Mein 8jähriger schafft es einfach nicht.

 Manuela Thomä Frage an Manuela Thomä Kinderkrankenschwester

Frage: Mein 8jähriger schafft es einfach nicht.

Liebes Uro-Team, ich hatte Ende Januar 2013 schonmal geschrieben und mir Rat geholt. Seltsamerweise hat es von da an etwa 20 Tage komplett gut geklappt, d.h. alles trocken. Ich hatte mit meinem 8jährigen ausgemacht, dass er in der Pause auf die Toilette gehen soll, dann nach dem Mittagessen, dem Vesper und vor dem Bus. Ich hatte ihm zur Erinnerung ein "Codezettelchen" in die Federmappe gesteckt. Damit seine Klassenkameraden nix von seinem Problem merken. Es belastet ihn sehr, wenn er einpullert. Außerdem hatte ich ihm nach 30 Tagen durchgehend nicht einpullern ein Geschenk versprochen. Nach den 20 Tagen ging plötzlich nichts mehr. Jeden Tag war ein Tröpfchen in der Unterhose. Doch leider spricht mein Sohn nicht wirklich darüber, wie es ihm dabei geht. Es ist sehr schwierig für mich, Informationen zu bekommen. Nachts ist er immer noch komplett trocken. Doch am Tag merkt er nicht, wenn er auf die Toilette muss. Erst wenn ein paar Tröpfchen in der Hose sind, merkt er es und hält an. Leider weiß ich nicht, wie oft das mit dem Tröpfchen in der Hose täglich auftritt. Ich rieche abends noch an seiner Unterhose, weil er mir fast immer sagt, es hat geklappt. Doch die Hose riecht täglich nach Urin. (Das war in den 20 guten Tagen nicht so.) Das kann doch nicht nur der "Abschütteltropfen" sein? Heute war es in der Schule so schlimm, dass er es in der Stunde hat nicht mehr anhalten konnte und auch die Hose nass war. Er hat wohl nicht die ganze Blase gelehrt. Beim Kinderarzt war ich damals nicht, weil mein Sohn es partout nicht wollte. Ich wollte ihn damit nicht noch mehr belasten. Doch weiß ich mitterweile nicht mehr weiter. Was kann ich noch tun? Wie kann ich ihm beibringen, seine volle Blase zu spüren? Ich möchte nicht, dass seine Freunde etwas von seinem Problem mitbekommen. Vielen Dank für Ihre Mühe. Ich bin sehr froh, dass es Sie gibt. Sie leisten tolle Arbeit. Einen schönen Tag noch und viele Grüße Schneck78

von Schneck78 am 24.04.2013, 16:23


Antwort auf: Mein 8jähriger schafft es einfach nicht.

