Einschlafen ohne Brust

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Einschlafen ohne Brust

Guten Tag Frau Bentz, meine Tochter ist 11 Wochen alt und ein aufgewecktes, freundliches Baby, das alle Eindrücke aufsaugt. Wir haben allerdings ein Problem mit dem Einschlafen, sowohl tagsüber als auch nachts. Sie schläft nur mit Brustnuckeln ein (das Problem ist wohl hausgemacht, musste anfangs zufüttern und hatte immer Panik, das Kind wird nicht satt. So hat sie bei jedem Mucks gleich die Brust im Mund gehabt). Bis vor kurzem konnte man sie müde in's Tragetuch binden und sie hat dort 1,5 h geschlafen, neuerdings stemmt sie sich wie wild dagegen. Im Kinderwagen weint sie. Ich versuche mittlerweile, sie wach ins Bett zu legen und sie durch streicheln zu begleiten, aber es endet in Weinen, hektischem Atmen und darin, dass doch meine Brust malträtiert wird, um die Spannung abzubauen. Klar ist sie noch sehr jung, aber ich habe Probleme mit dem Stillrhythmus, ihr Papa kann sie nicht beim Einschlafen begleiten und ehrlich gesagt habe ich Angst, sie bekommt ein “Brusttrauma“und dass ich ihr quasi den Mund stopfe. Nachts läuft das Weiterschlafen ganz gut, allerdings möchte sie alle zwei Stunden trinken , dafür nur 5 min (?! Zumindest weint sie und lässt sich anderweitig nicht beruhigen). Bleibe ich nicht dabei, wacht sie nach 40 min auf und weint. Haben Sie einen Tipp für mich, wie wir ihr das Einschlafen ohne Brust ermöglichen können, auch im Sinne eines normalen Stillrhythmusses? Vielen Dank vorab Sonja

