Liebe Expertinnen,
ich weiß nicht mehr wirklich weiter... Mein jüngste wird im August drei Jahre alt, sie ist bereits seit November letzten Jahres (also mit ca. 2 Jahren, 4 Monaten) sehr zuverlässig tagsüber trocken. Und zwar ganz ohne Töpchentraining oder Druck, sie hat das quasi einfach von der großen Schwester abgekuckt und war von Anfang an sehr zuverlässig trocken. Nachts haben wir noch nicht angefangen die Windel abzulassen, da diese morgens immer noch "randvoll" ist und sie im Moment auch nicht von sich aus danach fragt. Wir sind der Meinung, dies hat noch etwas Zeit.
Nun haben wir aber das "Problem", dass sie immer wieder mal Phasen hat, wo sie ständig auf Toilette muss und dann auch oft einnässt. Bisher bin ich dann immer mit ihr zum KiA um eine Blasenentzündung auszuschließen (immer alles ok). Jetzt habe ich mir aus der Apo Teststreifen geholt und kontrolliere lieber einmal selbst, um ihr (und mir) jedes Mal den KiA-Besuch zu sparen.
Ich dachte erst an Blasenverkühlung und habe es mit Preiselbeersaft probiert - ohne erkennbare Besserung. Sonst waren diese Phasen immer nach ein paar Tagen vorbei und ich hatte auch immer das Gefühl, dass das Problem darin bestand, dass sie einfach durchs Spielen zu abgelenkt war und dann zu lange gewartet hat. Wir haben also nie ein Thema draus gemacht, nicht geschimpft, sie umgezogen, fertig. So weit so gut, die aktuelle Phase dauert nun aber schon seit 3,4 Wochen und wird langsam echt nervig... Sie macht teilweise 5, 6 mal am Tag rein... auch schon mal 5 min nach dem letzten Umziehen... Die Teststreifen waren in Ordnung, mehrfach am Tag klappt der Toilettengang dann problemlos. Wir loben sie dann und freuen uns mit ihr, wenn die Hose mal einen halben Tag trocken war. Aber kurz darauf kommen wieder so Situationen, wo sie ganz dolle die Beine zwickt... Wir sagen dann, oh du musst mal, kommen wir flitzen ganz schnell aufs Klo... Dann weigert sie sich oft, sagt sie muss net, oder setzt sich sogar unter den Tisch... Und "lässt laufen"... sie lacht dann manchmal sogar noch drüber!!! Da fällt es mir dann schon schwer, ruhig zu bleiben, weil es fast so absichtlich wirkt....
Was soll ich tun? Wie soll ich reagieren, wenn ich offensichtlich sehe, dass sie zur Toilette muss? Wie soll ich reagieren, wenn sie in die Hose gemacht hat? Wie lange darf so eine "Phase" höchstens daueren? Soll ich sie belohnen, wenn sie einen Tag trocken war (Aufkleber, Gummibärchen etc? Bisher missfiel mir diese Vorstellung eher...) oder umgekehrt ihr etwas verwehren, wenn sie es nicht war (Heute nichts zu naschen, weil die Hose nass war???)... Eine Windel möchte ich ihr tags eigentlich nicht mehr hinmachen, sie verlangt auch nicht danach...
So langsam weiß ich keinen Rat mehr, wie wir noch länger damit umgehen sollen... Ich würde mich über Ihren Rat unheimlich freuen!!!
Danke vorab, herzliche Grüße
PS: Bitte entschuldigen Sie, dass es so extrem lang geworden ist...
von
pampelmuse
am 15.07.2013, 11:59
Antwort auf:
Mehrmals täglich einnässen
Hallo pampelmuse,
Ihre Verwirrung ist verständlich, zumal der Harnstreifentest immer negativ war.
Via Internet kann und möchte ich keine Diagnose stellen, dennoch glaube ich, dass Ihre Tochter wiederholt, eine sogenannte asymptomatische Bakterieurie durchgemacht haben könnte.
Asymptomatisch bedeutet, dass es keine nachweisbaren Symptome gibt; wenn die Kinder - und hier in erster Linie die Mädchen - plötzlich aber sehr häufigen Harndrang haben und oft zur Toilette flitzen müssen, oder ein vermehrtes Einnässen zu beobachten ist (wie in Ihrem Fall) kann das ein Hinweis darauf sein.
Dabei erfährt der Blasenmuskel in seiner Funktion eine Irritation, so dass Ihre Tochter immer wieder das Signal für Harndrang bekommt, ohne jedoch wirklich zu müssen. Das irritiert langfristig auch den Kopf Ihres Kindes und sie weiß gar nicht, wie sie damit umgehen soll und was sie noch machen kann.
In Absprache und mit Einverständnis Ihres Kinderarztes, könnten Sie Ihre Tochter bei einem Kindernephrologen bzw. Kinderurologen vorstellen; der kann vor Ort eine gute Diagnostik machen und ggfls. unterstützende Maßnahmen einleiten, damit sich der Blasenmuskel, Ihrer Tochter wieder beruhigt.
