Frage an
Nicola
Bader
Rechtsanwältin, Fachanwältin für Familienrecht
Sehr geehrte Frau Bader, aktuell ist eine Stelle ausgeschrieben, auf die ich lange gewartet habe. Arbeitsbeginn wäre im August und mein Mutterschutz beginnt im September. Auch im August dürfte ich wohl wegen Beschäftigungsverbot Nachtarbeit nicht arbeiten. Kann ich mich auf diese Stelle bewerben und eben direkt in Mutterschutz und dann evtl. 6 Jahre (Zwillinge) in Elternzeit gehen?
von Flix14 am 30.04.2017, 10:59
Hallo, der EuGH hat vor einiger Zeit entschieden, dass auch im Falle eines Beschäftigungsverbotes die Frage der Schwangerschaft falsch oder gar nicht beantwortet werden darf. Liebe Grüße NB
von Nicola Bader, Rechtsanwältin am 03.05.2017
Klar kannst Du das. Aber den Arbeitgeber hast Du dann wohl für alle Zeit verärgert. Du willst ja gar nicht arbeiten die nächsten 6 Jahre. Lieber nach der Elternzeit eine Bewerbung schicken und ihm auch zur Verfügung stehen.
von Sternenschnuppe am 30.04.2017, 11:34
Kannst du. Aus eigener Erfahrung heraus: Tu es. Ich habe mich kurz vor meiner ersten SS auf eine Stelle beworben, Bewerbungsverfahren hat sich ewig gezogen, sodass ich die Zusage in der 14.SSW bekommen habe. Fand es damals unfair, nichts zu sagen. Hab es also und darauf hingewiesen, dass ich dann nach 2 Monaten Arbeit in Mutterschutz, ein Jahr Elternzeit und dann Teilzeit arbeiten wollen würde. Plötzlich hab ich dann doch eine Absage bekommen (Zusage davor war nur mündlich) und das obwohl sich der Arbeitgeber familienfreundlich nennt. Mir war natürlich klar, dass das passieren könnte aber hatte mir was anderes erhofft... Hinterher habe ich es lange, lange bereut. Ich kenne mittlerweile auch Beispiele, bei denen Schwangere bewusst eingestellt wurden. Also, tu es. Wenn dein Arbeitgeber dir das nicht verzeiht, kannst du dir nach der Elternzeit immer noch was anderes suchen.
von 85kathali am 30.04.2017, 12:38
Kannst Du machen, aber darfst Dich nicht wundern, wenn der Arbeitgeber sich verarscht fühlt. Denn genau das ist es, was Du vor hast. Du bewirbst Dich auf eine Stelle, die Du nicht ausüben kannst. Ich wäre als Arbeitgeber ziemlich angepisst. Wie kann man überhaupt über eine solche Vorgehensweise nachdenken? 6 (!) Jahre Elternzeit! Frech nenne ich Deine Einstellung!
Mitglied inaktiv - 30.04.2017, 12:44
Wenn du dich auf eine Stelle bewirbst, von der von vornherein klar ist, dass die Tätigkeit der Schwangerschaft wegen überhaupt nicht ausgeübt werden kann (Nachtdienst), dann halte ich das für rechtsmißbräuchlich. Da steht da außer Frage, dass du die Arbeitsleistung zu keinem Zeitpunkt erbringen kannst, und das über einen sehr langen Zeitraum von 6 Jahren. Das ist einer der wenigen Ausnahmefälle, bei dem man die Schwangerschaft beim Bewerbungsgespräch erwähnen muss.
Mitglied inaktiv - 30.04.2017, 12:47
Das ist sehr viel Verwaltungsaufwand für einen Arbeitgeber, die Stelle muß über 6 Jahre doppelt besetzt werden, jemand muss als Mutterschutzvertretung befristet einspringen. Befristet ist aber weniger attraktiv. Der AG zahlt den Mutterschutzlohn und den Zuschlag zum Mutterschutzgeld.... Ich finde es auch mehr als frech jemandem der nicht schwanger ist und auch eine Stelle braucht, so was wegzuschnappen, der aber im Gegensatz zu ihr auch arbeiten würde.
Mitglied inaktiv - 30.04.2017, 12:50
NACHTRAG: Das mit 6 Jahren war jetzt eine theoretische Frage. Realistisch wäre 1 Jahr Elternzeit und dann zurück. Die Stelle gibt es jetzt und nicht wenn ich wieder einsatzfähig bin.
von Flix14 am 30.04.2017, 13:28
Ich habe leider auch schon sehr schlechte Erfahrung gemacht bezüglich arbeiten und schwanger sein. Ich hatte 5 Jahre lang immer befristete Verträge (als Ersatz). Er war aber von vorneherein klar, dass die Stelle frei werden würde und man hatte mir die Stelle schon zu Beginn zugesagt. In dem Moment als die Stelle frei wurde war ich frisch schwanger. Die Folge 1. mein Vertrag wurde einfach auslaufen gelassen. 2. man weigerte sich eine Sondergenehmigung zu beantragen, dass ich trotz Nacharbeit weiterarbeiten durfte. Soviel zu fair und unfair... Ich würde am Liebsten gar nicht in Elternzeit gehen, aber das ist mit Stillen und Zwillingen wohl eher schwierig. Zumal der Job auch eine Stunde von meinem Wohnort entfernt wäre.
