Einschlafstillen abgewöhnen

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Einschlafstillen abgewöhnen

Liebe Frau Dr. Bentz, mein Sohn ist 13 Monate alt und schläft abends nur ein durch Stillen. Er schläft seit er 8 Monate ist in seinem eigenen Zimmer, ab ca 20 Uhr bis 7 Uhr. In der Nacht kommt er ca 4-5 Mal und wird auch wieder in den Schlaf gestillt. Seit ca 4 Wochen lässt er sich nach dem in Schlafstillen nur schwer bis gar nicht in sein Gitterbett legen. Ich lege mich dann zu ihm in sein Zimmer und wir schlafen beide auf einer großen Matratze. Tagsüber praktizieren wir auch das Einschlafstillen und ich bleibe bei ihm solange er schläft. Er schläft tagsüber um 10 Uhr und um 14 Uhr ca je eine Stunde (auch mal etwas weniger). Er schafft es auch gut im Kinderwagen oder Auto einzuschlafen, er braucht aber immer eine Einschlafhilfe. Wir haben schon versucht ihn wach hinzulegen, aber ohne Erfolg. Ich habe auch ein Schlafprotokoll über 14 Tage geführt und habe nicht das Gefühl, dass er zuviel schläft. Eher im Gegenteil schläft er weniger ist er sehr unausgeglichen. Ich merke mittlerweile wie mir die Nächte an die Substanz gehen und ich mich frage wie lange das mit dem Stillen noch so weiter gehen soll. Ich stille gerne, aber ich möchte auch irgendwann, dass mein Kind von seinem Vater oder Großeltern abends ins Bett gebracht werden kann. Dass das Einschlafstillen eine mehr als ungünstige Angewohnheit ist, ist mir bewusst. Nachdem mein Sohn als Neugeborenes so wahnsinnig schlecht geschlafen hat und auch sonst sehr fordernd war, war das unsere einzige Rettung. Meine Fragen sind: - Wie ersetzen wir das Einschlafstillen? - Wie lernt er durchzuschlafen? - Wie lernt er wieder alleine zu schlafen? - Wie helfen wir ihm konkret wach in den Schlaf zu finden (dabei bleiben, kurz raus gehen etc)? Vielen Dank für Ihre Antwort.

von laverne1209 am 10.08.2015, 13:57


Antwort auf: Einschlafstillen abgewöhnen

Liebe Laverne! Das alles klingt sehr anstregend - für Sie und Ihren Sohn. Grundsätzlich finde ich in den ersten Monaten Einschlafstillen nicht schlimm, wenn es eben sonst keine weiteren Probleme macht. Manchmal ist es halt das kleinere Übel und mit kleinen Babys muss man auch mal pragmatisch sein. Sie sollten sich daher keine Vorwürfe machen! Was sich hier aberd deutlich zeigt ist, dass Ihr Sohn bisher keinen anderen Weg kennt, um in den Schlaf zu finden und hieraus offenbar Ein- und Durchschlafschwierigkeiten entstanden sind. Damit diese sich nicht verfestigen, fände ich es für Sie beide tatsächlich wichtig, davon wegzukommen. Wie - dazu gibt es viele Ansätze / Meinungen. Da ich keine Stillexpertin bin, schauen Sie am besten mal in dem entsprechenden Expertenforum nach. Fakt ist, egal ob sanft oder schnell - ohne Prostest wird es nicht gehen! Hier müssen Sie beide durch. Vielleicht hilft ein alter Hebammentipp: einfach mal für zwei Tage wegfahren und den Papa ranlassen. Ob Sie der Typ dafür sind, müssen Sie sehen. Ich würde allerdings schon empfehlen, dass hier ein deutlicher Schritt besser ist, als langes Herumprobieren. Wenn Sie das wirklich mal ein paar Nächte Nichtstillen durchziehen, werden Sie sehen, dass Ihr Sohn sich schnell das Stillen abgewöhnt. Meine Empfehlung: Sie oder besser Ihr Partner bleiben bei Ihrem Sohn, trösten ihn, aber geben keine Nahrung (weder Stillen nach Flaschennahrung, höchstens Schnuller anbieten). Ersetzen Sie tagsüber die Aufmerksamkeit und Nähe durch andere Rituale, aber machen Sie beim Zubettbringen möglichst wenig, sonst kommen Sie vom Regen in die Traufe! Auch regelmäßige Malzeiten am Tage sind wichtig, damit Ihr Sohn lernt, sich tagsüber alles zu holen, was er braucht. Die übrigen Probleme sollten dann sich nach und nach bessern. Und falls es Ihre Sorgen sein sollte: ich persönlich würde nahezu ausschließen, dass hierdurch Bindungsschäden enstehen. Die Gefahr, dass sich Schlafstörungen manifestieren und Sie ausbrennen betrachte ich dagegen als ungleich höher. Machen Sie sich bewusst, Sie tun Ihrem Kind nichts "Böses", "Gemeines" oder "Schlimmes" an - Ablösung ist ein normaler Prozess und beginnt mit dem Abstillen. Für die Kinder meist weniger schlimm als für die Mütter... Die übrigen Fragen würde ich gern aufschieben. Zum einen, weil sich vieles durch ein erfolgreiches Abstillen lösen wird, sofern Sie eben weitgehend auf elterliche Einschlafhilfen verzichten und abends immer wieder um die gleiche Zeit das gleiche Ritual machen. Zum anderen, weil es wichtig ist, dass Sie nur eine Baustelle zur Zeit bearbeiten! Zu viele Maßnahmen würde Ihr Kind irritieren und vermutlich Sie auch an Ihre Grenzen bringen. Also: viel Erfolg und Ihnen beiden wieder schönere Nächte! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 10.08.2015


