Schlafen, einschlafen, durchschlafen

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Geschrieben von rabarbera am 11.09.2010, 21:45 Uhr

Schlaftraining bei Nachbarskind

Hallo allerseits,

ich muss mal was loswerden!

Und zwar habe ich vorhin unsere Nachbarin mit ihrer 7 Monate alten Tochter im Treppenhaus getroffen. Wir kennen uns nicht näher, wechseln nur hin und wieder ein paar Worte, wenn wir uns treffen...
Jedenfalls habe ich gefragt, wie es ihnen so geht, und da erzählte sie mir, ganz beiläufig: "Ach, wir haben die letzten paar Nächte Schlaftraining gemacht!" Ich nur: "Oh, OK..." - mehr ist mir garnicht eingefallen. Und sie weiter: "Das hat erstaunlich schnell geklappt, nach 2 Nächten hat sie schon durchgeschlafen! Ich hoffe, ihr habt von dem nächtlichen Terror nicht allzu viel mitgekriegt... Naja, jedenfalls hoffe ich, dass sie jetzt endlich gelernt hat, durchzuschlafen, und dass es auch so bleibt!"

- Das mit dem "nächtlichen Terror" war so: eigentlich ist unser Nachbarskind ziemlich ruhig, und ich habe sie in den 5 Monaten, die wir in der Wohnung drüber wohnen, nur ganz selten mal kurz weinen gehört! Die letzten paar Abende & Nächte war aber wirklich Terror, sie hat so anhaltend geschrien, dass ich schon zu meinem Mann gesagt habe (eigentlich mehr im Spaß!!): "Die spielen da unten sicher 'Jedes Kind kann schlafen lernen'!" Doch dann dachte ich, vielleicht ist sie ja krank, bekommt Zähne, etc...

...Jedenfalls war ich wirklich schockiert, als ich das mit dem Schlaftraining gehört habe! Das Kind ist doch noch sooo klein!!
Außerdem... das sind jetzt zwar nur meine Mutmaßungen, aber:
Hier im Forum wird ja immer wieder von einigen als Argument FÜR ein Schlaftraining mit schreien lassen ins Feld geführt, dass viele Eltern sich in ihrer Verzweiflung angeblich nicht mehr anders zu helfen wissen, da ihre Kinder extrem schlecht schlafen und sie den Schlafmangel nicht mehr aushalten, einfach total am Ende sind mit ihren Kräften, dem Kind ansonsten im schlimmsten Fall etwas antun würden, etc. pp. Natürlich gibt es das auch (!!), und dafür habe ich, ich habe es schon mal gesagt, ein gewisses Maß an Verständnis, auch wenn ich es trotzdem nicht für den richtigen Weg halte und selber nicht so machen würde!
Aber was mich wirklich extrem traurig & wütend macht, ist diese Einstellung, die in meinen Augen einfach bei verdammt vielen Menschen in unserer Gesellschaft vorhanden ist, und (so vermute ich - natürlich habe ich aber keine Beweise dafür!) auch bei unseren Nachbarn:
Nämlich, dass es "normal" und nichts dabei ist, sein Kind irgendwann mal schreien zu lassen, damit es "lernt", durchzuschlafen - denn ein Kind hat gefälligst frühzeitig durchzuschlafen und seine Eltern nachts in Ruhe zu lassen!! :-(
- Denn ich glaube einfach nicht, dass die Verzweiflung über abgrundtief schlimme Nächte in diesm Fall ausschlaggebend war! Wie gesagt, ich habe dieses Kind vor dem "Schlaftraining" so gut wie NIE nachts gehört, und ich habe einen SEHR leichten Schlaf und bin durch meinen Kleinen auch des öfteren nachts wach! .
..Jedenfalls sehe ich mich in meinem Vorurteil bestätigt, dass die meisten Eltern, die ein sog. "Schlaftraining" durchführen, dies nicht aus Verzweiflung tun, wie immer wieder behauptet wird, sondern, weil sie es für normal, gut und sinnvoll halten, den Willen eines Kindes (selbst Babys) zu brechen, anstatt seine Bedürfnisse zu erfüllen.
Schon komisch, dass wir alle auf der einen Seite mündige, demokratiefähige Bürger heranziehen wollen, sich aber auf der anderen Seite viele bei ihrer Erziehung so verhalten, als wollten sie doch lieber Untertanen!!

Natürlich, eigentlich geht es mich nichts an, wie andere ihre Kinder erziehen, und ich habe auch garnichts gesagt außer "Oh" und betroffen geschaut, weil es nun ja ohnehin zu spät ist.
Wie gesagt, ich musste mir das nur mal "von der Seele schreiben" ;-) Ich freue mich über eure Meinungen - aber bitte, möglichst freundlich und sachlich (ich habe versucht, mein Posting auch so zu halten; hoffe, es ist mir gelungen!).

LG

 
36 Antworten:

Re: Schlaftraining bei Nachbarskind

Antwort von Sphynx am 11.09.2010, 22:05 Uhr

Jep, kann deine Gefühle nachvollziehen. "Kann man mache nix, muss man gucke zu..." Ist zynisch, aber was willst du machen, wenn jemand dich nicht um deine Meinung gebeten hat (und schon gar nicht vorher). Hier im Forum erreichen unsere Tips ja auch ohnehin nur die Mütter, die offen dafür sind...

What shalls, es sind nicht unsere Kinder... Leid tun sie mir aber trotzdem, weil es nach wie vor einfach so unnötig ist - zumindest in 99% der Fälle.

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Re: Schlaftraining bei Nachbarskind

Antwort von LullerchenM am 11.09.2010, 22:50 Uhr

Auch wenn ich ja bekanntermaßen kein richtiger Gegner des Schlaftrainings bin, bin ich dennoch geschockt dass man das bei einem soo kleinen Kind macht damit es für immer durchschläft... was ist denn das für eine Erwartung??? Da werden sicher trotzdem noch genügend unruhige Nächte kommen zwecks Krankheit, Zahnen, Albträume und co...
Ich habe ja einen 4 Monate alten Zwerg und kann mir überhaupt nicht mehr vorstellen das Training zu machen wobei ich es beim ersten auch nciht als wahnsinnig schlimm empfunden habe und es deshalb auch nicht bereue. Nun ist die Frage "habe ich mich verändert oder finde ich es bei meinem kleinen wenn er älter ist rgendwann zumutbar??" Ich werde sehen. Auf jeden Fall bin ich dem kleinen dankbar für jede Nacht die er mich ein paar Stunden am Stück schlafen lässt und ich meine das Stillen hilft da ungemein, ist einfach praktisch (wenns klappt) udn ich emfinde die Nächte auch wenn sie unruhig sind lang nicht so schlimm wie beim ersten als ich nächtlich Fläschchen anrühren musste.
Um zum Thema zurück zu kommen - mit 7 Monaten geht gar nciht
Tut mir auch sehr leid...

