Mutter-Kind-Beziehung

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Mutter-Kind-Beziehung

Hallo Frau Bentz, Heute möchte ich mich gerne an sie wenden, obwohl mein Sohn (12 Monate) kein Schreibaby ist. Ich hoffe, sie können mir trotzdem helfen... Seit einer Zeit habe ich das Gefühl, dass mein Sohn mich mehr und mehr ablehnt. Ich bin momentan in Elternzeit und mein Mann geht arbeiten. Ich bin also den ganzen Tag mit dem Kleinen zusammen, aber wenn mein Mann abends nach hause kommt, herrscht Ausnahmezustand. Mein Sohn freut sich riesig wenn sein papa kommt und läuft sofort zu ihm. Ich bin dann wirklich komplett abgeschrieben. Er beachtet mich nicht, schlägt meine Hand weg wenn ich mit ihm spielen möchte. Morgens wenn er aufwacht, wird als erstes auf Papas Betthälfte geschaut und wenn dieser nicht da ist, wird geweint. Ich freue mich darüber, dass die beiden so ein tolles Verhältnis haben, aber ich frage mich gleichzeitig auch ob etwas in der Beziehung zwischen meinen Sohn und mir nicht stimmt. Auch wenn ich mit ihm bei Oma und Opa bin, möchte er nicht mehr zu mir. Was kann dieses Verhalten meines Sohnes bedeuten? Schonmal vielen Dank für Ihre Antwort Liebe Grüße

von Paul2015 am 17.05.2016, 12:37


Antwort auf: Mutter-Kind-Beziehung

Liebe Paul2015! ich kann gut verstehen, dass solche Gedanken mal schnell aufkommen. Doch ich kann Sie beruhigen und mich meiner Vorrednerin anschließen. Das Verhalten Ihres Sohnes ist völlig normal und alles andere als ein Zeichen einer schlechter Bindung zu Ihnen. Wie wir Erwachsene auch, können Kinder zu verschiedene Personen enge Beziehungen entwickeln, wobei diese unabhängig voneinander sind, also auch nicht in Konkurrenz zueinander stehen. Sie können ja auch Ihre Mutter und Ihren Mann lieben und auch Ihre Freundinnen und Ihr Kind. So gerne wir es vielleicht manchmal als Ausgleich für alle Mühen hätten - Mütterexklusivität ist kein notwendiges noch erstrebenswertes Ideal. Für das Selbstbewusstsein, das Urvertrauen und den Selbstwert ist es wichtig, dass Kinder die Möglichkeit haben, positive Bindungserfahrungen mit verschiedenen Personen zu machen. Nur so lernen sie, dass die Welt im Grunde ein guter Ort ist, der sie freundlich empfängt und sie wertschätzt. Müssen dagegen Kinder Ihre Mütter (oder andere Personen) auf einen Sockel heben, weil sie entweder tatsächlich keine weiteren Bezugspersonen haben, oder weil manipulativ geachtet wird, dass andere keinen Platz finden, treibt sie das in psychologisch äußerst ungesunde Abhängigkeiten. Diese Kinder dürfen niemals erwachsen werden, dürfen keine Konflikte eingehen oder eigene Interessen haben, denn es gibt nur diese Person, und die ist allmächtig ist und von deren Glück die eigenen Existenz abhängt - um es mal extrem zu formulieren. Worauf ich hinaus will: auch wenn es schwerfällt: Sehen Sie das Verhalten Ihres Sohnes als Zeichen einer gesunden sozialen Entwicklung. Achten Sie darauf, keine manipulativen Signale zu setzen (Hast du Mami gar nicht mehr lieb? Hast du Papa jetzt lieber als mich?"). Das kann sehr schnell mal ohne Absicht geschehen, überfordert aber kleine Kinder sehr und stürzt sie unbewusst in Solidaritätskonflikte, die sie nicht mal ansatzweise überblicken, jedoch spüren können. Sie können viel Ihr Kind tun, wenn sie positive Beziehungen zu anderen fördern. Vergessen Sie nicht: sie stehen nicht in Konkurrenz zu Ihnen! Ferner will Ihr Sohn sie nicht kränken, abstrafen. Auch lehnt er sie nicht ab oder verliert das Interesse an Ihnen. Er gestaltet schlicht mit seinen wachsenden Möglichkeiten seine soziale Umwelt. Und in der Welt eines 12-Monate alten Kindes bedeutet das immer, dass Sie ohnehin die unbestrittene Königin sind, selbst wenn es daneben noch einen König oder ein paar Hofdamen gibt... Also, genießen Sie wirklich mal ein paar Augenblicke für sich und gönnen Sie den anderen die Freunde an Ihrem Sohn. Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 22.05.2016


Antwort auf: Mutter-Kind-Beziehung

Hallo. Das Thema ist hier vor nicht allzu langer Zeit schon aufgetaucht. Ich antworte einfach mal und hoffe es ist okay. Also das hat überhaupt nix mit der Bindung zu tun sondern ist ganz natürlich. Du bist als Mama den ganzen Tag da und das ist selbstverständlich für dein Kind. Wenn dann der Papa da ist bedeutet das Abwechslung. Genauso bei den grosseltern. Das ist bei uns auch nicht anders. Aber freu dich doch das es so gut klappt. Ich nehme mir mal ein paar Minuten Zeit zum Kaffee trinken duschen und schminken usw. Und freu mich wenn ich die beiden im Kinderzimmer lachen höre. Auch bei den grosseltern ist es so das sie mich da auch nicht unbedingt braucht. Aber das ist doch klasse wenn was ist kommt Sie zu mir und ansonsten lass ich sie machen und ruhe mich mal aus. Also alles ganz normal. Genieße die Zeit so schnell ist sie vorbei. Lg und ein schönes we.

Mitglied inaktiv - 21.05.2016, 21:17