Zu Ihrer Frage, wie Sie reagieren sollen: Haben Sie Geduld, Ihre Tochter macht es nicht absichtlich; da wird etwas mit ihr gemacht (durch die Blase) und sie muss es hinnehmen. Wenn sich meine Vermutung bestätigt, wird Ihre Tochter regelrecht von ihrer Blase „überfallen“, so dass sie gar keine Zeit mehr hat richtig zu reagieren. Wenn uns etwas unveränderlich erscheint, fangen wir oft an Dinge zu ignorieren; wenn uns etwas peinlich ist können wir uns verschämt zurückziehen, wir können aber auch unsere Scham weglachen.
Mit dem Belohnungs- oder Bestrafungssystem würde ich nicht arbeiten; das setzt voraus, dass Ihre Tochter auf diese Situation Einfluss nehmen kann und allein durch ihren Willen das Problem beseitigt. Sinnvoller wäre erst einmal zu klären, was wirklich los ist (mit der Blase); erst wenn eine Antwort vor liegt, kann man beginnen mit dem Kind altersentsprechende Wege zu suchen um das Problem zu lösen.
Was Sie aber auf jeden Fall jetzt schon anfangen können, ist auf eine geregelte und ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten.
Dabei sollte Ihre Tochter ungefähr alle zwei Stunden eine Portion trinken (ca. 7 Becher am Tag).
Es kann sein, dass Ihre Tochter darunter anfänglich noch mehr einnässt; langfristig wirkt die regelmäßige Blasenfüllung (und natürlich dann auch Entleerung) beruhigend auf den Blasenmuskel.
Gleichzeitig werden evtl. „ungebetenen Gäste“ (Bakterien) häufiger ausgeschieden und die kindliche Blase kann wieder zur Ruhe kommen.
Mit freundlichen Grüßen und den besten Wünschen
Manuela Thomä
von
Manuela Thomä
am 15.07.2013
Antwort auf:
Mehrmals täglich einnässen
Sehr geehrte Frau Thomä,
herzlichen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Nun sie trinkt generell sehr gut, trinkt von sich aus regelmäßig und gerne (Wasser und ganz dünne Saftschorlen zu den Mahlzeiten, im Winter auch Tee).
Meine Sorge ist nun, dass der KiA es bestimmt nicht für nötig erachten wird, es weiter abzuklären. Er macht zwar jedes Mal einen Test, aber wenn der ok ist, dann sagt er, das ist nur eine Phase, sie muss in ihrem Alter noch nicht trocken sein. Er ist generell eher der Typ, der eher "unter"dramatisiert als einen Test zu viel zu machen (was ja auch nichts schlechtes sein muss). Deshalb vermute ich, dass er wohl nicht überweisen wird... Ihn direkt darum bitten, würde ich mich aber wohl auch nicht trauen...
Die Diagnose, die Sie ansprechen, höre ich jetzt zum ersten Mal... sollte das bei den Tests nicht auffallen? Wie könnte ich vorbeugen? Viel trinken, warme Kleidung,... was noch?
Ich weiß ja, dass sie noch "klein" ist und nicht trocken sein "muss", aber es hat doch immer so zuverlässig geklappt... und dann alle paar Wochen seit einem halben Jahr diese Phasen... Es ist für sie selbst ja auch enttäuschend...
Herzlichen Dank für Ihren Rat!!!
Viele Grüße
von
pampelmuse
am 15.07.2013, 23:38
Antwort auf:
Mehrmals täglich einnässen
Hallo pampelmuse,
nein, bei einem Harnstreifentest würde das nicht unbedingt auffallen, da es keine Entzündungszeichen gibt. Man würde dies auch nicht antibiotisch behandeln.
Viel trinken, Auskühlung vermeiden, und - so nervig das ist - immer zur Toilette, wenn sich die Blase meldet. Die häufigen Toilettengänge sind für die Kinder in der Regel am anstrengendsten, da sie ja viel Wichtigeres zu tun haben, als immer auf dem Klo zu hocken.
Selbst wenn sich meine Vermutung bestätigen würde, wäre der Umgang mit diesem Problem nicht viel anders. Sie wüssten jedoch woran sie sind; manchmal braucht man als Eltern (aber auch als betroffenes Kind) eine erklärende Antwort, um weiter durchhalten zu können.
Ihr Kinderarzt hat recht, wenn er sagt, dass Ihre Kleine noch nicht trocken sein muss und sicherlich auch damit, das es nur eine Phase ist - natürlich können Sie auch abwarten, es wird wieder vergehen.
Wenn Sie jedoch rat- und hilflos sind, sollten Sie Ihre Sorge mit Ihrem Kinderarzt besprechen.
Mit freundlichen Grüßen und den besten Wünschen
Manuela Thomä
von
Manuela Thomä
am 16.07.2013
Antwort auf:
Mehrmals täglich einnässen
Vielen herzlichen Dank Frau Thomä!
Sie haben mir sehr geholfen, vor allem habe ich jetzt wieder die Kraft, bei einer nassen Hose locker zu bleiben und nicht zu verzweifeln.
Ich danke Ihnen!!!
von
pampelmuse
am 16.07.2013, 08:51