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Re: Schlaftraining bei Nachbarskind

Antwort von Kuscheling am 12.09.2010, 8:26 Uhr

Schmeisse die Vorurteile aus deinem Kopf.

Es ist ein gesellschaftliches Problem und solange Schreien lassen, Ferbern, Schlaftraining oder wie immer du es nennen willst, gesellschaftlich anerkannt sind, darf ich den Müttern, die es tun, keinen Vorwurf machen, selbst wenn sie es aus - ich sage mal - Bequemlichkeit tun. Vielleicht hat deiner Nachbarin eine andere Mutter JKKSL lernen empfohlen, vielleicht hat es ihr Kinderarzt bei der letzten U-Untersuchung geraten, vielleicht hat sie im Forum von Dr. Busse gelesen - wer weiß das? Mit Sicherheit ist sie der Meinung, dass sie ihrem Kind nichts Schlechtes oder sogar etwas Gutes getan hat und du darfst es ihr nicht verübeln.

Vermutlich ist sie eine sehr liebevolle Mutter, wenn das Baby nicht oft weint, spricht das ja dafür. Vielleicht leihst du ihr mal "In Liebe wachsen" von Gonzalez und lädst sie anschließend auf einen Kaffee ein? Hast du schon eine Idee, was du machen willst, wenn du das Baby in ein paar Wochen (wenn der nächste Wachstumsschub das Schlafverhalten wieder durcheinandergewirbelt hat) nachts wieder schreien hörst, mit dem Wissen, dass du jetzt hast?

LG

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@Kuscheling

Antwort von rabarbera am 12.09.2010, 11:33 Uhr

Du hast natürlich im Grunde recht! Ich bin ja auch der Meinung, dass es ein gesellschaftliches Problem ist, und ich glaube auch, dass meine Nachbarin grundsätzlich eine liebevolle Mutter ist, die (wie fast alle Mütter) nur das Beste für ihr Kind will!!
Trotzdem fällt es mir immer wieder schwer, a) zu verstehen, wie jemand es aushält, sein Kind ohne "Notwendigkeit", d.h. ohne an seinen Grenzen der Belastbarkeit angelangt zu sein, weinen zu lassen, denn ich KÖNNTE das nicht, es täte mir in der Seele weh... das liegt natürlich nicht daran, dass ich ein besserer Mensch bin, aber ich frage mich schon, warum "gelingt" es manchen Müttern/Vätern, in bester Absicht ihr Kind allein im Dunkeln weinen zu lassen???
b) kann ich auch nicht verstehen, warum man sich nicht gründlich über Für und Wieder einer solchen Methode informiert!! Wie kann man so naiv sein?? Schließlich gibt es mitlerweile auch genug seriöse Stimmen, die davor warnen! Meine Nachbarn sind nämilch eigentlich gebildete, und aller Wahrscheinlichkeit nach auch intelligente Leute!
- Beides ist mir ein absolutes Rätsel, und weil ich es einfach nicht verstehe, fällt es mir so schwer, nicht wütend zu werden - auch, wenn es vielleicht/wahrscheinlich ungerecht ist! Und natürlich auch niemandem weiterhilft...

"Hast du schon eine Idee, was du machen willst, wenn du das Baby in ein paar Wochen (wenn der nächste Wachstumsschub das Schlafverhalten wieder durcheinandergewirbelt hat) nachts wieder schreien hörst, mit dem Wissen, dass du jetzt hast?"
SEHR gute Frage!! Was würdest du tun??
Wie gesagt, das sind beinahe fremde Leute für mich. Wenn jemand sein Kind körperlich misshandelt, ist es gesellschaftlich anerkannt, sogar erwünscht, sich, auch bei Fremden, einzumischen! Aber bei "seelischer Grausamkeit", was Schreien lassen nunmal m.E. ist?? Ich meine, wenn ich nach bestem Wissen und Gewissen eine "Erziehungsmethode" anwenden würde und garnicht auf die Idee käme, dass es dabei auch Nachteile gibt - und plötzlich käme eine fast fremde Person daher und würde mich freundlich darauf hinweisen, dass ich in ihren Augen etwas falsch mache - wie würde ich da reagieren?? Ich persönlich HASSE es, wenn Leute, die es nichts angeht (fremde od. bekannte) sich ungefragt in die Erziehung meines Kindes einmischen! Wie kann ICH etwas tun, was mich selber bei anderen auch stören würde?
- Andererseits mache ich mich mitschuldig am Leid dieses Babys, wenn ich sein nächtliches Schreien in Zukunft ignoriere - ODER??
Das ist so schwierig - vielleicht kannst du mir ja einen Rat geben? Ich bin manchmal auch so ungeschickt im Umgang mit Menschen.....
LG

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Re: Schlaftraining bei Nachbarskind

Antwort von spunk82 am 12.09.2010, 12:38 Uhr

hallo!!
ich habe hier noch nie geschrieben, und jetzt lese ich deinen beitrag, der mir aus der seele spricht!!
ich weiss auch nicht, was ich machen würde, wäre ich in so einer situation! ich hatte mal eine ähnliche, in einer krabbelgruppe, und ich war einfach so perplex, dass ich gar nichts sagen konnte... dieses kind hat aber nicht "nur" 2 nächte geschrien, sondern es hat sich laut der mutter 2 wochen lang (!!!!!) mehr in den schlaf geweint, wie sie sagte! aber nun sei sie glücklich, der kleine würde nun mit einem lächeln ins bett gehen und friedlich einschlummern... ich war einfach nur geschockt, habe das kind angesehen und hätte selber heulen können. aber in der situation konnte ich auch einfach nichts sagen... wenn meine schwiegereltern so einen sch... erzählen wollen, von wegen das baby kann auch ruhig mal ne weile heulen, dann gehe ich da auch gegenan und vertrete meine meinung, aber diese leute sind auch nicht aktuell dabei, ein kind zu "erziehen". ich denke, das ist einfach weniger schwierig, nicht ganz so heikel, und sie fühlen sich auch nicht ganz so angegriffen.
im übrigen finde ich auch, dass der umgang und die denkweise in zusammenhang mit unseren kindern wirklich ein gesellschaftliches "problem" ist, manchmal kann ich das alles gar nicht ertragen...
und ich muss auch einfach mal sagen: ich finde schlaftraining sch...!!! auch wenn die eltern fertig sind und am rad drehen, ist es noch lange kein grund, seinem kind so etwas anzutun! meiner meinung nach macht man die seele von so einem kleinen kind einfach kaputt, und das wirklich viel schneller, als man hier in unserem land wohl so denkt....
viele grüsse, anna!