von Flix14 am 30.04.2017, 13:46
6 Jahre Elternzeit war rein theoretsich und rechtlich gefragt. Ich möchte sofort wieder arbeiten. Jedoch ist es vor Ende der Stillzeit unrealistisch. 9 Monate bis 1 Jahr Elternzeit ist wohl reaistisch.
von Flix14 am 30.04.2017, 13:48
Ich war genauso jemand der 5 Jahre befristet eingestellt war (nur das klar war, dass die Stelle frei wird) als sie das wurde, war ich schwanger und meine Stelle somit weg... nachdem ich mir 5 Jahre lang den A.... aufgerissen hatte. Befristete Stellen sind in meinem Job auch attraktiv. Weil es viel zu viele suchende gibt.
von Flix14 am 30.04.2017, 13:52
Man kann eine Sondergenehmigung beantragen. Vor ein paar Jahren war das auch noch gang und gäbe. Aber in diesem Fall ist das wahrscheinlich eher sinnlos. Da ich bestimmt einen Monat Einarbeitungszeit brauche. Selbst wenn ich auf den Mutterschutz vor der Entbindung verzichten würde... 6 Jahre war theoretisch. 1 Jahr ist realistisch. Wenn ich die Schwangerschaft erwähne, bekomme ich logischerweise den Job nicht.
von Flix14 am 30.04.2017, 14:00
man weigerte sich eine Sondergenehmigung zu beantragen, dass ich trotz Nacharbeit weiterarbeiten durfte. Die Ausnahmegenehmigung für Nachtarbeit kann man heute auch beantragen, aber es kommt drauf an, ob die Voraussetzungen gegeben sind: - ein besonders begründeter Ausnahmefall - die Nachtarbeit kann keinesfalls die ganz Nacht über dauern - höchstens bis 22 oder 23 Uhr abends - außerdem bekommst du Zwillinge, wie du schreibst, da ist die ärztilche Unbedenklichkeitsbescheinigung die man dazu braucht, wohl utopisch. Du bist mit Zwillingen so kurz vor der Mutterschutzfrist wahrscheinlich mehr als kugelrund und sicher nicht mehr arbeitsfähig. Außerdem eine Risikoschwangerschaft und du mußt damit rechnen, dass du sehr viel früher ET hast.
Mitglied inaktiv - 30.04.2017, 14:52
Damals weigerte sich mein Vorgesetzter diese Sondergenehmigung bis 23 Uhr zu beantragen, obwohl Personalrat, Betriebsarzt und Gewerkschaft usw. mit mir gekämpft haben. Ich wurde bei (nahezu) voller Bezahlung gegen meinen WIllen ins Beschäftigungsverbot geschickt. Luxusproblem, ich weiß... wenn einem der Job aber immer wichtiger war als ein Kind, ist das eine Katastrophe. Seither gab es keine Stelle mehr für mich. Aber jetzt und ich bin schwanger... ätsch!
von Flix14 am 30.04.2017, 15:24
Man kann die Bereitschaft zur Nachtarbeit als Arbeitnehmerin anbieten, aber den Antrag nicht verlangen. Es ist die Entscheidung des Arbeitgebers und der Aufsichtsbehörde. Ich schreibe das nur, weil das hier eine Rechtsberatung ist, keine allgemeine Lebensberatung.
Mitglied inaktiv - 30.04.2017, 15:52
Zurück zur eigentlichen Frage. Sehe ich es richtig, dass es rechtens ist wenn ich mich auf die Stelle bewerbe, wohl wissentlich, dass ich sie wenn alles gut läuft direkt mit Mutterschutz/Beschäftigungsverbot beginnen würde und dann wohl 1 Jahr Elternzeit nehmen würde. Es ist eben nur nicht die feine Art. Korrekt?
von Flix14 am 30.04.2017, 18:14
Ganz ehrlich, an die, die hier von frech oder unfair reden: Ich würde an mich und meine Familie denken und mir möglichst viel Einkommen sichern, Punkt. Wenn es rechtlich ok ist, dann würde ich alles machen. Welcher potentielle oder ehemalige AG fragt denn bitte, ob er die Frau mal freiwillig unterstützen darf, der Ehre wegen oder so ein Quatsch. Wie wieviele bekommen keine Chance wegen Kindern oder Krankheiten, da geht es den Betrieben auch immer nur ums Geld, redet da einer von frech oder unfair?
von Tini_79 am 30.04.2017, 18:17
Du bekommst Zwillinge, dir wird ein Jahr Elternzeit sicher nicht reichen. Du wirst es ja sehen. Nein, ich hatte geantwortet, ich halte es für nicht rechtmäßig, sich auf eine Stelle zu bewerben, die man wegen des Nachtarbeitsverbots schwanger von vornherein nicht ausüben kann.
