jetzt bin ich doch ganz schön aufgeschmissen

 Manuela Thomä Frage an Manuela Thomä Kinderkrankenschwester

Frage: jetzt bin ich doch ganz schön aufgeschmissen

hallo, ich habe vor längerer zeit schon mal geschrieben und mir gute tips geholt. leider oder zum glück macht sich meine tochter aber ihre eigene welt und jetzt klappt gar nichts mehr. wir haben ein töpchen, kein interesse dort ohne kleidung draufzugehen. wir haben einen toiletteneinsatz auf dem sie schon eine zeit lang gesessen ist. morgens und abends ein paar minuten. getan hat sich allerdings nie etwas. dann dachte ich "komm, lass ihr zeit, sie sagt schon bescheid" und hab das toilettentraining sein lassen. das ist jetzt 2-3 monate her. jetzt habe ich es heute nochmal versucht. sie hatte eine stuhlwindel, ich hab sie ins bad gerufen, ihr die hose runtergezogen und ihren stuhl aus der windel ins klo gekippt und die windel in den müll. dann wollte ich sie auf das klo setzen (mit einsatz) aber sie hat sich plötzlich geweigert als hätte sie angst.. ??????????????? woher kommt diese angst denn plötzlich? war sie irritiert weil ihre "kaka" da drin war? ich wollte sie ihr extra zeigen damit sie sieht das auch ihr geschäft ins klo darf. meine tochter ist generell sehr ängstlich. macht sie mal einen schritt nach vorne und traut sich was, macht sie irgendwann plötzlich 2 schritte zurück und hat wieder angst... ich versuche ihr immer zu helfen usw. ihr mut zuzusprechen, aber nichts.... sie ist übrigens gleich 3 jahre alt (mai) und kommt im september in den kiga. bis dahin möchte ich sie sauber haben wenn das geht.. kurz und knapp meine fragen: * wie lange dauert es im allgemeinen (kinder sind nicht alle gleich) bis man sauber ist? (das gröbste, aus der windel raus) * wo soll ich bei meiner tochter anfangen? wie bekomm ich sie aufs klo? wie mache ich sie neugierig ohne drängeln zu müssen? ich kann mir nicht vorstellen das sie von selbst kommt und aufs klo möchte