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Re: @Kuscheling

Antwort von DieMichaela am 12.09.2010, 13:43 Uhr

Aber wer sagt, dass Du Dich einmischen mußt?
Würdest Du sehen, wie ich meinen Sohn grundlos anschreie, oder an den Haaren ziehe, ihm auf die Hand haue, oder irgendsonst schlecht behandle, würdest Du nicht sagen: "Oh, was hat der Kleine denn gemacht?" Ich würde das schon fragen und so ins Gespräch kommen. Vielleicht ergibt sich ja so eine Gelegenheit zu sagen: "Wenn ich meinen Kleinen an den Haaren ziehe/anschreie....dann.....".
Ich stehe dazu: Ferbern kann schlimme Auswirkungen haben und muß deshalb aufgeklärt werden. Nur, weil es gesellschaftlich anerkannt ist, macht es das nicht richtig. Ich bin sicher, es gibt einige Mütter, die es nicht wieder täten, wüßten sie, welche Risiken es birgt.
Natürlich ist es schwer ungefragt Kommentare abzugeben oder sich einzumischen aber ich finde da muß man radikal abwägen. Das Wohl eines Kindes geht für mich vor.
Kuscheling hat vollkommen recht: Man müßte einen Weg finden die Dame anzusprechen, ohne zu kritisieren. Man müßte aufklären ohne sich aufzudrängen. Aber es einfach ignorieren könnte ich nicht. Erziehung dient dem Wohl des Kindes, nicht der Eltern. Erziehung ist keine Gewaltenhoheit. Da, wo man nett beraten kann, sollte man das tun (Erzieherinnen tun das im Übrigen andauernd und wir finden das alle normal. Von Kinderärzten nicht zu sprechen...), besonders wenn man genug Belege dafür hat, dass die eigene Meinung KEINE MEINUNG, sondern Tatsache sind. Und ich finde auch, es ist nie zu spät. Denn was glaubst Du würde sie ihrer Schwester raten? Oder ihrer Freundin....?
LG

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Re: Schlaftraining bei Nachbarskind

Antwort von DieMichaela am 12.09.2010, 13:49 Uhr

Ich unterschreibe voll bei Dir Anna! Das Problem ist, dass die meisten Kinder nicht in direktem Zusammenhang auffällig werden! Was man nicht selbst sieht, glaubt man nicht....
LG von Michaela, die seit einer Woche nie länger als eine Stunde geschlafen hat, das schon mal mehr als 3 Monate am Stück hatte, trotz Teilzeitjob, und trotzdem nicht wieder geferbert hat....und überlebt hat!

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@Michaela

Antwort von spunk82 am 12.09.2010, 14:11 Uhr

hey!!
ja, das ist wohl leider so (zusammenhang)!! ganz oft sehe ich mir zb. meinen freund und sein verhältnis zu seiner mutter an und denke immer nur: das hast du jetzt davon... total gemein und bestimmt auch totaler quatsch, aber so etwas drängt sich mir dann einfach auf! oder schwiegervaters 2 söhne, die ein extrem schlechtes verhältnis zu ihrem vater haben soweit, dass sie nicht mehr miteinander reden! ich denke dann immer, dass die wurzeln ihrer probleme vielleicht ganz am anfang liegen, nämlich in der babyzeit, als sie immer und immer wieder von ihren eltern alleingelassen wurden, ihr vertrauen immer wieder enttäuscht wurde, und sie einfach nur allein gelassen wurden! und das mit dem ziel, sie "selbständig" zu machen. schliesslich brauchen kleine babys (mit 4 monaten!!!) raum für sich, ein eigenes bettchen, müssen mal allein sein.. mir fällt dann immer gar nichts mehr ein zu so viel sch.... kann immer nur mit "blödsinn" antworten und hoffen, dass die diskussion schnell vorüber ist...
also ich ziehe meinen hut vor dir, ich habe das glück, dass hannes eigentlich rückblickend immer recht "gut" gesfchlafen hat, natürlich immer bei uns und auch tausendmal zum trinken wach, aber dann immer schnell wieder eingeschlafen. das ist wirklich hart, was du durchmachst!
aber warum schreibst du "wieder geferbert"? hast du es schonmal versucht? wenn ja würde mich interessieren, wer es dir empfohlen hat und warum du es ausprobiert hast.
viele grüsse, die anna!!

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Re: @Michaela

Antwort von DieMichaela am 12.09.2010, 14:31 Uhr

Filter gerne meinen Namen in der Suche und geh ganz zum Anfang, dann findest Du alles zu meiner "Ferbervergangenheit".
Im Übrigen hast Du vollkommen recht, was das Vertrauensverhältnis betrifft! Das kannst Du ganz toll in Dr. Posths buch "Vom Urvertrauen zum Selbstvertrauen" nachlesen, wenn ich auch in vielem nicht seiner Meinung bin....so stimme ich zu allem, was er über das Urvertauen sagt zu.
Es ist jedem Psychtherapeuten/Psychologen bekannt, wie sehr die Baby- und Kleinkindzeit einen Menschen prägt, in keiner Therapie kommt man um die Analyse der Kindheit herum. Warum erst da ansetzen, wo die Erinnerung beginnt? Körper wie auch die Psyche eines Menschen werden von Geburt an geprägt. Es gibt mittlerweile sogar erste Belege dafür, dass schon im Bauch der Mutter die ersten Weichen für das spätere Wohlbefinden eines Menschen gestellt werden.
Wie sollte ein Mensch, der von Beginn an (in den wichtigsten und sensibelsten Bereichen) auf sich selbst gestellt war lernen, sich auf andere zu verlassen und ihnen bedingungslos zu vertrauen? Da hast Du wahrscheinlich sehr recht und ich kenne auch zig Beispiel in meinem Bekanntenkreis - in meiner Familie! Schade aber wahr solange sich keiner traut was zu sagen.
Gerne auch per PN!
LG

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Schwierig...