Mitglied inaktiv - 30.04.2017, 18:25
Warum soll ein Jahr Elternzeit nicht reichen? Ich habe beim ersten Kind pünktlich nach 8 Wochen ab und zu gearbeitet und war heilfroh um jeden Arbeitstag. "Ich halte es für nicht rechtens... " heißt: du weißt es nicht sicher, oder?
von Flix14 am 30.04.2017, 18:34
Bewerben heißt noch lange nicht bekommen. Klar kannst du dich bewerben! Die Frage ist nur, ob es rechtlich einwandfrei ist, da zu keiner Zeit eine Arbeitsausführung gewährleistet gewesen wäre. Zumal ist dann, wenn es DIE Traumstelle ist, nach der EZ eine Rückkehr sicher schwer, da der AG sich sicher auf den Schlips getreten fühlt- aber das ist ein anderer Punkt. Deine SS wird man dir vll sogar schon ansehen und es könnte sein, dass sie dich dann eh nicht nehmen. Aber rein pauschal würde ich sagen- bewirbt dich und warte ab. LG
von Colien07022004 am 30.04.2017, 20:03
Tu es, egal was hier geschrieben wird. Schwangerschaft und Elternzeit sind für einen AG doch kalkulierbar. Kommuniziere die Dauer deiner Elternzeit offen, so kann der AG auch mit deinem Fernbleiben arbeiten und Ersatz suchen. Außerdem heißt die Bewerbung ja nicht, dass du die Stelle auch bekommst. Deshalb wirfst du deine doch erstmal nur in den Ring und das ist völlig ok, auch schwanger. :-) Ich habe derzeit mehrere Kolleginnen, die nicht arbeiten. Zwei melden seit Anfang des Jahres im zwei Wochenrhythmus ihre weitere Erkrankung. Da gibt es keine Unterstützung, die Arbeit fangen wir auf. Bei unseren Kugeln gibt es durch das BV und die geplante EZ Ersatz. Mir sind die Kugeln lieber, da Klarheit besteht und denke, der AG sieht das ähnlich. Die Erkrankten melden lediglich ihren weiteren Ausfall und geben an, dass es noch dauert, zumindest die zwei weiteren Wochen.
von Gucci75 am 01.05.2017, 08:42
"Die Kugeln sind mir lieber" - sehr kryptisch.... Im vorliegenden Fall plant die "Kugel" weder eine Aufnahme der Arbeit noch eine verläßliche Angabe über ihr tatsächliches Erscheinen, das sich laut ihren Angaben auch bis zu 6 Jahren hinziehen kann. Der Arbeitgeber muß also gleich zwei Arbeitnehmer einstellen(von denen eine gleich gar nicht erscheint), beide auf ungewisse Zeit ...warum sollte er das tun wollen? Wenn der Mutterschutz mit Zwillingen im September beginnt dürfte die Schwangerschaft derzeit bereits unübersehbar sein...
von Andrea6 am 01.05.2017, 11:14
Dann dürfte sie jetzt ca. 15.-18. SSW mit Zwillingen sein, und bis zum Bewerbungsgespräch dürfte es noch dauern. Schließlich werden die Bewerbungen erst gesichtet und die Einstellung hat noch Zeit. Um die 20. SSW wird man den Bauch mit den Zwillingen sehr wahrscheinlich nicht mehr übersehen können - dann stellt sich die Frage, ob die Bewerbung für eine künftige Karriere bei diesem AG nicht das endgültige Aus bedeutet. Ich käme mir als AG von dieser Frau reichlich veräppelt vor und würde ihres Charakter wegens Abstand nehmen.
Mitglied inaktiv - 01.05.2017, 11:27
Noch was: ich wünsche es dir bei Gott nicht, aber eine Bekannte hatte letztes Jahr eine Aufstiegschance in Ihrer Firma abgelehnt, weil sie im 3. Monat schwanger war und es unfair gefunden hätte. Leider gab es Komplikationen und sie hat ihre Kinder in der 20. Woche verloren. Natürlich war das mit abgelehnten Aufstiegschancen dann erstmal kein Thema, aber mittlerweile... Man weiß einfach nie, was das Leben bringt. Eine Bewerbung zurückziehen kannst du immer noch. Aber angehen würde ich es erstmal schon.
von 85kathali am 01.05.2017, 13:29
Aber der 17.SSW ist das Risiko für einen Spätabort nur noch bei 2-3%. Demnach ist die Wahrscheinlichkeit, dass man die Stelle wegen der Zwillinge auf lange Zeit nicht antreten kann, statistisch bei 97-98%.
Mitglied inaktiv - 01.05.2017, 13:40
Da stimme ich dir absolut zu!!!
von Flix14 am 01.05.2017, 18:25
Echt krass! Ich würde so nie handeln! Haben selbst den Fall momentan. Junge Frau unterschreibt den Vertrag und ruft einen Tag später an das sie schwanger ist...! Da muss man sich nicht wundern wenn junge Frauen kaum Chance in manchen Jobs haben!
von Pusteblume1611 am 04.05.2017, 07:04
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