6 Monate lang Antibiotikum? Heute zum Arzt

 Conny Ackmann Frage an Conny Ackmann Kinderkrankenschwester

Frage: 6 Monate lang Antibiotikum? Heute zum Arzt

Guten Tag! Es geht um meine Tochter, die im Dez. 7 wird. Seit etwas über 3 Jahren (Sie war bis dahin 1 Jahr lang tagsüber trocken) kämpfen wir mit Enuresis und häufigen Harnwegsinfekten (ca 6mal pro Jahr), die dann immer antibiotisch behandelt werden. Angefangen hat damals alles mit einer Pyelonephritis. Getrunken hat sie noch nie viel, sie war ein Frühchen, wurde einige Zeit sondiert, Vllt besteht da auch ein Zusammenhang. Leider ist das Thema trinken ein Kampf mit meinem Kind. Wenn wir sie so trinken lassen, wie sie möchte, trinkt sie nur ca 200 ml täglich. Sie mag nur Wasser mit Kohlensäure. Auch ist ein Problem, dass sie oft, gerade beim Spielen, einhält und dann auch ihre nasse Hose ignoriert und leugnet. Eigentlich schimpfen wir nicht, langsam geht uns aber die Kraft und Geduld aus. Wir sind bereits 2mal in der ambulanten Kinderurologie der Kinderklinik Siegen gewesen. Ergebnis war, dass Uroflowmetrie und auch sonografisch alles ok ist. Leider verweigerte meine Tochter immer die Mitarbeit und der Arzt war auch wenig einfühlsam, schnauzte sie an ihm wäre ihre vollgepinkelte Hose ja egal, es sei ja ihr Problem, als meine Tochter sich verweigerte. Das hat das ganze natürlich noch verstärkt. Der Arzt riet uns dazu beim nächsten Harnwegsinfekt mit Langzeitantibiotika zu starten (über 6 mon.), um diesen Faktor raus zu nehmen, damit dieser nicht weiter die Kontinenzentwicklung ständig beeinträchtigt. Ab und an leidet sie auch unter Verstopfung. Außerdem traut sie sich nicht zu dich selber nach Stuhlgang abzuputzen, hat beim abputzen allgemein auch oft Schmerzen, da natürlich auch die Haut durch die ständige Nässe angegriffen ist. Ich denke die Angst davor ist mit ein Faktor. Wir versorgen die Haut mit bepanthen oder multilind, was sie aber nicht mag (Creme ist ganz furchtbar, egal wo am Körper). Was wir machen/gemacht haben: Wir versuchen unsere Tochter dazu zu bringen 5-6 Gläser/Becher über den Tag verteilt zu trinken (ca 1l). Gerade in der Schule trinkt sie oft aber gar nichts, Gespräche mit dem Lehrer, wie das verbessert werden kann, zeigten bislang keinen Erfolg. Zuhause müssen wir sie förmlich dazu zwingen, sonst nippt sie nur kurz, der Rest bleibt stehen. Sie soll zu den MZ je 1 Glas trinken, außer abends, da eher am späten Nachmittag. Sie klagt auch immer wieder über bauchschmerzen, hat Blähungen. Könnte dies von der Kohlensäure kommen??? Stilles Wasser mag sie nicht, auch keine Saftschorlen oder Tees. Wir schicken sie zu bestimmten Zeiten auf Toilette (morgens nach dem Aufstehen, wenn sie von der Schule kommt, bevor sie ins Bett oder nach draußen geht), oft verweigert sie sich aber und meint sie müsse nicht, hat dann aber nach wenigen Minuten die Hose nass. Wir haben mit ihr viel gesprochen, erklärt, ihr auch gesagt, dass wir nicht für sie trinken und auf Toilette gehen können, sie aber versuchen zu unterstützen, die Verantwortung aber bei ihr liegt. Außerdem habe ich ihr versucht anhand eines Luftballons zu erklären wie die Blase und dann eben die Miktion funktioniert (natürlich in kindgerechter Sprache). Wir haben ein Belohnungssystem versucht für ausreichend trinken bzw trockene Tage, das hat nur wenige Tage geholfen, dann nicht mehr. Mittlerweile bin ich so mit meinem Latein am Ende, dass ich kurz davor bin, den Schulkakao zu streichen und ihr nur noch wenn sie am Vortag gut Wasser getrunken hat, einen Kakao mitzugeben. Außerdem überlege ich an einer stationären Enuresisschulung. Jetzt hat sie den nächsten Harnwegsinfekt (ich untersuche mittlerweile bei verdacht mit teststreifen selber, war stark positiv auf Nitrit, schwach auf Erys), nässt aktuell ca 5mal täglich ein. Auf Toilette gehen ohne Aufforderung und nasse Hose geht gar nicht mehr. Der letzte Infekt war im September, vor etwas über 2 Monaten. Heute Nachmittag gehen wir zum Kinderarzt. Meine Fragen: 1. Halten Sie unter den geschilderten Umständen auch eine Langzeitantibiotikagabe für sinnvoll? 2. Haben Sie noch Tipps? Wir sind mittlerweile echt verzweifelt und ratlos. Wäre eine stationäre Behandlung sinnvoll? 3. Kennen Sie im Umkreis von Siegen bzw. Richtung Frankfurt a.M., oder auch Köln oder Dortmund noch gute Kinderurologen o.ä., die wir konsultieren könnten? Es tut mir leid, dass ich so einen Roman geschrieben habe, es spielt einfach viel mit rein. Vielen Dank!