Antwort auf: Einschlafstillen abgewöhnen

Schau mal unter Nächtliches Abstillen nach Gordon ( z.b. Auf www.rabeneltern.org) Dort findest du einen genauen Plan-sehr gut beschrieben. Und das einschlafstillen kannst du trotzdem beibehalten, denn dein Kind lernt von ganz allein "wenn es soweit ist" allein einzuschlafen. Liebe Grüße Franzi

von Franziska27 am 11.08.2015, 13:12


Antwort auf: Einschlafstillen abgewöhnen

Hallo laverne1209, ich hoffe es íst okay für Dich, wenn ich auch kurz antworte-von Mutter zu Mutter sozusagen. Ich finde das Verhalten Deines Sohnes völlig normal! Klar ist das sehr anstrengend für Dich. Ich bin selbst Langzeitstillerin und kenne die anstrengenden Nächte nur zu gut..... Statt abzustillen oder das Einschlafstillen wegzulassen, würde ich Dir viel eher empfehlen, Dir das Stillen zu erleichtern. Dein Sohn zeigt Dir klar, dass er Dich braucht! Lass ihn nicht im Stich. Hast Du Dir schon einmal überlegt, Deinen Sohn mit in euer Bett zu nehmen? Da müsstest Du zum Stillen nicht jedesmal aufstehen, bzw. könntest ihn im Halbschlaf stillen. Das vereinfacht vieles. Vielleicht würde er durch Deine Nähe dann auch von Haus aus besser schlafen?! @Fr. Bentz: Ich finde einige Ihrer Aussagen mehr als fragwürdig. Sie schreiben z.B. das Abstillen und Loslösung miteinander einhergehen. Das stimmt so nicht. Ein 13 Monate altes Kind muss sich nicht ablösen von seiner Mutter-dieser Prozess beginnt vielleicht gerade mal in dem Alter, vollzieht sich aber über eine längere Zeit und geht bis weit ins 3.Lebensjahr hinein! Außerdem kann ihr "alter Hebammentipp", für ein paar Tage wegzufahren, sehr wohl eine Bindungsstörung hervorrufen! Der Tipp ist wirklich schon sehr alt und es würde jeder Entwicklungspsychologe davon abraten. Ich glaube auch nicht, dass das Weiterstillen Schlafstörungen fördert-im Gegenteil! Das Kind erfährt hier dass seine Bedürfnisse ernstgenommen werden und es nicht alleine ist. Viel bedenklicher finde ich es, dass so kleine Kinder in einem Zimmer alleine schlafen müssen. Als Literaturtipp kann ich empfehlen: "Schlafen und Wachen" oder auch "Ich will bei Euch schlafen"! Kinder lernen nicht schlafen, sondern sind irgendwann einfach reif dazu! Kompetentere Antworten findet man übrigens bei Biggi und Kristina im Expertenforum zur Stillberatung.....