von sonnie789 am 10.12.2015, 18:10


Antwort auf: Einschlafen ohne Brust

Liebe Sonja! gehen Sie mit sich doch nicht so hart ins Gericht! Wer kann denn wirklich beurteilen, ob Ihr Handeln nicht vielleicht sogar angemessen war? Schließlich müssen Sie und Ihr Kind sich erst kennenlernen. da geht nicht immer alles glatt. Schon gar nicht beim Stillen, sonst gäbe es ja keine Stillberatungen. Ansonsten haben Sie ja schon richtig erkannt, dass Ihre Sorge, Ihr Kind nicht satt zu bekommen, es Ihnen schwierig machen könnte, einen besseren Rhythmus zu etablieren (wobei man dies angesichts des recht jungen Alters wie Sie selbst sagen natürlich relativ sehen muss und keinesfalls die Erwartung haben sollte, das Kind müsse wie ein Uhrwerk trinken und schlafen). Gibt es denn für diese Sorge einen konkreten Anlass, spricht ist die Gewichtsentwicklung ok? Was sagen Kinderarzt und Hebamme? Wenn diese mit der Entwicklung zufrieden sind kann es natürlich trotzdem sein, dass man als stillende Mutter immer wieder mal stark verunsichert ist, ob ein Kind genug zu trinken bekommt. Diese Angst kann trotz gegenteiliger Fakten sehr extrem sein und dann tatsächlich dazu führen, dass jegliches Weinen oder jegliche Unruhe mit Stillen beantwortet wird, obwohl das Kind eigentlich ein anderes Bedürfnis hat. Da Kinder durch unsere Reaktionen lernen, Dinge einzuordnen kann es dann im Extremfall sein, dass ein Kind quasi ebenfalls verlernt, seine Bedürfnisse richtig einzuordnen und dann eben auch die Brust fordert, wenn es müde, gelangweilt oder verunsichert u.Ä. ist. Doch was tun? Die Kinder können es ja uns leider noch nicht mit Worten sagen, was genau sie brauchen. Wichtig wäre daher bei einer normalen Entwicklung dass Sie sich fragen, was Sie (noch) brauchen, um mehr Sicherheit zu erlangen. Vielleicht hilft Ihnen eine Waage zu Hause. Hiermit können Sie Ihr Kind auch ab und Zu vor- und nach dem Stillen (in selber Klamotte mit selber Windel) wiegen, um zu sehen, wieviel es an der Brust bekommen hat. Diese "Stillproben" sind etwas aus der Mode geraten, helfen aber manchen Kontrollfreaks weiter und müssen ja nicht sklavisch durchgeführt werden. Gucken Sie einfach mal, ob Ihr Kind wirklich eine signifikante Menge trinkt, oder phasenweise nur nuckelt. Ist Letzteres der Fall können Sie in Absprache mit Ihrer Hebamme auch die Stillabstände sanft verlängern.Wenn Sie entspannter sind, wird es Ihnen leichter fallen, die Signale Ihres Kindes besser einzuordnen und nicht schematisch gleich mit "Brust" zu antworten. Zum Thema "Babylesen" gibt es auch gute Literatur mit Beispielen auf DVDs. Kurze Stillabstände sind in diesem Alter phasenweise normal, um die Milchmenge dem ständig steigenden Bedarf anzupassen, gleichsam kann ein Kind auch in fünf Minuten schon eine Brust leer trinken. Ihr Kind verhält sich also nicht per se ungewöhnlich, gleichsam sollte die Entwicklung in der Tendenz natürlich schon so ein, dass die Stillabstände mit zunehmenden Alter auch länger werden. Ansonsten gibt es auf dieser Seite auch ein Expertenforum zum Thema Stillen, was ich Ihnen empfehlen kann. Abschließend möchte ich Ihnen noch die Angst nehmen, dass Sie nun vor einem selbstverschuldeten Problem mit katastrophalen Ausgang stehen. Jede Gewohnheit lässt sich auch wieder abgewöhnen. Ihr Kind ist noch viel zu jung, dass Sie nun dauerhaft und unwiderruflich seine Entwicklung beeinträchtigen! Gerade in den ersten Monaten steht man immer wieder vor der Aufgabe sin verhalten anzupassen, nicht weil man alles falsch oder schlecht macht, sondern weil eben die Entwicklung rasend voranschreitet und wir Eltern damit Schritt halten müssen. Wenn das mal nicht reibungslos klappt, wird Ihr Kind Ihnen das nicht übel nehmen. Da muss schon eine Menge mehr passieren. In diesem Sinne; eine frohe, gesunde und entspannte Weihnachtszeit zusammen! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 15.12.2015


Antwort auf: Einschlafen ohne Brust

Liebe Frau Dr. Benz, vielen Dank für Ihre einfühlsame Antwort. Die Gewichtsentwicklung meiner Tochter ist prima, und ich weiß auch, dass sie in den Einschlafsituationen so gut wie nie hungrig ist. Sie möchte nur nuckeln und ist dann sogar stinkig, dass Milch kommt (dockt an und ab). Schnuller und Finger nimmt sie allerdings nicht. Sie zappelt vor dem Einschlafen und atmet extrem schnell, obwohl wir mittlerweile bei den ersten Müdigkeitszeichen reagieren. Mein Gefühl ist, sie will ihre Spannungen an meiner Brust abreagieren. Darf sie das nicht, brüllt sie (bzw schläft nicht und brüllt dann irgendwann). Daher habe ich Ihr Forum gewählt :) Es kann aber doch nicht sein, dass mein Baby keine andere Einschlafhilfe als meine Brust akzeptiert? Sie wirkt ja selbst hin und hergerissen beim nuckeln/trinken. Wie können wir denn ihre Spannungen ohne Brust abbauen? Rumtragen, Singen, leise sprechen bereits erfolglos ausprobiert, Tragetuch wird auch nicht mehr akzeptiert :/ Herzlichen Dank Sonja

von sonnie789 am 15.12.2015, 03:18