Guten Tag,
mein Sohn, knapp 3,5 J., ist noch nicht trocken und sauber. Er geht zwar aufs WC, wenn er z.B. ausgezogen ist und zieht sich zurück, wenn er den Stuhl absetzen muss, möchte jedoch noch nicht die Windel abgeben. In dem Kindergarten, den er sehr gerne besucht, ist nun kürzlich die Windel ausgelaufen. Die Erzieherinnen schlugen daraufhin vor, ihm beim Trockenwerden zu helfen. Er solle ohne Windel in den Kindergarten kommen und sie würden stündlich mit ihm auf die Toilette gehen, parallel mit einem zweiten Kind, welches auch "lernen soll" trocken zu werden. Zu Hause solle ich genauso fortfahren, sonst mache es keinen Sinn.
Sie behaupten mit dieser "Methode" gute Erfolge erreicht zu haben. Ich glaube zwar an die gute Absicht der Erzieherinnen, aber mir kommt diese "Methode" irgendwie nicht richtig vor. Sicherlich würde ich mich freuen, wenn mein Sohn nicht mit einer nassen Windel oder gar nasser Hose im Kindergarten laufen müsste, doch habe ich Bedenken, dass es für ihn noch zu schwierig zu erreichen ist und er von sich aus diesen Wunsch äußern sollte.
Was meinen Sie als Experte zu dem Vorschlag der Erzieherinnen?
Vielen Dank und freundliche Grüße,
Katharina
von
Caty25
am 16.01.2013, 10:05
Antwort auf:
Sauberkeitserziehng im Kindergarten?
Liebe Caty25,
sie sprechen mit ihrer Frage mehrere wichtige Aspekte an. Ich glaube, es ist wichtig, dass Kinder beim "Sauber werden" unterstützt werden. Sie brauchen Hinweise wie es richtig und falsch ist, sie brauchen gute Beispiele, bei der Ausscheidung genau so, wie bei vielen anderen Aspekten, bei denen es zum Einen um Erziehung und zum Anderen um Lernen geht. Als Mutter weisen sie ihm den richtigen Weg, wenn sie das selbstbewusst tun können, hat auch ihr Sohn eine gute Orientierung. Deshalb machen sie es genau richtig, wenn sie versuchen, sich über den Weg klar zu werden.
Zur Erziehung gehört das Thema Windel ausziehen. Das gehört zum Thema Regeln und muss halt sein, genau wie das lästige Händewaschen vor dem Essen. Hier würde ich demnach keine Diskussion zulassen. Zum Anderen geht es bei ihrem Sohn aber auch um das Erlernen einer kindlichen Körperfunktion, da kann ich ihnen aus meiner Erfahrung sagen, dass eine Unterstützung gut sein kann, nicht immer sofort Erfolg hat, aber immer besser funktioniert, wenn sie ohne Zwang passiert. Die Anregung der Erzieherinnen ist also grundsätzlich gar nicht schlecht, es kann seine Fähigkeiten fördern. Erzieherinnen haben sehr viel Erfahrung in diesem Bereich, sie haben in der Regel schon viele Kinder beim Trocken werden begleitet. Sie sollten also gemeinsam arbeiten, aber aufpassen, dass es nicht zum schicken kommt, also zum Zwang und Streit, wenn er zur Toilette gehen muss. Ein stündlicher Toilettengang ist ganz schön häufig. Zum Einstieg (die ersten Tage) ist es sicher gut, danach ist die Frequenz zu hoch (sie ist auf dauer nicht natürlich- keiner geht und sollte am Tag 12 mal zur Toilette gehen), es kann die Kinder nerven und zur Weigerung führen. Klever ist, dass die Gruppensituation im Kindergarten genutzt wird, als positiver Verstärker. Der Hinweis, dass sie zusammen eine Art der Unterstützung verfolgen sollten, ist sicher eine sinnvolle Sache, sonst ist es für ihren Sohn verwirrend. Vertrauen sie den Erzieherinnen ruhig und schauen wie der Verlauf ist. Sprechen sie eine zeitliche Begrenzung ab. Fingerspitzengefühl ist dann zu Hause gefragt, es werden vielleicht ein paar Hosen mehr nass, sie müssen sehr spielerisch damit umgehen, bestärken sie ihn, dass er es kann (wenn sie sehen, dass er es kann!), vielleicht müssen sie die Frequenz auf 2 stdl. erhöhen...Erwarten sie noch nicht zu viel, Wenn es noch nicht klappt, machen sie gemeinsam einfach wieder eine Pause, dann ist er vielleicht noch nicht so weit.
Viel Erfolg!
Mit vielen Grüßen
Ellen Janhsen-Podien
von
Ellen Janhsen-Podien
am 16.01.2013