von Eulenkind am 12.08.2015, 16:52


Antwort auf: Einschlafstillen abgewöhnen

Hallo Eulenkind Ich bin sooooo dankbar für deinen Bericht, denn ich habe genau das gleiche gedacht! Danke dass du mir zuvor gekommen bist- über einige Aussagen war ich auch sehr verwundert bzw erschrocken. Ich hoffe Frau Dr.Bentz ließt ihn!!! Leider kann man im Forum von Herrn Dr. Posth ja nicht mehr schreiben, aber seine Buch vom "Urvertrauen zum Selbstvertrauen" ist sehr zu empfehlen. @laverne vielleicht findest du dort im Forum unter älteren Berichten ja auch noch Hilfe. Auch im Stillforum bei Biggi und Kristina wird dir mit deinem Anliegen sicher geholfen. Alles Gute Franzi

von Franziska27 am 12.08.2015, 20:05


Antwort auf: Einschlafstillen abgewöhnen

Liebe Franziska, liebes Eulenkind, Frau Bentz hat reingeschaut und sorgfälltig gelesen: Kritik ist bei jederzeit willkommen, zeigt Sie doch, wie unterschiedlich mit Problemen umgegangen werden kann und welch unterschiedliche Philosophien man in der Kindereziehung verfolgen kann! Ferner freut es mich, dass mein Forum lebendig ist und zu Diskussionen anregt! Dafür ein Danke und auch für die Literaturtipps. Natürlich bin ich nicht unfehlbar und sicher auch nicht jedermanns Sache. Auch bin ich - wie jede Mutter oder jeder Vater - nicht 100% neutral, sondern eine Person mit eigenen Kulturkreis, Erfahrungen, Werten und Überzeugungen. Davon unabhängig bin ich aber bemüht, stets deutlich werden zu lassen, dass eine Methode zum Mensch / zur Familie passen muss und man nichts machen sollte, wovon man als Mutter / Vater nicht überzeugt ist. Ich möche empfehlen und nicht predigen! Wenn das an der ein oder anderen Stelle nicht deutlich genug wurde, tut mir das aufrichtig leid! Was ist jedoch kritisch finde, ist Dinge wie Einschlafen, Familienbett, Stillen oder Fremdbetreuung zur Religion werden zu lassen. Es gibt eben nicht nur den einen richtigen Weg! Für glückliche Kinder bedarf es glückliche Eltern und nicht jede Frau möchte und /oder kann die Wege gehen, die Sie persönlich und sicher auch mit guten Gründen favorisieren! Hier würde ich mir mehr Offenheit gegenüber anderen Lebensumständen und -modellen wünschen. Warum nicht einfach Dinge parallel stehen lassen? Ich finde es immer sehr schade, wenn ein Dissens, der an sich fruchtbar und hilfreich sein kann, indem er unterschiedliche Möglichkeiten aufzeigt, durch moralisch unterlegte Horroszenarien tot gemacht wird. Warum sollte etwa ein Kind, dass vom Vater zwei Nächte betreut wird, eine Bindungsstörung (wir reden bei Bindungsstörungen um eine wirklich pathologische Entwicklung wie sie bei andauernder Misshandlung und / oder Vernachlässigung oder dramatischen Traumata beobachtbar wird) bekommen? Was ist das für ein althergebrachtes Männer- / Väterbild? Es ist keineswegs so, dass Ihre Empfehlungen unumstritten, geschweige denn der einzig wahre, empirisch belegte bindungsorientierte Weg sind. Könnte man nicht stattdessen einfach offen sagen, dass man Bedenken hat, dass man diesen Weg nicht beschreiten würde / ablehnt, ansatt pseudowissenschaftlich zu argumentieren? Das würde doch Ihre Meinung nicht weniger wichtig oder wertvoll machen! Das reine Argumentieren mit der Wissenschaft führt uns meiner Meinung nach ohnehin hier nicht weiter. Wem nützt denn das leider häufig in solchen Diskussionen zu beobachtende Hin- und Her? Hinweise auf Experten und Studien erlösen uns als Eltern leider nicht davon, eine Entscheidung zu treffen, was für die eigene Familie gut und richtig ist. D.h. wenn eine Mutter in diesem Forum nach Tipps zum Abstillen fragt, gehe ich davon aus, dass Sie sich bereits viele Gedanken gemacht hat und verantwortungsvoll die Entscheidung getroffen hat, dass Sie abstillen möchte. Ich verzichte daher auf eine Auflistung all jener Forschung, die meine Empfehlungen untermauern - nur zu akzeptieren, dass es sie gibt, gehört eben auch zu einer offenen Diskussion.Gut finden müssen Sie sie daher noch lange nicht! Sie dürfen zweifeln, ablehnen, kritisieren - ohne dies gäbe es keinen Fortschritt in einer Gesellschaft (selbst wenn ich zugegebenermaßen ein Lob lieber höre (-; Ich bin mir ohnehin sicher, dass es in Diskussionen wie dieser eigentlich weniger um objektive Beweise, sondern um Überzeugungen geht. Denn mal angenommen, es gäbe wirklich zweifelsfrei nur den einen richtigen Weg und der bestünde im Schreienlassen, nachts allein ab Geburt - würden Sie es dann tun? In einer Beratung würde ich darauf hinweisen müssen, dass dies die Methode der Wahl ist. Als Mutter wäre dieser Weg trotzdem für mich nicht gangbar. Überrascht? Beruhigt? Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 13.08.2015