Hallo Schneck78, ich habe mir eben Ihre letzte Fragestellung und die entsprechende Antwort von Frau Ackmann durch gelesen. Ich habe das Gefühl, das bei Ihnen und Ihrem Sohn viel Rat- und Hilflosigkeit herrscht und die Fragezeichen nur so durch Ihre Köpfe purzeln. Sie beide verstehen nicht, was da passiert und es ist tatsächlich auch nicht so einfach auf die Lösung zu kommen. Grundsätzlich würde ich Ihr neues Schreiben so beurteilen wollen, dass sich schon ganz viel und gut verändert hat; das was Sie über die aktuellen „Rückschritte“ schreiben ist normal – einfach, weil Sie im Moment handeln, ohne wirklich zu verstehen. Um ein besseres Verständnis zu erlangen und Ihre familiäre Situation zu entlasten, hatte Frau Ackmann Ihnen die Begleitung und Unterstützung durch einen oder eine UrotherapeutIN bei Ihnen in der Nähe empfohlen, denn Sie können und sollten nicht die Therapeutin Ihres Sohnes sein. Das ist allerdings schwierig, wenn Ihr Sohn sich dem nicht öffnen kann, denn der Hauptschwerpunkt läge in der Arbeit mit Ihrem Sohn. Wir können die Blasenproblematik, Ihres Sohnes, aus der Ferne nicht wirklich beurteilen und somit auch keine Therapie vorschlagen- auf diesem Wege können wir nur erklären oder Tipps geben und Empfehlungen aussprechen. Für eine richtige und gute Beurteilung sollte eine Diagnostik durchgeführt werden, das vereinfacht oft den therapeutischen Weg. Nun aber zu meiner Einschätzung/Spekulation aus der Ferne: Es hört sich so an, als ob Ihr Sohn eine Irritation oder Störung in der Funktionsweise seiner Blase hat, oder zumindest hatte. Das ist oft im Rahmen einer verzögerten Reifung, in der Zusammenarbeit von Kopf und Blase, zu beobachten. Als Folge dieser Reifungsverzögerung erleben wir bei vielen Kindern, dass sie die Signale ihrer Blase (Druck) nicht mehr richtig wahrnehmen. Die Blase meldet sich dabei gaaanz oft, plötzlich und gaaaanz heftig und so manches mal wird dabei die Hose nass, oder - wenn man dann endlich zur Toilette laufen kann, kommt kaum oder gar kein Pipi. Das ist einfach nur Unreife, nichts schlimmes und bei den meisten spielt es sich auch von alleine ein. Bei den Kindern, wo diese Unreife, z.T. Überaktivität und Unberechenbarkeit der Blase etwas länger bestehen, verschiebt sich dann leider oft die richtige Wahrnehmung für ihre Blase. Bei einer guten Wahrnehmung meldet sich die Blase (per Druckgefühl) und sagt dem Kopf vielleicht ganz freundlich: „Hey du, ich muss mal“ und der Kopf gibt dann ebenso freundlich die Rückmeldung: „Okay, ich such uns mal ein Klo, melde mich gleich wieder“! :-) Bei der mangelhaften Wahrnehmung ist es leider so, dass der Kopf – wenn die Blase mal wieder ansagt, dass sie muss - irgendwann die Faxen dicke hatte und – in seiner Sensibilität, für die Blase – auf „Stand by“ geschaltet hat = mal an, dann klappt es mit der regelrechten Blasenentleerung und die Hose bleibt trocken :-) / = mall aus, dann spürt er nichts und die Hose wird feucht oder gar nass :-(. Ihr Sohn war nun die letzte Zeit vermehrt trocken – toll :-)) und eine wirklich großartige Leistung, damit ihm das aber gelingen konnte, musste sein Kopf ein hohes Maß an Aufmerksamkeit erbringen. Vielleicht haben Sie selber schon einmal etwas an Ihrem Verhalten verändern wollen, dann haben Sie sicherlich erlebt, dass Sie ganz schnell und ganz oft in Ihre alten Verhaltensmuster zurückgefallen sind. Um zu verändern muss man ständig aufmerksam sein und das schafft man nur, wenn man hochmotiviert ist bzw. einen hohen Leidensdruck hat. Kindliche Gehirne funktionieren aber anders, als die der Erwachsenen – Kinder nehmen sich etwas vor, und dann funktioniert das auch – tut es das nicht, ist es doof und nicht wert, dass man sich damit weiter beschäftigt. ODER die Erwachsenen haben einem etwas Falsches gesagt. ODER sie fühlen sich als Versager, weil es bei allen anderen klappt, nur sie bekommen es nicht hin Oder Oder Oder…. Für das, was Ihr Sohn lernen muss, braucht er viel Geduld und jemand, der ihn immer wieder positiv motiviert, damit ER die Kraft hat SELBER weiter zu machen. Nach Ihren Zeilen zu urteilen, sind Sie im Moment die aktive Kraft – Ihr Sohn führt aus, was Sie ihm sagen. Wichtig aber ist, dass Ihr Sohn die aktive Kraft ist und Sie ihm nur die Unterstützung zu kommen lassen, die er altersbedingt wirklich noch braucht. Sie beide können das alleine versuchen, erfahrungsgemäß wäre es aber entlastender, wenn Sie sich Unterstützung von einer ausgebildeten Fachkraft holen würden. Ich hoffe ich konnte das eine oder andere Fragezeichen lösen. Mit freundlichen Grüßen Manuela Thomä

von Manuela Thomä am 25.04.2013