Antwort von Püminsky am 12.09.2010, 16:43 Uhr

Ich kann deine Gedanken komplett nachvollziehen.
In einer ähnlichen Situation hatte ich mal so eine Diskussion. Unsere Nachbarin hat ein kleines Mädchen, mittlerweile auch das zweite. Als wir uns über Schlafprobleme unterhielten, empfahl sie mir JKKSL. Sie hätte es erfolgreich an ihrer Tochter damals ausgeführt, da war die Kleine etwa 4 Monate alt.
Ich war entsetzt. Natürlich hab ich ihr gleich zu verstehen gegeben, dass das auf keinen Fall für mich in Frage kommt, weil ich von diversen Risiken gehört habe und ich im Übrgen auch nicht in der Lage bin, mein Kind leiden zu sehen.
Höhepunkt war dann eine erneute Diskussion auf einer Party mit dem Vater der Kleinen: ich sagte dann, dass JKKSL uch vom Kinderschutzbund scharf kritisiert wird. Sein Argument darauf: Der Kinderschutzbund berfürwortet doch auch Kindesmissbrauch. -Hä?! Da war ich in einer Sackgasse, weil es völlig platt und unfundiert wurde, ich hatte dann aufgegeben. Nachfolgend wurde ich mitleidig immer mal wieder gefragt, ob mein Kind denn nun eeeendlich mal durchschliefe, immer mit dem Unterton, dass ich halt selber schuld dran bin, weil zu "weich".

Tja. Das Problem ist, dass wir alle auf Augenhöhe sind. Ist jemand von der Richtigkeit einer Sache überzeugt, kann ich ihm da auch nichts ausreden. Ein Arzt oder eine Erzieherin steht da in der "Hackordnung" ein Stück höher, deshalb ist es da natürlich einfacher, einen Rat zu erteilen. Nur Erzieherinnen mischen sich bei diesen Themen nicht gern ein und Kinderärzte vertreten leider noch erschreckend oft die Ansicht, Ferbern wäre okay. Meinen würde ich da nicht ausschliessen.

Das zweite Problem ist, dass es nichts mit Bildung oder Unwissen zu tun hat oder mit dem Mangel an Möglichkeiten, sich zu informieren. Vielmehr glaube ich, dass sich die Leute mal leichter, mal schwerer zum ferben entschlossen haben, weil sie keine Geduld/keinen Bock mehr auf andere "Experimente" haben und sich deswegen auch völlig verschliessen vor allem, was an negativen Folgen daraus resultieren könnten. Es wurde eine Entscheidung gefällt. Womöglich gab es aus dem Umfeld aus Erfahrungen auch positive Bestärkungen. Ganz selten wird da noch nach einem Contra gesucht, das ja auch belegen würde, dass man einen Fehler macht.

Das dritte Problem ist das der Nachweisbarkeit: Es gibt noch immer kaum verfolgbare Negativ-Resultate, die eindeutig mit dem Ferbern in Zusammenhang gebracht werden können. Ohne knallharte, belegte Fakten ist es leider noch immer eher eine Glaubenssache. Die Ferbergegner haben zwar einiges an möglichen Folgen aufzuzeigen, aber der entgültige Beweis fehlt einfach. Zum Vergleich nehm ich mal die Impfdebatte. Irgendwie ahnen wir alle, dass das Impfen auch Folgen haben kann. Aber nichts ist wirklich belegbar, es gibt nur Studien, die eine gewisse Anfälligkeit für zB Autismus oder andere imfptypische Symtome aufzeigen. Für die absoluten Impfgegner sind das die Wahrheiten und jedes geimpfte Kind wurde grob fahrlässig von den Eltern/Ärzten behandelt. Die, die es "besonders gut" mit dem Impfen meinen, würden ihre Kinder bei Verfügbarkeit auch noch gegen Blähungen impfen lassen. Dabei hat auch hier jeder die Möglichkeit, sich über das Netz, über Ärzte oder sonstige Quellen über Impfschäden aufklären zu lassen.
Nur zur Info: mein Kind ist auch geimpft (wenn auch nur eingeschränkt) ;)
Oder die Debatte um die BabyBjörn-Nutzer, die ihr Kind auch noch "face out" in dem Ding herumtragen. Die Gehfrei- und Türhopser Diskussionen. Und und und...
Was man seinem Kind "angedeihen" lassen möchte, muss auch hier jeder für sich selber entscheiden. Nichts gegen freundliche Hinweise - aber keinen Streit ums Wohl des Kindes, das führt zu nichts.

Ich will damit sagen, dass es ganz schwierig ist, da eine fruchtbare Diskussion auf den Weg zu bringen. Die Erziehung des Kindes obliegt in erster Linie noch immer den Eltern, und das ist auch gut so. So zynisch es klingt: Jedes Kind wird in Laufe seines Lebens durch irgenwelche Einflüsse aus dem Elternhaus oder dem Freundeskreis bzw Schule oder KiGa eine "Macke" davon tragen. Wir als Eltern haben unsere ganz eigenen Ansichten und Methoden, um das Kind möglichst "beulenfrei" durchs Leben zu bringen. Es gelingt uns äusserst selten. Ein gestärktes Kind wird die eine oder andere Beule aber gut überstehen. Um ein Kind da zu schwächen, muss sicher noch etwas mehr passieren, als "nur" zu ferbern. Wenn ich den Eindruck habe, dass das Kind an sich in einer intakten und wohlmeinenenden Familie wachsen darf, gehen mich die Erziehungsmethoden einfach nichts an.

Um zu meinem Beispiel aus der Nachbarschaft zurück zu kommen:
Das Mädchen ist völlig überdreht, unfair gegenüber ihren Freundinnen (die in der Zahl bis heute auf quasi 1 geschrumpft sind, das Mädchen ist 5 oder 6 Jahre alt), völlig unbeholfen und traut sich rein gar nichts zu (um so lauter muss sie deshalb leider werden). Das allerdings führe ich darauf zurück, dass sie nie irgendwas alleine durfte. Mit 4 durfte sich noch nicht alleine die Treppen runter! Das durfte meiner schon mit unter 2 Jahren... sie durfte hier nicht alleine hin, musste da aufpassen, durfte nirgends auf dem Spielplatz alleine hochklettern. Kurzum: Ihr wurde ständig signalisiert "Du kannst das nicht!". Das fand ich viel grausamer, als sie 1 Woche schreien zu lassen. Nicht dass ich das schreien lassen gutheissen könnte, auf keinen Fall. Aber die wirklich schlimmen Konsequenzen trägt sie daraus, dass ihre Eltern ihr nichts zutrauen. Man würde doch aber auch hier ganz schön scheel gucken, wenn ich da jetzt hinginge und sagte: ihr schadet eurer Tochter, hört auf damit!

Natürlich ist es schön, wenn es Situationen gibt, wo man rein aus dem Gespräch heraus mal über solche Punkte diskutieren kann, ohne die Leute mit "ich weiß das aber besser" zu überfahren. Wenn es fruchtet, um so besser. Tut es aber einfach selten, da sollte man sich nichts vormachen. In den meisten Fällen handelt jeder nach seinem besten (Ge-)Wissen und kaum jemand möchte sich von Frau Nachbarin belehren lassen, dass man sein Kind schlecht behandelt.

