Sehr geehrte Frau Bader,
ich habe eine Tochter, die 2 Jahre und 8 Monate alt ist.
Ihr Vater trennte sich vor 2,5 Jahren von uns. Seitdem ist er ständig in der Psychiatrie mit kleinen Pausen. Das Jobcenter meinte oft, er könne arbeiten, die Psychiater nicht. Jetzt gibt es wohl den offiziellen Bescheid, dass er nicht arbeitsfähig sei.
Ich bekomme seit 2,5 Jahren den Unterhaltsvorschuss.
Nun habe ich das Problem, dass ich einen KITA-Platz nur 60 min mit öffentliche Verkehrsmitteln bzw. 30 min mit dem Auto (an guten Tagen 20 min) entfernt bekommen habe. Ich muss 42 h arbeiten in der Woche. Durch Kita-Kosten und Fahrtkosten zahle ich 500 € dafür im Monat. Ich verdiene gut, aber die lange Fahrzeit lassen mich oft über die 10 h Betreuungszeit hinaus mein Kind in der Kita lassen. Ich finde es furchtbar, wir sehen uns kaum. Natürlich weist mich die Kitaleitung darauf hin, dass das eigentlich auch nicht geht. Ich würde gern auf 6 h Arbeit täglich runter gehen. Blöderweise genehmigt mein Chef nur 4 h. Kitakosten würden nicht arg runter gehen, weil die Fahrzeit trotzdem keinen 5 h-Platz rechtfertigt, sodass 8 h nötig wären.
Nun sind 440 €, wenn ich nur halbtags arbeiten gehe sehr viel.
Ich wurde von meiner Personalabteilung darauf hingewiesen, dass die Großeltern eigentlich unterhaltspflichtig wären, als ich erläuterte, warum 6 h so viel besser wären als 4. Da ich mein Kind kaum sehe, bin ich tatsächlich geneigt, da einmal nachzuhaken.
Stimmt das? Trotz Unterhaltsvorschuss? Mein Vater ist Verstorben, meine Mutter Rentnerin. Beim Kindsvater ist der Vater Rentner, die Mutter halbtags berufstätig. Sie interessieren sich nicht für ihren Enkel, meinen, ihr Sohn solle arbeiten. Leider kann ich dahingehend nichts tun, erwerbsunfähig ist er nun einmal.
Müssten sie Unterhalt zahlen? Alle 3 zu gleichen Teilen? Kann man sagen, wie viel? Ihr Einkommen ist massiv unterschiedlich. Spielt es eine Rolle, wie viel ich verdiene und darf ich überhaupt auf 4 h runter gehen?
Die Kitaleitung hat Verständnis, meint aber, dass sie sich das nicht auf Dauer anguckt. Ich stehe so oft im Stadtverkehr, dass es wirklich schnell mal 11 h täglich werden. Der Kleinen geht es gar nicht gut.
Ich habe gehofft, dass es mit einem neuen Kindergartenplatz besser würde, aber da ich sie in eine völlig andere Kita schicken würde, die um die Ecke ist, wird sie dort erst mit fast 4 genommen, weil nur zum Schuljahresbeginn gewechselt werden darf. Damit hätte ich das Problem nicht nur noch 3 Monate, wie gedacht, sonder gleich 12. Einen anderen Platz bekomme ich nicht. Ich habe viel versucht, anfangs 6 Monate nur Harz IV bekommen, weil ich gar keine Platz hatte. Das würde mir ja nun auch wieder passieren, wenn ich den Platz jetzt verliere. Mal abgesehen von der berechtigten Anzeige beim Jugendamt. Ich habe sogar schon überlegt, einfach zu kündigen, weil ich mein Kind mal wieder sehen möchte. Nach den 11 h Kita gehen wir auch nur noch Einkaufen, essen und ins Bett.
Danke
von
Hettie
am 24.08.2018, 19:52
Antwort auf:
Kindesunterhalt, wenn Vater nicht zahlen kann
Hasllo,
die Eltern sind doch nicht leistungsfähig. Und der Vater auch nicht. Da werden Sie sich etwas anderes überlegen müssen.
Liebe Grüße
NB
von
Nicola Bader, Rechtsanwältin
am 27.08.2018
Antwort auf:
Kindesunterhalt, wenn Vater nicht zahlen kann
Ich verstehe dich sehr gut. Ich war alleinerziehend, Vollzeit in Ausbildung und hatte ebenso einen extremen fahrtweg gehabt. Hatte zu der Zeit auch keinerlei Unterstützung gehabt.
Ich habe es fast 4 Jahre durchgezogen. Klar, bin froh diesen Abschluss in der Tasche zu haben. Aber hätte ich es eher gewusst, welche Opfer ich dafür gebe, hätte ich es abgebrochen.
Mein Kind litt extrem, fühlte sich nicht wohl im Kindergarten. Es hatte lange gedauert u.a. Waren therapien nötig, dass er jetzt mit seinem 12 Jahren selbstbewußt und Lebensfreude hat.