Antwort auf: Einschlafstillen abgewöhnen

Liebe Frau Bentz, es freut mich wirklich, dass Sie meinen Beitrag gelesen haben und auch nochmal geantwortet haben! Danke! Ich kann mich Ihrer Meinung trotzdem nicht anschliessen. Klar darf jeder denken/handeln wie er will. Und es gibt immer mehrere Lebensmodelle, die nebeneinander stehen dürfen. Aber ich würde mir wünschen, dass Sie mehr "pro Kind" argumentieren würden. Sicherlich ist es nicht förderlich, wenn die Eltern kurz vorm Burnout stehen-dann gibt es Handlungsbedarf. Meine Erfahrung aus der Praxis zeigt jedoch, dass die meisten Eltern eher sehr verunsichert sind durch die gängigen Meinungen der Gesellschaft, viel Druck von außen bekommen (Familie/Freunde) und stets am Zweifeln sind "ob ihr Kind normal ist". Diese Zweifel plus der Schlafmangel führt dann zu absoluter Erschöpftheit. Nimmt man den Druck raus und erklärt den Frauen, dass deren Kinder sogar ziemlich normal sind, fällt es oftmals leichter das Kind so anzunehmen, Strategien zur Erleichterung zu entwickeln und die Situation annehmen zu können. Würden die Kinderärzte und Psychologen den Eltern mal erklären warum Kinder so und nicht anders schlafen würde sich der Blickwinkel sicher verändern! Ihr Argument, dass ein Kind eine "glückliche" Mutter braucht kann ich auch nur bedingt unterschreiben. Der Fokus vieler Mütter liegt nämlich nur noch darauf, eigene Bedürfnisse zu befriedigen und sich dann damit zu rechtfertigen, dass das ja schließlich auch besser fürs Kind sei. Kinder im ersten Lebensjahr und manchmal auch weit darüber hinaus brauchen vor allem eine Mama, die kontinuierlich verfügbar ist, weil sie einfach noch nicht verstehen können, warum Mama weg ist und auch mal was für sich machen will. Es geht auch nicht darum, eine Religion aus dem Thema Familienbett, Stillen usw. zu machen. Wir sollten diese Dinge nur mal endlich wieder als das ansehen was sie sind-nämlich die Normalität! Es ist das, was ALLE Kinder wollen, aber eben nicht alle kriegen. Die Naur ist doch kein Trottel! Warum funktioniert es in vielen anderen Ländern? Nur bei uns nicht? Außerdem bieten diese Sachen eben nicht nur Nachteile, sondern extrem viele Vorteile für alle Beteiligten! Um nochmal auf die Frage von laverne1209 zurückzukommen. Klar war der Titel der Frage "Einschlafstillen abgewöhnen". Gleichzeitig lese ich aber, dass das Einschlafstillen super funktioniert, aber als schlechte Angewohnheit betrachtet wird. Außerdem schreibt laverne, dass sie gerne stillt, nur nicht ewig so weitermachen will. Das wird sie auch nicht müssen-denn wirklich jedes Kind wird irgendwann abgestillt sein. Außerdem glaube ich nicht, dass das Stillen der Grund für das "schlechte Schlafen" (was in Wirklichkeit einfach nur normal ist!) ist. Sie schreibt selbst, dass das Einschlafstillen in der Säuglingszeit ihre einzige Rettung war. Deshalb würde ich mir wünschen, dass man den Eltern erklärt, dass ihr Kind völlig normal ist und ganz sicher nicht an Schlafstörungen leidet! Klar müssen dann auch Hilfestellungen her. Aber sicher nicht, das Kind alleine zu lassen, wegzufahren, Schlaftrainings etc....sondern ich würde der Mama empfehlen, die Schläfchen tagsüber zum Ausruhen zu nutzen, das Kind mit ins Bett zu nehmen damit sie nachts nicht aufstehen muss usw..... Vielleicht können Sie mit meinen Gedanken was anfangen? LG, Eulenkind

