Auch ich bin Mama von so einem besonderem Kind, einem ehemaligen 24- Stunden Baby. Mein Sohn war als Baby die größte Herausforderung meines Lebens und ich war wirklich am Ende meiner Kräfte. Sein Rythmus waren keine 2 Stunden, sondern 15-30 Minuten. Er hat scheinbar nie geschlafen und forderte 100% Aufmerksamkeit. Ich konnte häufig 10 Stunden lang (so lange mein Mann nicht zu Hause war) noch nicht einmal aufs Klo gehen, geschweige denn Essen oder irgendetwas anderes (ich war mit 1 Jahr dann bei 47 kg bei einer Größe von 174). Er war besonders in jeder Hinsicht: er hat scheinbar keinen Schlaf gebraucht, er war extrem aktiv und er hat sich an keine Vorgaben, was die Entwicklung angeht gehalten - in jeder Hinsicht sehr sehr früh - so ein richtiges Baby war er fast nie gewesen. Er war besonders sensibel- extrem gefremdelt, frühes Gefühl für Emphatie etc. Mein zweites Baby ist nun scheinbar meine erste richtige Babyerfahrung und ich habe das Gefühl, dass ich erst jetzt weiss, wie es mit einem Baby ist. Mit Beginn der Fremdbetreuung kam dann zunächst ein Entwicklungsstopp- mein Sohn, der bis dahin schon gelaufen war, höerte plötzlich auf zu laufen etc. Mit Wechsel der Einrichtung normalisierte sich die Situation und er entwickelte sich in normalen Zügen. Nun bleibt mein Kind dennoch nach wie vor ein besonderes Kind und jeden Tag eine große Herausforderung. Als fast dreijährigeer hat er eine extrem komplexe Gedankenwelt. - Er denkt über Dinge nach, die er emotional nicht verarbeiten kann: Mama meine Katze ist gestorben, weil sie alt war. Mama, wenn ich alt werde, muss ich sterben. Mama, ich möchte nicht, dass du alt wirst. Mama, ich habe Angst, dass du und Papa sterben müsst. Mama, ich bin traurig - dieses Gespräch begleitete und wochenlang vor dem Einschlafen. - er kann scheinbar nicht vergessen- er erinnert sich an absolut alles. der Grundsatz, Kinder erinnern sich nicht an ihre Babyzeit gilt bei ihm nicht. Er erinnert sich an Details als 3 Monate altes Baby, die er nicht wissen kann. - er spricht überdurchschnittlich komplex, mit passiv, konjunktiv, korrekten Satzbau etc. obwohl er mehrsprachtig aufwächst - scheint ein Gefühl für Zahlen und Mengen zu haben, zählt derzeit bis 40, in Mengen bis 15 kann er schon ordentlich denken, Mama, wenn ich 7 Trauben esse, dann bleiben dir nur noch 5 übrig. - er ist extrem Geräuschempfindlich, reagiert extrem auf Stimmungsänderungen, auf Licht und andere Reize. Veränderungen überfordern ihn extrem. Geräusche machen ihn regelrecht panisch. - alltägliche Aufgaben überfordern ihn, sich eine Route durch den Raum zu überlegen, ohne etwas anzurempeln, ordentlich die Hose nach dem Toilettengang hochzuziehen etc. ebenso wie sich in neuen Situationen zurecht zu finden. - er ist sehr schmerzempfindlich. kann Schmerzen aber richtig zuordnen, Kopfschmerzen sind Kopfschmerznen, Knieschmerzen sind Knieschmerzen - der ehemalige motorische Überflieger als Baby, ist nun ein motorisch ängstliches und sehr unsicheres Kind (Mama ich fahre nicht Dreirad, weil ich hinfallen kann. Meine Freundin (Name) ist hingefallen und hat sich weh getan, ich möchte deshalb nicht Dreirad fahren). - er ist überdurchschinttlich phantasievoll und kreativ - er kann sich sehr intensiv und kreativ mit Materialien wie Sand, Holz etc. beschäftigen. - er schläft nach wie vor nicht durch, kann nicht alleine einschlafen, war vergleichsweise früh trocken, spielt gut mit anderen Kindern, aber braucht auch intensive und viele Auszeiten. Diese Beobachtungen decken sich mit der Beobachtungen aus seinem Kindertagesstätte und geben im Grunde, die dort genannten Sachverhalte wieder. Dort wurden wir darauf hingewiesen, dass er auch Unterstützung bedarf. Dort sagte man uns auch, dass scheinbar so viel in seinem Kopf vorgeht, dass er Dinge wie ein Glas vernünftig abzustellen vergisst - Reize überfordern ihn - Begriffe wie "Wahrnehmungsstörung", "Hochbegabung", "Reizverarbeitungsstörung" kommen zum Einsatz. Er ist unser großer Sohnenschein, aber nach wie vor eine Herausforderung. Schwierig finde ich die Situationen insbesondere, anderen Müttern zu erklären, warum mein Kind so reagiert, wie es reagiert. Schwierig sind die Panikattacken vor Geräuschen, vor Stimmungssveränderungen in seiner Umwelt etc. Haben Sie eventuell Tipps, welche Mechanismen man als Eltern entwickelt um solchen besonders "anspruchsvollen" Kindern gerecht zu werden? Wie kann ich ihn dabei unterstützen besser mit alltäglichen Dingen zu recht zu kommen? Wie kann ich ihn unterstützen, dass er emotional durch seine Gedankenwelt nicht überfordert ist und lernt damit umzugehen?
von lilule am 09.02.2016, 21:41