Hallo,
unsere Tochter (5,5 Jahre) ist seit einem guten Jahr tagsüber trocken (nachts schon ein halbes Jahr länger), d.h. sie hält solange den Urin zurück, bis man sie auf die Toilette schickt. Geklappt hat das mit einem Belohnungssystem. Von ihr kamen keine Ansätze. Von selbst geht sie auch jetzt eigentlich nie auf die Toilette. Auch lehnt sie jede fremde Toilette ab.
Das haben wir bisher nicht mit großer Vehemenz zu ändern versucht, weil jeder Ansatz in diese Richtung Widerstand produziert, es ist auch kein größeres Problem für uns. Was uns jedoch zunehmend belastet:
Der Stuhlgang landet (bis auf 1x vor 2 Jahren und 1x letzte Woche) immer noch in der Windel/Unterhose, ohne dass sie sich vorher danach meldet. (Sprich: Sie hat eigentlich den ganzen Tag Windeln an).
Wenn wir vorab merken, dass jetzt was kommt und sie alleine auf die Toilette schicken (bzw. jemand eine Viertelstunde zur ihr setzt), kommt nichts. Wenige Minuten nach Beenden der Toilettensitzung ist dann oft der Stuhlgang in der Windel gelandet.
Sie muss den Stuhlgang aber bemerken, weil das nur zu Hause passiert, nie außer Haus. Manchmal hat sie auch 1-2 Tage keinen Stuhlgang, dafür kommen dann am nächsten Tag mehrere Portionen im Halbstundenabstand.
Da wird durch die ältere Schwester den Vergleich haben: Sie hat sonst keine Verstopfungsanzeichen wie besonders harten Stuhl oder Stuhlschmieren.
Der Kinderarzt und die Ergotherapeutin haben keine Idee. Haben Sie eine Idee, was wir tun können, um die Toilettenaversion/-ablehnung zu beheben?
Wir haben bereits das Toilettenumfeld "gestaltet", ein kleines Regal mit Büchern daneben gestellt etc.
Eine Idee von uns ist, ob sie den Stuhlgang im Sitzen noch nicht hinkriegt und dafür eine bestimmte Haltung braucht. Gäbe es dafür irgendwelche Übungen?
Oder gibt es sonst irgendeine Richtung, die wir verfolgen könnten.
Danke!
von
fritzi3
am 31.01.2019, 11:46
Antwort auf:
Stuhlgang nur in Windel/Unterhose
Hallo fritzi3
Ja, das ist einmal eine Herausforderung ;-))) aber ohne ihre Kleine zu kennen auch nicht einfach zu beantworten. Zunächst einmal könnte man tatsächlich davon ausgehen, dass es sich noch im Rahmen einer ganz normalen Entwicklung der Darmkontrolle bewegt, vielleicht mit einer kleinen „Spätzündung“, da ihr Töchterchen ja offensichtlich schon eine gute Blasenkontrolle hat und sogar gut aufhalten kann ohne einzunässen oder ungewollt Stuhlgang zu verlieren.
Es ist allerdings schon auffällig, dass sie so gut wie nie selbstständig die Toilette aufsucht und dies offensichtlich auch noch nie getan hat.
Ich denke, dass sie sich bisher ganz richtig verhalten haben und ihr ohne Druck und mit viel liebevoller Unterstützung ihrerseits Zeit gelassen haben für diesen Lernprozess :-))).
Die Erfahrung aus jahrzehntelanger Forschung und Arbeit hat ergeben, dass die kindliche Kontinenzbildung nur GEFÖRDERT werden kann, nicht aber GEFORDERT oder anerzogen. Es geht hierbei um körperliche und geistige Reifung und die ist bei jedem Menschen individuell, hat also bei jedem Individuum sein eigenes Zeitfenster.
Ich kann sie jedoch gut verstehen, denn diese Entwicklung ist nicht ganz so wie man es gerne hätte – aus welchem Grund mag sie nicht auf die Toilette gehen…..
Das große Geschäft auf der Toilette abzusetzen erfordert zunächst viel Ausdauer und Geschicklichkeit von den Kleinen – sie müssen erst einmal die Geduld haben eine längere Zeit sicher und entspannt auf der Toilette sitzen können, damit sie den Beckenboden und damit auch den Schließmuskel entspannen können.
Inzwischen ist auch ein Phänomen bekannt, es wird Toilettenphobie/Toilettenangst genannt und wird als Toilettenverweigerung bei Kleinkindern beobachtet (also bei Kindern im Alter ihrer Tochter). Vermutet wird, dass es sich dabei um eine Art Machtkampf handelt - ein Thema, mit dem sich Kinder in dem Alter gerne beschäftigen, sie testen aus...
Andere erleben gerade die Stuhlabgabe auf der Toilette als Kontrollverlust oder es gibt Kinder, die brauchen für die Darmentleerung sogenannte Rituale = eine bestimmte Körperhaltung, einen bestimmten Ort für die Entleerung manchmal sogar eine vertraute Geräuschkulisse; die Aufzählung lässt sich so vielfältig weiterführen, wie es Kinder gibt….
Sie sehen – es kann viele Gründe geben :-(((.
Wir können sie hier im Rahmen dieses Forums nur allgemein beraten, daher glaube ich, dass sie sich unbedingt mit dem Kinderarzt ihrer Tochter beraten sollten. Die Experten für das Thema Toilettenangst sind Kinderpsychiater/Psychologen, aber überlegen sie vielleicht zunächst mit demjenigen, der ihre Tochter und sie gut kennt, welche Abklärungen oder Maßnahmen möglich oder auch wichtig wären.
Gut wäre eventuell, wenn sie einem Kindergastroenterologen/In vorgestellt werden würde und organische Ursachen sollten von ihrem Kinderarzt ausgeschlossen worden sein.
Ich denke man muss sich langsam an dieses Problem – wenn es denn Eines ist :-) – herantasten ohne ihre Kleine zu überfordern oder verunsichern. Bis eine Ursache gefunden ist, lassen sie ihr zu ihrer eigenen Sicherheit gerne ohne Stress ihre Windel.
Ich drücke die Daumen und freue mich immer über eine Art Rückmeldung, wenn sie mögen :-)
Herzliche Grüße
Conny Ackmann
von
Conny Ackmann
am 31.01.2019