von Eulenkind am 13.08.2015, 10:57


Antwort auf: Einschlafstillen abgewöhnen

Hallo ihr, da mich das Thema Einschlafstillen auch sehr beschäftigt, möchte ich auch etwas dazu schreiben. Ich stehe zwischen euren Meinungen und denke, dass es da auch einen Mittelweg gibt. Im Allgemeinen bin ich pro Kind. Ich möchte mein Kind möglichst natürlich großziehen. Es darf stillen, solange es möchte, es schläft in meinem Bett und ich bin 24 Stunden am Tag für es da. Dennoch gab es neulich eine Situation, die mir Bedenken machte. Ich spielte morgens mit meinem Sohn auf der Couche und gebeutelt von Schlafmangel bin ich dabei eine Sekunde (vielleicht auch zwei oder drei) im Sitzen eingenickt, woraufhin mir mein Kleiner von der Couche gesegelt ist. Gott sei dank ist nichts passiert. Nachts stille ich fast stündlich und da ich selbst immer ein wenig brauche, um wieder einzuschlafen, schafft mich das sehr. Ich bin einfach nicht mehr in der Lage, meinen Sohn tagsüber mit vollem Elan zu bespaßen, so wie zum Beispiel der Papa es kann. Und mein Kind merkt das. Schon länger beschäftige ich mich mit der Kluft zwischen den Empfehlungen aus dem Lehrbuch und dem neuen Trend zur Natürlichkeit. Und obwohl ich Vertreterin von Letzterem bin, verstehe ich nicht, wieso es für viele Mütter nur schwarz und weiß gibt. Eine Frau, die sich zwei Stunden Schlaf am Stück wünscht, stellt nicht gleich alle ihre Bedürfnisse über die ihres Kindes. Und wenn der Papa das Baby mal ins Bett bringt ist das nicht gleich "Schreien lassen zum Schlafenlernen". Auch glaube ich nicht, dass dieses Verhalten gleich eine Bindungsstörung hervorruft. Zu so eine Störung gehören viele Faktoren und die kommen meistens nur zusammen, wenn eine Mutter generell die Einstellung vertritt, dass der bequemere Weg für die auch der Beste fürs Kind ist. Nicht aber dadurch, dass man in vereinzelten Situationen eine alternative Lösung findet. Obwohl ich mit Leib und Seele noch lange stillen werde, möchte auch ich, dass mein Kind ohne Brust einschlafen kann. Der Grund ist, dass mein Baby (5 Monate) tagsüber nur wenige Schlucke trinkt, da er das Stillen mit dem ungeliebten Schlafengehen verbindet. Er mag am Tag einfach nicht gestillt werden, da er das als Teil seines Einschlafrituals sieht. Und das finde ich sehr traurig. Natürlich holt er sich das fehlende dann Nachts. Wie bereits gesagt: Ich befinde mich zwischen ihren Meinungen. Es gibt nicht nur den einen Weg, ausschließlich auf die Natur zu vertrauen. Die Bedürfnisse des Kindes stehen an erster Stelle. Aber auch ich bin nur ein Mensch. Und manchmal brauchen die Kleinen eben einen Stupser (einen Stupser und keinen Stoß) in die richtige Richtung. Dafür sind wir Mütter ja da.

von Onpu am 27.08.2015, 19:48