von Fischstäbchen am 20.11.2018, 09:03


Antwort auf: 6 Monate lang Antibiotikum? Heute zum Arzt

Hallo Fischstäbchen Die Geschichte ihrer Tochter ist uns nur allzu gut bekannt :-(((. Sie haben bis jetzt richtig und gut gehandelt :-))) und ihr tolle Unterstützung angeboten, fast schon kleine Schulungen. Leider ist es in dem Alter so, dass die Kinder den Sinn und Zweck des Trinkens, regelmäßiger Toilettengänge und guter Toilettenhygiene nicht wirklich einsehen. Da braucht man als Eltern einen langen Atem. Belohnungs- und Verstärkerpläne verlieren in der Regel nach einer bestimmten Zeit ihren Reiz und können am besten durch neue ersetzt werden. Z. B können 6-7 Trinkbecher in der Küche aufgestellt werden, die mit Bildern für die jeweilige Tageszeit bemalt werden können, als Erinnerungsbecher oder 7 Armbänder übers Handgelenk ziehen, die bei jedem getrunkenen Becher über das andere Handgelenk kommen. Sticker für jede Blasenentleerung in einem Wochenplan sind auch immer sehr beliebt. Lassen sie ihrer Fantasie freien Lauf ;-))). So wie es aussieht waren die Harnwegsinfekte und Pyelonephritis der Auslöser für das erneute Inkontinenzproblem und das geschieht leider sehr häufig. Verstopfung und eventuell Stuhlschmieren sind weitere Ursachen und sollten vom Kinderarzt untersucht und behandelt werden. Ich kann dem Arzt nur beipflichten mit der Prophylaxe gegen Harnwegsinfekte. Jeden Abend über einen längeren Zeitraum nur eine sehr geringe Dosis einnehmen ist weniger schädlich als 4-6x/ Jahr große Mengen Antibiotikum. Bei uns in der Klinik haben wir Patienten die diese Reinfektionsprophylaxe bis zu 2 Jahren und manchmal länger nehmen. Jeder Harnwegsinfekt wirft die Blase in der Tat in der Entwicklung zurück. Haben sie ihre Tochter schon einmal bei einem Kindernephrologen/in vorgestellt um organische Ursachen ausschließen zu lassen? Es gibt in Hessen (Frankfurt, Marburg, Gießen, Königstein, Herford) einige davon, zu finden unter „aktive Kindernephrologen in der GPN“. Ihre Idee einer Kontinenzschulung ist ein guter Ansatz, sollte jedoch altersentsprechend in mehreren kleinen Sitzungen erfolgen. Eventuell ist sie für eine stationäre Schulung noch zu klein. Zuvor sollte jedoch eine gute Diagnostik durchgeführt werden. Urotherpeutische Kollegen/innen z. B. in Bonn, Essen, Mönchengladbach finden sie unter: http://www.urotherapie.de/forum/phpBB3/viewtopic.php?f=19&t=67 Geben sie sich und ihrer kleinen Tochter Zeit, denn es ist wirklich ein langwieriger und für alle Beteiligten anstrengender Prozess. Ich drücke die Daumen für alle. Sie dürfen sich gerne jederzeit wieder bei uns melden. Herzliche Grüße Conny Ackmann

von Conny Ackmann am 20.11.2018


Antwort auf: 6 Monate lang Antibiotikum? Heute zum Arzt

Vielen Dank für die ausführliche Antwort! Ich werde meine Tochter einem Kindernephrologen vorstellen. Uroflowmetrie, und Ultraschall der ableitenden Harnwege war lt Arzt unauffällig. Jetzt hat sie wieder einen Infekt (Bauchschmerzen, stinkender Urin, häufiges einnässen, Nitrit ++, Leukos +) . Der Kinderarzt meint wir sollten erstmal mit viel trinken versuchen bevor wir Antibiotika geben. Leider hat er auch keinen Bericht von der Urologie bekommen und hält nichts von dauerhafter Gabe von Antibiotika.

von Fischstäbchen am 20.11.2018, 20:50


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