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Re: Schwierig...

Antwort von spunk82 am 12.09.2010, 18:24 Uhr

hallo!!
genau dieses widersprüchliche finde ich auch oft so völlig unverständlich: einerseits darf ein 4jähriges mädchen nicht allein die treppe runter, weil mama angst hat dass sie es noch nicht kann, auf der anderen seite erwartet man von einem säugling, dass er abends allein einschläft und bitteschön dann auch 8 stunden minimum durchschlafen! und wenn er´s von alleine nicht KANN, dann muss er´s eben LERNEN!
das ist doch total absurd! aber das fällt solchen leuten irgendwie nicht auf...
viele grüsse, anna!

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Re: Schwierig...

Antwort von Püminsky am 12.09.2010, 18:31 Uhr

Jupp :) Aber wenn man den Widerspruch von anderer Seite beleuchtet, dann zeigt sich auch, dass die Eltern sehr viel Angst um das Mädchen haben. Ob diese Angst von "innen" kommt oder ob es einfach nur nach aussen etwas signalisieren soll (seht her, wir kümmern uns intensiv), werd ich sicher nie herausfinden. Aber wenn ich mal Gutes "unterstellen" will, so denke ich: sie meinen tatsächlich, ihrem Kind auch etwas gutes getan zu haben, weil sie ihr zum Durchschlafen verholfen haben und eine gute Nachtruhe ja auch entwicklungstechnisch wichtig ist...
Nicht, dass ich damit konform ginge. Aber für dich sieht es aus wie ein Widerspruch, für sie hingegen wird es sicher keiner sein.
Und so wird man bestimmt bei jedem irgendwo einen Widerspruch entdecken, weil er in erster Linie im Auge des Betrachters liegt.

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Re: Schwierig...

Antwort von spunk82 am 12.09.2010, 18:36 Uhr

ja, wahrscheinlich hast du recht.... aber aber aber...

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Re: Schwierig...

Antwort von Püminsky am 12.09.2010, 18:41 Uhr

Hm. Erziehung ist echt ein rutschiger Boden, auf dem keiner nen perfekten Tango hinlegt. Und die Ansichten und anhängende Diskussionen fallen genauso heftig aus, wie die zum Thema Religion. Das zeigt ja auch, wie sehr das ganze eine Herzensangelegenheit ist. Und dass es so ist, ist schon mal die halbe Miete

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Re: Schwierig...

Antwort von DieMichaela am 12.09.2010, 21:14 Uhr

Schöner Beitrag, finde ich!
Trotzdem: Es ist keine Glaubensfrage. Es ist erwiesen, dass Stress (Schreien) der Hirnentwicklung nachträglich ist. Was es mit einem Kind anrichtet, wenn dieser Stress auch noch gezielt eingesetzt wird, ja, da kann man spekulieren. Aber selbst im Falle der Es-kann-was-passieren-Regel sollte jedem vernünftigen Menschen das Risiko zu groß sein.
Jeder Stress hat körperliche Auswirkungen. Säuglinge können Stress nicht alleine abbauen. Das sind leider medizinische Tatsachen.
LG

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Re: Schwierig...

Antwort von DieMichaela am 12.09.2010, 21:17 Uhr

Doch doch doch, ICH erziehe perfekt Kleiner Scherz am Rande.
Aber informiert erziehen sollte man schon. Jeder kann ein Buch zur Hand nehmen oder zwei, damit es nicht bei JKKSL bleibt....

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@all

Antwort von rabarbera am 12.09.2010, 21:25 Uhr

Danke für eure Beiträge!

Ich könnte mich im Nachhinein ohrfeigen, weil ich nicht wenigstens gesagt habe: "Hat die Kleine denn soo schlecht geschlafen?? Also ich habe, abgesehen von den letzten paar Nächten, nachts nie was von ihr gehört! Meiner schläft mit seinen 11 Monaten ja auch noch nicht durch, aber ich halte das eigentlich für normal bei einem Kind in dem Alter und habe kein wirkliches Problem damit!"
- Das wäre nicht belehrendes und keine "Einmischung" gewesen, aber hätte ihr wenigstens signalisiert, dass man das mit dem Durchschlafen auch anders sehen kann, und vielleicht hätte ich sie ja zum Nachdenken gebracht? Oder mache ich mir da falsche Hoffnungen??

Ich bin einfach total gespalten: einerseits finde ich es nicht OK, sich bei fremden Leuten in die Erziehung einzumischen, außer natürlich bei körperlichen Misshandlungen, Missbrauch, etc., denn das ist eindeutig strafbar, und ich kann (im Idealfall zumindest...) relativ leicht verhindern, dass ein Kind weiter darunter leiden muss, indem ich z.B. das Jugendamt od. die Polizei einschalte.
Aber schreien lassen ist nunmal leider nicht strafbar, egal welche Meinung ich dazu habe, deshalb kann ich niemanden daran hindern, sein Kind schreien zu lassen, und es steht mir auch nicht zu! Ich kann nur versuchen, Überzeugungsarbeit zu leisten, aber bei einer fremden Person ist das, denke ich, äußerst schwierig! Wenn es sich um eine Freundin handeln würde, sähe die Sache für mich ganz anders aus, und ich hätte sofort gesagt, was ich von dem sog. Schlaftraining halte, und warum!
Auf der anderen Seite halte ich (das ist nunmal meine persönliche Meinung) schreien lassen für Misshandlung, deshalb ist es doch irgendwie meine Pflicht, wenigstens zu versuchen, ein Kind davor zu bewahren?!
Aber wie (konkret) gehe ich es an? Einfach an der Tür klingeln und sagen: "Also eigentlich halte ich ja garnichts von diesem Schlaftraining, das ihr mit eurer Tochter gemacht habt" usw. ist ja auch nicht gerade die tollste Idee!

- Was haltet ihr davon, hinzugehen, wenn die Kleine sich mal wieder die Seele aus dem Leib brüllt, weil der "Lernerfolg" vielleicht doch nicht von Dauer war (was ich ihr natürlich nicht wünsche!!) , und einfach zu fragen, was los ist, warum das Kind so schreit, und ob ich helfen kann? Vielleicht kann man darüber dann ins Gespräch kommen, ohne dass es zu aufdringlich und "grenzüberschreitend" wird??

Ich würde mich wirklich über konkrete Tipps freuen!

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Re: Schwierig...

