Wie gehe ich vor?

 Ellen Janhsen-Podien Frage an Ellen Janhsen-Podien Kinderkrankenschwester

Frage: Wie gehe ich vor?

Hallo, ich habe eine 10 Monate alte Tochter, die schon regelmäßig ins Töpfchen macht. Ab nächste Woche habe ich noch 2 Pflegekinder 2 und 3 Jahre, die noch nicht sauber sind, bzw. noch keine Erfahrung mit Töpfchen haben. Nun meine Frage- wie fange ich das Training an? Ich lasse sie dann bei meiner Tochter zusehen, und setze sie auf das Töpfchen, aber was kann ich noch tun? In welchem Zeitabstand ist es sinnvoll? Die Kleinen können noch nicht richtig sprechen- sind etwas Entwicklungsverzögert durch Vernachlässigung. Haben sie Tipps für mich oder auch eine Empfehlung für Literatur? Vielen lieben Dank

von Dark.Girlkurz am 01.05.2013, 22:51


Antwort auf: Wie gehe ich vor?

Liebe Dark.Girlkurz, Mensch, ihre kleine Tochter ist ja flink. Kann sie schon selber sagen, wann sie Pipi muss oder setzten sie sie regelmäßig auf den Topf? Ich finde es immer ganz spannend wie unterschiedlich das „Trocken werden“ bzw. das Gefühl für die Blasenkontrolle sein kann. Topfen, also regelmäßiges Üben von Toilettengängen, schadet nicht, wenn es im Einvernehmen von allen Beteiligten, also Bezugsperson und Kind stattfindet. Es ist aber bisher nicht ganz sicher gestellt, ob es tatsächlich auch hilft beim „Trocken werden“, also den Prozess der selbständigen Blasenkontrolle beschleunigen kann. Das ist nämlich das Ziel, dass Kinder irgendwann selber ihre Blase spüren und kontrollieren können; dann sind sie trocken. Es gibt einen Schweizer Kinderarzt, der das einmal erforscht hat (nachzulesen im Buch: Remo Largo: „Kinderjahre“). Er hat eine Gruppe Kinder untersucht, die getopft wurden, und eine Gruppe die nicht getopft wurden und hat verglichen, wann diese Kinder trocken geworden sind. Tatsächlich wurden die getopften Kinder früher tagsüber trocken, allerdings gab es bei Einigen später Rückfälle, so dass letztendlich in beiden Gruppen zum Zeitpunkt von 60 Monaten die gleiche Anzahl (ca. 6/100 Kindern) übrig blieb, die noch nicht sicher tagsüber trocken geworden waren. Nachts gab es gar keinen Unterschied, es waren in beiden Gruppen nachts 10/100 Kinder mit 60 Monaten noch nicht trocken. Diese Untersuchung ist zwar schon einige Jahre her, hat uns aber gezeigt, dass Trocken werden ein ganz eigenständiger Reifungsprozess aller Kinder zu sein scheint. Einen weiteren Tipp zur Literatur habe ich leider nicht für sie. Zu ihren zwei Pflegekindern. Lassen sie sie ruhig teilhaben, versuchen sie herauszufinden wie weit eine Blasen Kontrolle schon vorhanden ist, lassen sie sie teilhaben am Prozess ihrer kleinen Tochter. Schauen sie mal, was sie schon können und ob sie Interesse am Thema haben oder auch entwickeln. Wenn sie mitmachen, spricht nichts gegen den Versuch den Toilettengang regelmäßig zu üben. Die Blasenkontrolle zu fördern ist auf jeden Fall richtig, solange, wie gesagt, alle dabei positiv mitmachen. Gerät man darüber in Streit, weil sie z.B. mehr von den Kindern erwarten, als sie schaffen können oder wollen, kann es zu großen Problemen kommen und es ist besser noch ein wenig zu warten, ihnen Zeit zu geben. Es kann sein, dass es tatsächlich noch nicht ihr Thema ist, wegen ihrer Entwicklungsauffälligkeiten, die sie beschrieben haben. Es kann aber auch sein, dass es bei beiden oder einem der Kinder gar keine Rolle spielt und sie ohne Probleme und Verzögerungen trocken werden können. Das kann man nur versuchen herauszufinden. So lange sie Geduld haben, auch damit leben können, dass sie das Thema noch nicht interessiert oder sie Probleme haben auf ihre Blase zu achten, können sie gar nicht falsch machen. Ich finde es toll, dass sie sich als Pflegemutter engagieren! Wenn sie möchten, können sie uns gerne wieder bei Bedarf um Rat fragen, wenn es hilft. Ich wünsche ihnen viel Vergnügen mit ihrer bald großen Familie  Lieben Gruß Ellen Janhsen-Podien

von Ellen Janhsen-Podien am 02.05.2013