Bis zur Heirat gab es unterhaltsvorschuss, nun wird dank der beistandschaft das Konto vom kindsvater gefändet. Es springen gerade mal 40€ raus. Er kümmert sich auch null. Traurig aber wahr.
Wende dich dich mal ans Jugendamt. Es muss doch möglich sein, einen Platz in wohnortnähe zu finden. Es geht ja auf eure Kosten, vorallem gesundheitlich.
Verdienst du wirklich so gut, dass euch keinerlei finanzieller Unterstützung z. B. Wohngeld o.ä. zu steht?!
Ich wünsche dir alle Kraft und möge sich das Blatt zum positiven wenden!
von
Annimais
am 24.08.2018, 21:29
Antwort auf:
Kindesunterhalt, wenn Vater nicht zahlen kann
Hallo,
Gäbe es evtl noch die Alternative, zusätzlich eine Tagesmutter /Leihoma / deine Mutter zu haben, die das Kind schon vom Kiga abholt und dir nach Arbeitsende nach Hause bringt? Zumindest vorübergehend bis du einen anderen Kiga Platz hast.
Frag mal beim Jugendamt nach, welche Möglichkeiten es gibt.
Hast du Möglichkeit, Wohngeld oder Kinderzuschlag oder teilweise Kostenübernahme der Kiga Kosten zu bekommen, wenn du die Arbeitszeit reduziert?
Dass die Großeltern zahlen müssen, kann ich mir nicht vorstellen. Das wäre sicher schon geprüfte worden, als du Hartz4 beantragt hast bzw. Unterhaltsvorschuss.
Viel Erfolg
Luvi
von
luvi
am 24.08.2018, 21:59
Antwort auf:
Kindesunterhalt, wenn Vater nicht zahlen kann
So wie Du das schilderst wird da ja nix zu holen sein bei den Eltern des Ex.
Du musst ja noch Restelternzeit haben, was ist davon über?
Diese würde ich einreichen und Teilzeit in Elternzeit beantragen mit 30 Stunden.
Dann muss der AG begründen warum es nicht geht.
Ist Homeoffice möglich bei Euch? Vielleicht kannst Du einen Teil am Abend arbeiten?
Wenn das alles nicht geht dann steht Dir ja erst einmal ALG1 zu, belegen kannst Du es dass es gesundheitlich dem Kindeswohl anders schadet und Du hättest bei einer Eigenkündigung keine Sperre zu befürchten.
Dann kannst Du schauen dass Du etwas findest wo es besser passt.
Das Kind geht vor, und genau dafür sind dann auch Sozialleistungen um solche Notlagen zu überbrücken. Jetzt geht es darum das Kind zu schützen und seine Entwicklung, da darfst Du Dich neu sortieren.
Bei uns sind die Kindergartenbeiträge am Einkommen gestaffelt, man kann Ermäßigungen beantragen, ggf. sonst dann noch Wohngeld.
Eine KITA die so lange auf hat ist wirklich eine Ausnahme, hier kommt man auf maximal 8 Stunden Betreuung.
von
Sternenschnuppe
am 24.08.2018, 23:14
Antwort auf:
Kindesunterhalt, wenn Vater nicht zahlen kann
Mit dem Unterhalt kenne ich mich nicht aus. Ich würde aber 1.versuchen kurzfristig jemanden zufinden der der Kind eher abholt. Z. B. eine Leihoma, Babysitter o. ä..Dann wäre sie zumindest früher aus der Kita und von der Seite käme kein Druck mehr. Die beiden können sich in Ruhe auf den Heimweg machen und du kommst dazu.
2.Weg wäre für mich das Jugendamt. Ja es stimmt, viele Kitas nehmen nur zum Schuljahrsbeginn. Hier 1.8.
Aber es gibt durchaus Kinder die zwischendurch wechseln. Sei es Umzug, die Eltern sind unzufrieden mit der Kita oder sonst was. Diese Plätze sind nicht offen auf dem Markt. Wenn du aber beim Jugendamt einen dringenden Bedarf hast, kämst du auf eine Liste und würdest ggf. berücksichtigt.
Dir alles Gute
von
Itzy
am 25.08.2018, 07:04
Antwort auf:
Kindesunterhalt, wenn Vater nicht zahlen kann
erst mal mein mitgefühl, das hört sich wirklich gruselig an!
die grosseltern können in der tat verdonnert werden, unterhalt zu zahlen, allerdings wirst du das nur mit einem anwalt schaffen, der auch wieder geld kostet und auch das ist ein risiko. auch nützt dir mehr geld nicht wirklich was, wenn du dein lausi nicht mehr siehst.
ICH würde wirklich auf die 4h runtergehen und mich in die soziale hängematte fallen lassen, bis du einen passenden kigaplatz für das dann 3jährige kind bekommst. genau dafür ist sie da.
viel glück!
Mitglied inaktiv - 25.08.2018, 16:25
