Baby schreit nachts panisch / nur Familienbett geht

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Baby schreit nachts panisch / nur Familienbett geht

Hallo Frau Dr. Bentz und alle anderen, Mein 5monate alter Sohn bekommt seit gut 4 Wochen Zähne, erst kam der erste, dann entdeckten wir vor ca. 1,5-2 Wochen den zweiten Zahn. Er hat keine Probleme hiermit, schreit nicht und das Zahnfleisch ist nicht geschwollen. Nun ist es so, dass er vorher von ca. 23 bis 5 Uhr und dann nach einmal stillen bis ca. 9 Uhr geschlafen hat, das verlagerte sich dann auf 2-3 Mal in der Nacht stillen, was für mich vollkommen ok ist. Seit eben diesen 4 Wochen ist es so, dass er zwar in seinem Bett einschläft, aber nach max. 1 Stunde aufwacht. Meistens guckt er erst, es kann aber auch passieren, dass er gleich zu weinen (oder ziemlich laut zu schreien) anfängt. Ich habe ihn dann einen Tag noch mit Einschlafstillen beruhigt und wieder in sein Bett gelegt, aber am nächsten Tag habe ich mich "breitschlagen" lassen und habe ihn in unser Bett gelegt. Mein Freund schläft seitdem auf der Couch, da es für uns drei einfach zu eng ist. Nun habe ich kein gutes Gefühl mehr hierbei. Ich liebe die Nähe zu ihm, aber gleichzeitig verkrampfe ich mich auch im Schlaf unbeabsichtigt und schlafe seitdem nicht mehr so gut. Ich habe wirklich lang hun und her überlegt und möchte das Familienbett abgewöhnen. Die Frage ist: wie? Ich weiß, dass es ein Kampf wird. Mittlerweile schreit er schon, wenn ich ihn nur in sein Bett lege. Mir kommt es so vor, als ob er die Gitter nicht mag, die man aber nicht abschrauben kann oder ähnlich. Was kann ich tun? Ich hätte gern mal wieder etwas Raum für mich, aber sollte er Nähe brauchen, will ich ihm diese natürlich geben. Schmerzen scheint er übrigens nicht zu haben, ich habe ihm einmal provisorisch ein Zäpfchen gegeben... Vielen Dank und Grüße Vanessa

von Vanessa1983 am 04.04.2016, 17:38


Antwort auf: Baby schreit nachts panisch / nur Familienbett geht

Liebe Vanessa 1983! Das Familienbett kann eine prima Sache sein – doch ist es kein Allheilmittel – zumal wenn Sie sich so nicht wohlfühlen. Kinder sind wahre Meister darin, nonverbale Signale zu entschlüsseln und wenn wir verkrampft und entspannt neben ihnen liegen, trägt das sicher nicht zu ihrer Ruhe bei. Sie müssen daher auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn Sie den Wunsch verspüren, Ihr Kind möge in seinem Bett schlafen. Sie können auch so Ihrem Kind Nähe geben. Es geht Ihnen ja nicht darum, einfach die Tür zumachen zuzumachen und Ruhe zu haben, sondern einen Weg zu finden, der für Sie alle drei gangbar ist. Ich würde daher am ehesten vorschlagen, das Bettchen in diesem Alter noch in Ihrem Schlafzimmer stehen lassen, so wie es auch den derzeitigen kinderärztlichen Empfehlungen entspricht. Vielleicht liegt daher ein Kompromiss darin, das Bett Ihre Kleinen entweder direkt neben ihre Seite oder ans Fußende zu stellen, so dass Sie in Blick- und ggf. auch Streichelreichweite sind. Eine andere Alternative die ich von Eltern kenne, ist ein Matratzenlager (also eine Art Familienbett „light“ mit mehr Platz) Ansonsten: lassen Sie Ihren Tag schon rechtzeitig ruhig ausklingen und vermieden Sie alles „Aufregende“ (aus Babyaugen) am Spätnachmittags oder Abend. Manchmal heißt dies eben auch, die Väter etwas beim Toben und Bespaßen zu limitieren, sofern nicht die Einschlafzeit nach hinten verlegt werden soll. Manchen Kindern helfen warme Bäder mit ein paar Tropfen Lavendelöl (ruhig täglich, wenn Ihr Kind keine empfindliche Haut hat) oder Massagen. Allzu lang sollte das Abendritual aber nicht sein, sonst sind die Kleinen wieder fit. Optimalerweise ist ein Kind müde, aber nicht übermüdet. Kann es nicht schlafen, weil es noch nicht müde ist oder weil es völlig überdreht ist, hilft das beste Einschlafprozedere nicht. Die Hauptarbeit liegt daher nicht erst am Abend, sondern am Tag! Da Ihr Kleiner nun auf die sechs Monate zugeht, können Sie zudem ggf. wecken, wenn ein Tagesschläfchen zu nah am Einschlafen liegt. Sie schreiben nichts zum sonstigen Rhythmus. Es kann aber sein, dass sich hier aufgrund des Alters und der damit verbundenen Änderungen im der Schlafarchitektur (weniger Schlafbedarf als ein Neugeborenes, weniger aber längere Tagesschläfchen, mehr geordneter, erkennbarer Rhythmus) Anpassungen der Schlafenzeiten notwendig sind. Das könnte Einschlafzeitpunkt, das Aufstehen und die Tagesschläfchen betreffen. Ohne Daten kann man dazu aber keine Aussage treffen. Vielleicht gucken Sie daher einfach mal selbst, wieviel Ihr Kind in 24h so schläft und ermitteln dann über 14 Tage einen Durchschnitt. Dann haben Sie einen Anhaltspunkt und können die Bettzeiten anpassen. In einen sauren Apfel muss man aber immer beißen: - Frühes ins Bett legen heißt auch früheres Erwachen oder - Spätes Aufwachen heißt auch abends länger wach Auf jeden Fall ist Ihnen drei zu wünschen, dass der Sandmann bald einen besseren Job macht! Dafür drücke ich die Daumen! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 10.04.2016