, 09:31


Antwort auf: Nächtliche Schreiphasen

Liebe Sweety! der abendliche Schreigipfel ist wirklich sehr annstregend und es tut mir leid, dass Sie dies durchmachen! Viele Babys haben ihn, wenngleich nicht alle so ausgeprägt wie Ihr Sohn. Damit es besser wird, wird wäre es schon wichtig, dass ihm am Tag und vor allem in den späten Nachmittag und Abendstunden genug Ruhe zuteil kommt. Das heißt aber nicht, dass Sie ihn in sein Kinderzimmer legen müssen, wenn er in seinem Laufstall mitten unter Ihnen auch gut schläft und zur Ruhe kommt. Keinesfalls müssen Sie ihm vom Familienleben fernhalten. Allerdings empfehle ich Ihnen dafür zu sorgen, dass eben am Spätnachmittag und Abend nichts Aufregendes passiert (also Einkaufen, Autofahren, Besuche und wildes Toben lieber in den Vormittags verlegen und dass auch wohldosiert). Auch können manche Kinder durch zuviel wohlgemeinte Aktivitäten wie Babykurse überfordert sein. Maßhalten nicht Isolation ist daher angesagt. Bitte vergessen Sie nicht, für Ihr Baby ist alles neu, alles ein Reiz, der zu verarbeiten ist und manche Kinder reagieren einfach sensibler als andere. Schauen Sie sich Ihr Baby aufmerksam an:wenn es das Köpfchen abwendet, die Händchen ballt oder anfängt, hin und her zu rudern oder sich steif zu machen, braucht es eine Pause! Dies kann schon nach 1 bis 1,5 Stunden der Fall sein. Sie sollten es dann immer bei diesen ersten Müdigkeits- und Überforderungszeichen hinlegen und ihm diese Pause gönnen. Das muss dann auch leider mal der lieben Verwandtschaft oder den Vätern verständlich gemacht werden, die natürlich alle gern das Baby bespaßen wollen, wenn sie da sind. Pucken kann eine gute Beruhigungshilfe bei so jungen Babys sein, damit sie sich nicht durch noch nicht kontrollierbare Fuchteleien weiter in Rage bringen und Begrenzung erfahren, Ähnliches gilt für das Tragen im Tragetuch. Wenn Ihr Kind das anfangs nicht so toll findet, bitte nicht gleich aufgeben, sondern ein Weilchen das Weinen aushalten und dann am nächsten Tag nochmal und nochmal für ca. 10 bis 14 Tage, dann sehen Sie, ob die Methode passt oder nicht. Wenn Sie zudem für Struktur, einfach Rituale und einen festen Tagesablauf sorgen, sollte sich die Situation schnell entspannen. Und denken Sie daran: mindesten für die ersten neun Monate gilt: Entscheidend für den Schlaf in der Nacht ist der Schlaf am Tag! Es hat keinen Sinn, ein Baby mit der Hoffnung, es schlafe abends besser, am Tage wachzuhalten. Wenn Ihr Kind am Tage mehr Ruhe erfährt, ist es abend nicht so überreizt und kann leichter abschalten. Ich drücke Ihnen die Daumen, dass es bald besser klappt! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 25.08.2015