Antwort von Püminsky am 12.09.2010, 21:39 Uhr

Danke :)
Nunja, das mit dem Stress sollte hoffentlich bekannt sein *hoff*. Was aber resultierend dann daraus erwächst, ist halt nicht klar belegbar und inwiefern da das ferbern Anteil hat/te, liegt jenseits der Nachweisbarkeit (also vor allem für die Befürworter des Ferberns). Deshalb ist es für die meisten halt doch irgendwie eine Glaubensfrage. Da wird es hier auch immer wieder Diskussionen geben.
Was ich viel erschreckender finde, ist die mangelnde Aufklärung der Ärzte und dass genau die, die es ja besser wissen müssten, den Sch*** auch noch empfehlen. Das finde ich richtig gruselig. Deshalb finde ich es toll und wichtig, dass du in dem Punkt dem Busse permanent Contra gibst! Vielen Dnak an dieser Stelle noch einmal dafür.

Als Mutter über andere Mütter zu urteilen oder sie belehren zu wollen ist schwierig und ich kann vollkommen verstehen, dass sich da einige angegriffen fühlen. Jeder hat da halt auch seine eigene Sicht auf die Dinge. Kompliziert wird es dann noch dadurch, dass diese eben die dumme (Unter-)stützung von Busse & Co bekommen. Ohne solche "Expertentipps" wäre es sicher einfacher.
Und trotzdem muss man schlussendlich akzeptieren, dass einige Eltern das Ferbern für die richtige Methode halten und für sich schlüssige Gründe dafür haben.
Solange wir darüber reden, solange hilft es denen, die noch in der Entscheidungsfindung sind bzw gerade bei der Problemlösung verzweifeln.
Und Schlafmangel ist eine nicht zu unterschätzende Belastung, mit der jeder unterschiedlich fertig wird. Ich kann ein Lied davon singen...
Mir haben solche Diskussionen immer gut getan und mich bestärkt, weiterhin durchzuhalten. Was aber wäre, wenn ich alleinerziehend wäre, ohne Omas und ohne Geld für wenigstens mal nen Babysitter...? Ehrlich gesagt bin ich froh und unendlich dankbar, dass ich mich noch in einer recht komfortablen Situation befinde.

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Re: @all

Antwort von Püminsky am 12.09.2010, 21:45 Uhr

Das ist ja das Komplizierte: Es gibt halt keine ultimativen tipps :(
Je weniger vorwurfsvoll man rüber kommt, desto eher hat man aber die Chance, erhört zu werden. Und das Anbieten von Alternativen ist auch immer praktisch ;)
Ansonsten hilft es allen zunächst, erst einmal die Gesamtsituation zu verstehen.

Ich finde es gut, dass du dir da Gedanken machst und denke, dass der Ansatz, beim nächsten Mal höflich nachzufragen, ein guter Einstieg wäre. Und erfahrungsgemäss kommt beim nächsten Schub wieder so eine Phase.
Ob du dabei grenzüberschreitend rüberkommst, hängt nicht zuletzt davon ab, wie sympathisch ihr euch seid und wie weit du gehen willst.
Wenn es dir also so wichtig ist, dann mach deinen Versuch, ich drücke dir feste die Daumen dafür. Kannst dann ja noch mal berichten :)

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Re: @all

Antwort von jori am 12.09.2010, 21:48 Uhr

... ach, ich weiß nicht... Bei einer Freundin habe ich mal von Misshandlung gesprochen und hätte mir nachher am liebsten auf die Zunge gebissen .... aber sie konnte schon einordnen, wie ich das meine, und so wie sie es geschildert hat, hat die Kleine einfach ein bisschen gequengelt (anderthalb Jahre übrigens schon!) und kam schnell zur Ruhe. Da kamen wir dann doch "auf einen Nenner", dass ich sie akzeptieren konnte - und das für mich selbst aber dennoch nix wäre.

Ich würde NICHT klingeln, wenn das Kind weint. Ich ahne, dass das eine Grenze überschreiten würde. Dann lieber in Ruhe, auf dem Spielplatz oder so, mal ähnlich nachhaken, wie du es oben gerne gesagt hättest!

Die, die ihre Kinder schreien lassen, sind auch in meiner Erfahrungswelt die, die eigentlich ganz passable Schläfer haben (sowas wie 2-3 mal nachts wach ist ja doch "lächerlich"), nicht arbeiten und also keine "echte" Not leiden. (Bekanntenkreis, krabbelgruppe, ...)

Mein aktueller Freundeskreis mit kleinen Kindern stillt nachts viel, hat eher Kinder, die oft aufwachen (teils stündlich, hatte ich auch ein Jahr lang), die meisten arbeiten und sind schon seeehr müde, aber KEINE würde ihr Kind schreien lassen. Ob "wir" nun Helden oder Verrückte sind, egal, ich finde, JEDES Kind hat das Recht auf Eltern, die auf seine Bedürfnisse eingehen. Und das Recht des KINDES muss IMMER Vorrang haben. Wir sind Erwachsene. Punkt. (Was nicht heißt, dass man sich nie ausruhen, ausheulen, etc. darf.... Es geht mir da viel mehr um eine Grundsatzeinstellung PRO Kind)

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Re: @all

Antwort von Püminsky am 12.09.2010, 22:05 Uhr

Oh ja, nicht dass ich missverständlich rüber kam: direkt klingeln würde ich da auch nicht, das ist ganz klar eine zu direkte Einmischung. Aber so hab ich rababera auch nicht verstanden.

Ansonsten wie gesagt, würde ich nie einfach unwissend über andere urteilen, nur weil ich das für mich anders geschafft habe. Ich kenne die Situation der anderen nicht, weiß wohl aber, wie grenzwertig es ist, wenn man stündlich geweckt wird oder auch jetzt mit 2,5 Jahren noch 2-3 mal nachts raus muss. Vor 1 kann ich kaum noch einschlafen, weil da die erste Wachphase meines Kindes ist.

Natürlich hat das Recht des Kindes Vorrang. Und natürlich sollte man immer bestrebt sein, die Bedürfnisse des Kindes zu erfüllen. Zumindest solang es so klein ist, irgendwann müssen sie ja auch lernen, die Bedürfnisse anderer zu respektieren.
Aber die permanente Machbarkeit steht auf einem ganz anderen Blatt. Es gibt immer wieder Situationen, die mit unterschiedlichen Belastungsgrenzen erlebt werden: Man wird selber krank, man hat Stress in der Ehe oder im Job, steht vor einer schwierigen Prüfung, jemand wichtiges ist gestorben oder oder oder...

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Re: @all

Antwort von jori am 12.09.2010, 22:55 Uhr

Natürlich haben Eltern Grenzen, ich wollte nur sagen, dass von den Familien, die ICH kenne, die die stündlich wach waren, Stress bei der Arbeit hatten, der Mann oft weg war, die viel krank sind, etc. KEINE ihr Kind hat schreien lassen.

