Patchwork - Familien

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Geschrieben von Jorinde17 am 02.12.2019, 8:21 Uhr

Loyalitätskonflikt...

Hallo,

Du möchtest Anstöße und Tipps. Ich hoffe, sie dürfen auch etwas unbequem sein und das ist okay für Dich, denn manchmal bringt nur das einen wirklich weiter.

Kinder geraten bei jeder Trennung in einen Loylitäts-Konflikt. Und es ist an den Eltern, diesen zu vermeiden. Das aber ist sehr, sehr schwer, weil ja viele Enttäuschungen und gekränkte Gefühle im Spiel sind. Auch Dir fällt es schwer, Deine Abneigung gegen den Kindsvater für Dich zu behalten und Deine Tochter eben nicht damit zu beeinflussen. Wenn sie oft genug von Dir hört, wie „krank“ und böse der Papa ist, ist ganz klar, dass sie seelisch keine Wahl hat, als sich für Dich und gegen ihn zu entscheiden.

Denn auf Dich ist sie viel mehr angewiesen, sie spürt und weiß das. Wenn Du sie ablehnen würdest, wäre das psychisch ihr Untergang. Was also macht sie? Sie übernimmt Deine Position und lehnt den Papa ab. Das geschieht leider nicht freiwillig. Und es ist ein sehr typisches Verhalten für Kinder, die sich hin- und hergerissen fühlen: Sie dürfen nicht beide Elternteile lieben, deshalb entscheiden sie sich für den, von dem sie stärker abhängig sind. Es ist für sie überlebenswichtig.

Das Problem daran ist: Im Moment gefällt Dir das zwar, denn es ist ja ganz in Deinem Sinne. Auf lange Sicht aber geht so etwas oft nach hinten los. Wenn sie erwachsen ist, wird sie anfangen, diese Dinge in Frage zu stellen. Sie wird sich vielleicht auch wieder mit dem Papa treffen, und Du wirst es nicht verhindern können. Er wird ihr dann seine Version der Sache erzählen. Und wenn Du Pech hast, wird Deine Tochter auch Dich in Frage stellen und Dir die (gut gemeinte) Manipulation übelnehmen.

Ist nicht böse gemeint, nur ein Aufwach-Anschubs. Im Moment fühlt es sich für Dich gut an, dass Deine Tochter den Papa ablehnt, das ist genau das, was Du willst. Deshalb hast Du (nicht aus böser Absicht) sie auch in diese Richtung beeinflusst. Es wird aber der Tag kommen, wo diese Einseitigkeit sich rächt.

Was jetzt der richtige Weg wäre? Der schwere Weg! Nämlich: Gut vom Papa sprechen, denn ein Kind möchte beide Eltern lieben dürfen. Deine Tochter zu Besuchen dort ermutigen, damit sie spürt, sie hat Deine „Erlaubnis“, den Papa zu mögen. Ihr sagen, dass der Stiefvater sie liebt UND ihr richtiger Papa sie auch liebt. Den Stiefvater nicht mehr gegen den leiblichen Vater ausspielen beim Kind.

Ja, das ist sehr schwer, ich weiß. Aber es ist fair und es ist das Richtige: fürs Kind nämlich. Manchmal müssen wir Eltern uns entscheiden, wer wichtiger ist: Unsere eigenen gekränkten Gefühle und unsere Wünsche - oder das Glück des Kindes. Es kann sein, dass das bei Euch schon zu spät ist, weil Du den Vater schon sehr erfolgreich schlecht gemacht hast. Vielleicht versuchst Du es trotzdem. Klar war er nicht gut zu Dir, aber er gibt sich Mühe, wenn er seine Tochter sieht. Und ein nicht perfekter Vater ist psychisch immer noch besser, als gar kein Vater. Der Stief-Papa kann den echten Vater nicht ersetzen.

LG

 
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