von heliundmama am 24.04.2013, 15:23


Antwort auf: jetzt bin ich doch ganz schön aufgeschmissen

Hallo heliundmama, also, erst einmal tief durchatmen!!!!! :-)) Versuchen Sie sich daran zu erinnern, was Frau Ackmann Ihnen geschrieben hat. Jedes Kind hat seine ureigene Zeit, die es braucht, um trocken und sauber zu werden – das kann tatsächlich bis zur Vollendung des 60.Lebensmonats dauern. Dieser Reifungsprozess ist auch nicht linear – das heißt, einmal begriffen und Ihre Tochter ist sauber und trocken. Der Kopf muss erst lernen die Signale der Blase wahrzunehmen und dann die richtige Handlung (z.B. Toilettengang) ein zu leiten. Dafür braucht der Kopf ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, er muss immer wieder üben richtig zu spüren und richtig zu handeln und es ist sehr anstrengend immer in „Habachtstellung“ zu sein. Für mich hört es sich so an, dass Ihre Tochter, den ersten Entwicklungsschritt noch nicht vollzogen hat, nämlich die Blase /den Darm zu spüren wenn sie oder er drückt und dann die Verbindung zu knüpfen,: „Oh, ich glaub ich muss mal „AA oder Pipi“. Sie spürt vielleicht irgend so ein komisches Gefühl, weiß aber noch nicht wirklich, was das bedeutet – ABER – das wird sie Lernen, einfach weil es die Natur so in uns Menschen angelegt hat. Das ist Reifung. Reifung ist auf allen Ebenen immer eine Entwicklung von Fertigkeiten, mal langsam mal schnell, aber nie von jetzt auf gleich. Ihre Tochter musste lernen gezielt zu greifen, sich zu artikulieren, zu laufen – das alles hat sie schon mehr oder minder gut geschafft. Sie wird Fahrradfahren lernen, sie wird schreiben und lesen lernen (jetzt kann sie erst einmal nur Bilder lesen, später dann das geschriebene Wort). So vieles hat Ihre Tochter schon erreicht – nicht Sie!! Sie haben sie unterstützt, Sie haben sie angeleitet, Sie haben ihr Wege aufgezeigt – mehr konnten Sie nicht tun und doch war es schon so viel. Genauso ist es jetzt mit dem Trocken- und Sauberwerden. Nicht Sie, sondern Ihre Tochter schafft das – WENN SIE soweit ist! :-) Sie brauchen mit nichts Anfangen, denn Sie haben es bereits getan. Sie haben ein Töpfchen, Sie haben einen Toilettensitz, Sie haben ihr Anleitung gegeben, wozu diese Dinge dienen – vielleicht lassen Sie es zu, dass sie Sie, bei Ihrem eigenen Toilettengang, begleiten darf. Mehr brauchen und können Sie nicht tun. Sie beschreiben Ihre Tochter als eher ängstlich, da könnte zu viel Aktionismus – Ihrerseits – sie tatsächlich verschrecken. Ich habe Ihre Zeilen so empfunden, dass dieses Thema Sie sehr stark beschäftigt, da kam sehr viel Power rüber – was meinen Sie, wie Ihre kleine Maus das erlebt? Das ist kein Vorwurf, Sie tun Ihr Bestes und aus einem fürsorglichen Motiv heraus, aber Ihre Tochter scheint da nicht mit halten zu können und deswegen empfehle ich Ihnen: erst einmal tief durchatmen!!!!! – runterkommen, akzeptieren, dass Ihre Tochter ihren eigenen Rhythmus - und im Moment andere Bedürfnisse hat. Nutzen Sie Ihre Kraft und Ihren Schwung um zu lernen – in dem Bereich Kontinenzentwicklung (trocken und sauber werden) - auf die Stärken und Fähigkeiten Ihrer Tochter zu vertrauen. Lassen Sie dieses Thema los und genießen all die großartigen Dinge, die Ihnen Ihre Tochter bietet. Können Sie sich auf unsere Empfehlung einlassen? Wenn ja, haben Sie gerade von mir eine der schwersten Aufgaben angenommen, die man einem Elternteil überhaupt geben kann. Sie werden viel Geduld mit sich selber haben müssen, Sie werden viel üben müssen und immer wieder feststellen, dass Sie doch wieder handeln wollen – Sie müssen sehr sehr Aufmerksam mit sich sein. ;-) Ich drücke Ihnen die Daumen Mit freundlichen Grüßen Manuela Thomä

von Manuela Thomä am 24.04.2013


Antwort auf: jetzt bin ich doch ganz schön aufgeschmissen

hallo frau thomä, das war eine sehr liebe antwort. vielen dank. ich denke es ist meine unerfahrenheit. ich denke immer "jetzt müsste sie es doch langsam wollen/können" ich habe nur angst das wir im kindergarten probleme bekommen oder das die anderen kinder sie hänseln weil sie noch eine windel hat. ich weiß aber nicht, ob es dort dann noch andere kinder geben wird mit windel... ich versuche es einfach erst mal sein zu lassen und nehme sie wieder öfter mit auf die toilette. das habe ich in letzter zeit gern mal verboten um mal kurz durchatmen zu können :-) danke schön

von heliundmama am 25.04.2013, 14:50


Antwort auf: jetzt bin ich doch ganz schön aufgeschmissen

Hallo heliundmama, wahre Worte wollen ausgesprochen werden. Verlieren Sie nur nie den Mut. Gestatten Sie sich ruhig mal alle und ärgerlich zu sein - das darf man nämlich und es ermöglicht einem dann auch wieder weiter zu machen. Kinder, spüren, dass sie trotzdem geliebt werden und können das besser vertragen, als ständig mit zu erleben, dass die Mama immer angespannter ist und sich womöglich selbst dafür die Schuld geben. Lieben Gruß Manuela Thomä

von Manuela Thomä am 25.04.2013