Und (lass es Zufall sein) die die JKKSL gemacht hatten, hatten eher nur ein Kind, haben nicht gearbeitet, hatten z.T. sogar Familie vor Ort, Kinder, die 2-3 mal nachts wach waren, usw.

Ich bin halt u.a. deswegen fest deswegen überzeugt, dass es weniger "immer" die Notsituation ist, in der Kinder schreien müssen, sondern eine Grundsatzentscheidung der Eltern. Und dazu trägt sicherlich auch die gesellschaftlich Anerkennung des "Schreien Lassens" dazu bei. Das macht mich sehr traurig.

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@Püminsky

Antwort von Kuscheling am 12.09.2010, 23:35 Uhr

Eigentlich wollte ich jetzt gegen argumentieren, aber je mehr ich darüber nachdenke, um so mehr gebe ich dir Recht. Bei den Eltern anzufangen ist, als würde man das Pferd von hinten aufzäumen. Ich finde dennoch, man darf seine Meinung sagen, übers Ferbern, nicht über die Eltern, m. M. nach ist das kein Einmischen. Ich bekomme ständig unaufgefordert Meinungen zu hören, die meiner völlig widersprechen (ohne dass ich die geäußert hätte).

Lediglich die Anmerkung, dass es inzwischen doch den einen oder anderen Nachweis gibt und es nicht mehr nur eine Glaubensfrage ist, möchte ich machen.

LG

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Re: @all

Antwort von Kuscheling am 12.09.2010, 23:35 Uhr

PN

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@jori

Antwort von DieMichaela am 13.09.2010, 9:00 Uhr

Ich unterschreibe 100 Pro! Endlich mal ein klares Statement!

Sagen würd ich trotzdem was - ohne das Wort "Mißhandlung" in den Mund zu nehmen....
Ich finde übrigens auch die Gefühle eines 1 1/2 Jährigen sind ernst zu nehmen. Auch wenn er "nur" quengelt. Ich sage es immer wiedr: Wenn mein Mann von der Arbeit kommt und quengelt, schließe ich auch nicht die Tür und sage: "Ist doch alles gut, schlaf Du mal mein Schatz." Ich höre zu und nehme ihn in den Arm. Ich gedulde mich, bis der Kummer von der Seele ist und er schlafen kann. Warum meinem Kind weniger gönnen? Da könnte ich nicht auf einen grünen Nenner kommen. Klar, man muß es nach geäußerter Meinung "hinnehmen", aber als Kompromiß könnte ich es nie sehen.
LG

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Re: @all

Antwort von DieMichaela am 13.09.2010, 9:06 Uhr

...zum Thema das Kind muß die Bedürfnisse anderer akzeptieren. Dazu sind Kinder vor dem vierten Lebensjahr NICHT in der Lage. Dann erst empfinden sie Empathie und co......Können sich in andere hinneinversetzen. Also nein, das kann das Kind entwicklungspsychologisch noch garnicht. Das sage ich nicht, um Dich uu kritisieren, sondern um deutlich zu machen, dass eine solche Forderung an das Kind nicht den gewünschten Effekt hat.

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Re: @all

Antwort von DieMichaela am 13.09.2010, 9:08 Uhr

....Und wieder ein ganz klares Statement

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Re: Schwierig...

Antwort von DieMichaela am 13.09.2010, 9:23 Uhr

Nun ja, das sehe ich anders....Wenn Du sagst: Autoritäre Erziehung ist das sinnvollste. Ja, das ist Glaubenssache. Erziehung ist Glaubenssache, da kann man nur Hinweise deuten und Auswirkungen beobachten.
Beim Ferbern bewegen wir uns aber im medizinischen Bereich und ich finde da reicht die Forschungslage aus, Beweise zu stellen. Nur, weil die Spätfolgen nicht zugeordnet werden können, gibt es dennoch klare Aussagen darüber, dass es Depressionen und mehr auslösen kann. Das sind klare Aussagen und konkrete Risiken, das hat wenig mit "Glauben" zu tun. Finde ich
Sonst: Danke! Man sollte, wie es auch bei den Eltern ist, immer auch die Motive der Ärzte hinterfragen, wenn sie gewisse Dinge raten. Oft sind die Motive wenig ruhmreich und erfüllen einen Selbstzweck.
Beispielsweise hat mir ein Arzt kürzlich zum Abstillen geraten. Im Nachhinein kam raus, dass er keinerlei Ahnung vom Stillen hat - aber seine Frau hat "nur" 6 Monate gestillt und unter Protest des Kindes abgestillt. Sein Motiv KÖNNTE also die Rechtfertigung des schweren Abstillprozeß sein....Die nächste Ärztin hat sich in keinster Weise negativ über unsere Stillgewohnheiten geäußert....Man muß SEHR vorsichtig sein, wem man vertraut.
Und Du hast natürlich vollkommen recht: Man erreicht nur die, die erreicht werden wollen.
LG

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Re: Schwierig...

Antwort von Ingi74 am 13.09.2010, 11:05 Uhr

Moin,
bisher habe ich hier "nur" gelesen, aber diese Diskussion spricht mir aus der Seele. Meine Meinung wurde hier schon abgedeckt. Daher nur soviel: Kennt ihr "Das Kinderversteherbuch" von Peter Paulig? Da geht es vor allem darum, wie man Kindern respektvoll und unter Beachtung ihrer Bedürfnisse in der Erziehung begegnet.
LG

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Noch was :)

Antwort von Püminsky am 13.09.2010, 12:08 Uhr

Ich finde diese Diskussion hier richtig gut.
Ein Vorteil, dass hier keine direkt betroffene Mama geschrieben hatte, wo das ganze schnell zu emotional diskutiert wird. Hier kann man mal recht "neutral" ein Reizthema beleuchten und ich finde alle Beiträge klasse. Vielleicht ist das mal ein Link wert, falls mal wieder eine Mama fragt, was sie tun soll - steht ja eigentlich alles drin, und da es nicht um sie persönlich geht, muss sie sich auch nicht angegriffen fühlen.
Naja, das zur grauen Theorie ;)

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Michaela wg Bedürfnis

Antwort von Püminsky am 13.09.2010, 12:15 Uhr

... deswegen schrieb ich ja extra, dass das erst später wichtig ist ;) Ist mir doch klar, dass ein Kleinkind nicht die Bedürfnisse anderer erkennen kann oder muss.
Wobei ich mir bei meinem Sohn nicht sicher bin, denn er springt sofort an, wenn jemand traurig ist ("Oh, Baby traubig" - total süß :) ) und will trösten und ist schon recht verzweifelt, wenn ein schreinedes Baby im Supermarkt zB sich nicht durch ihn beruhigen lässt, bzw er handlungsunfähig ist. Das hat schon so mancher recht bemerkenswert gefunden. Nichts desto trotz würde ich natürlich nicht davon ausgehen, dass er jetzt schon meine Bedürfnisse beachten muss.
Ein "Aber" gibt es dennoch: Wenn er sich zB anschnallen will (was ihm manchmal nach einer Weile gelingt) und ich habs aber ausnahmnsweise mal total eilig, dann muss ich ihm trotz Protest den Gurt seiner Schale abnehmen und selber fest machen. Nur ein Beispiel, aber ganz ohne das eigene Bedürfnis (ich muss schnell weg) über das des Kindes (ich will mich aber selber anschnallen) zu stellen, gehts im Alltag ja doch nicht. Aber das sind ja auch nicht die Situationen, die wir meinen.
Örks, Thread-Abweichung, sorry. Aber das wollte ich noch richtig stellen, damit niemand was falsches denkt ;)

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Kuscheling

Antwort von Püminsky am 13.09.2010, 12:37 Uhr

Huhu! Ja klar, in der passenden Situation ist es doch auch gut und richtig, mal nen ton zu sagen. Eine Einmischung bleibt es in meinen Augen trotzdem, aber eine mit besten Absichten.
Man sollte sich nur nicht zu viel beim Einzenen davon versprechen. Immerhin: je mehr darüber gesprochen wird, desto mehr bricht man allgemein die olle Kruste auf. Wenn ich bedenke, wieviel mehr Aufmerksamkeit das Thema allein durch die Diskussionen in den letzten 2 Jahren bekommen hat, ist das schon eine tolle Sache.
Auch gut platziert und wirkungsvoll: die Kommentare bei JKKSL auf Amazon.

Von welchem Nachweis sprichst Du? Unsere Nachbarstochter zB ist mit knapp 4 Jahren Bettnässerin geworden. Kann mit dem Ferbern zusammenhängen, muss aber nicht. Das Stress für Babys gefährlich ist, ist klar und nachweisbar. Aber was macht jetzt dieser Stress genau mit dem einzelnen Kind? Es muss ja eine Form der Langzeitschädigung sein, denke ich, wenn durch den Stress-Einfluss Teile des Gehirns geschädigt werden. Kann ich eine Leseschwäche im Grundschulalter auf das Ferbern zurückführen? Oder ADHS? Da gelingt mir der direkte Nachweis nicht, denn beides kann doch auch durch ganz andere Umstände ausgelöst werden.
Es wäre "toll" (klingt jetzt bitter zynisch), wenn man so etwas vorweisen könnte, dann wär die Debatte nämlich tatsächlich ganz schnell vorbei.
So bleibt es von aussen betrachtet in meinen Augen noch immer eine Glaubensfrage für die jenigen, die klare Beweise für eine "echte" Schädigung brauchen (ein bisschen negativer Stress über 2 Tage wird ja nicht die Welt sein, davon erholt sich das Kind doch schon am nächsten Morgen, ausserdem bekommt es künftig den doch so wichtigen Schlaf ... wäre jetzt ein mögliches Argument *nicht meins!*).
Verstehst Du, was ich meine? Der Stressfaktor ist für viele leider noch zu "Wischiwaschi", zumal dann auch das Argument kommt, dass ein Kind ja immermal den Stress abbekommt, wenn es schreit und sich nicht beruhigen lässt. Und was ist mit den Schreikindern, die 3-4 Std trotz Trost brüllen wie am Spieß? Haben die dann auch - mal salopp ausgedrückt - ne Macke? Ich frage hier jetzt aus Sicht eines Ferberbefürworters, nicht aus meiner Sicht.

Vielleicht tippe ich mir aber auch gerade die Finger wund und Du meinst noch was ganz anderes :)
Gern auch an alle! Wenn es weitere Fakten gibt, dann lasst sie uns doch noch mal zusammentragen.

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Re: Michaela wg Bedürfnis

Antwort von DieMichaela am 13.09.2010, 13:48 Uhr

So, Mittagsschlaf
Mein Sohn (1 Jahr) weint sofort mit, wenn ein anderes Kind weint! Man gähnt ja auch, wenn ein anderer gähnt. Ich nehme an, es gibt Gründe dafür, ich glaube aber nicht, dass es daran liegt, dass sie sich in andere hineinversetzen können. Das ist aber eine ganz interessante Frage, die sich da auftut....das muß ich herausfinden
Bei allen Bedürfnissen der Welt gibt es auch für mich Grenzen. Ja, ich setze meinem Kind Grenzen, wenn auch nur, wenn dringend notwendig und immer dann, wenn es um die Bereiche Gesundheit und Sicherheit geht. Um auf Dein Beispiel zurück zu kommen: Der Gurt ist wichtig für die Sicherheit, ich schnalle das Kind also auch unter Protest an. Dass man natürlich versucht das Kind abzulenken und gut zuzureden versteht sich sicher von selbst. Oder anderes Beispiel: Mein Sohn möchte immer gerne ohne Socken und Hose bei 10 Grad auf die Terasse. Dem Hund hinterher....Geht nicht, ist eine Frage der Gesundheit, also Hose, Jacke, Socken, Schuhe an, ganz gleich, ob ihm das gefällt. Auch hier wieder: Wir alle reden unserem Kind (hoffentlich) gut zu und lenken ab, wo es nur geht aber gewisse Dinge muß ich als Mutter nunmal durchsetzen.
Wichtig finde ich bei kindlichen Bedürfnissen, dass sie Priorität haben, wo es nur geht. Viele Eltern denken, sie müßten ihr Kind unterordnen, um es zu erziehen und mißachten Bedürfnisse. Das ist nicht kindgerecht und oft auch nicht der Entwicklung entsprechend.
Aber das führt jetzt wirklich zu weit....Nur zu Deinem Beispiel.
LG

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Re: Schwierig...

Antwort von DieMichaela am 13.09.2010, 13:52 Uhr

Kenne ich nicht aber ich les mal rein und bestelle es, wenn es mir gefällt.
Danke, ich liebe Büchertips!

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Ingi

Antwort von Püminsky am 13.09.2010, 13:54 Uhr

ich wills gleich mal "amazonen" ;)
Danke für den Tipp!

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@Püminsky

Antwort von carry2 am 13.09.2010, 17:42 Uhr

Hallo,

ich sitz ja auch ganz brav mit meinem Hintern auf meinen Fingern
Freut mich aber für dich, dass du dich gut austauschen konntest.

LG carry2

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