@Port

Hallo,

ich war 5 Jahre Standesbeamtin in sehr jungen Jahren. Ich glaube, ich war die jüngste Standesbeamtin Deutschlands (damals 20 Jahre alt) in einem 10.000 Einwohner-Kaff.

Mal ganz abgesehen davon, daß ich eine Heidenangst hatte vor den Trauungen, war es ein toller Job. Keiner kann Dir reinreden, Du bist frei, was Beurkundungen betrifft (ähnlich wie ein Richter frei ist in seinen Entscheidungen). Nur die übergeordnete Behörde (Landratsamt war das bei uns) hat das Recht, zu überprüfen, ob alles richtig läuft.

Was die Trauungen betrifft, habe ich neue Regeln eingeführt. Bei mir gab es Sekt, auf Wunsch eine Käseplatte und ein Geschenk für das Brautpaar, auch Samstags- und Feiertagstrauungen, sogar Silvestertrauungen mit Klavierspieler, etc., es war fast alles erlaubt (damals noch nicht so üblich gewesen).

Und nein, es hat niemals jemand "nein" gesagt. Allerdings kann ich nur auf ca. 300 Trauunungen zurückblicken, danach habe ich mich von dem Laden verabschiedet, um Medizin zu studieren.

Es war schön, und wenn man mit dem Engagement da reingeht, das ich damals hatte, dann kann nichts schief gehen. Was glaubst Du, wie oft ich dann zur kirchlichen Hochzeit und auch zur Feier eingeladen wurde und auch hingegangen bin? Und wieviele Flaschen Wein oder Pralinen ich nachher bekam? Ich kann es nicht zählen.

Es gab schon ein paar seltsame Situationen, aber das führt zu weit, alles zu erwähnen. Nur ein Beispiel: Ein frischgebackener Ehemann hat mich 2 Wochen nach der Trauung angerufen und gefragt, ob ich das rückgängig machen könnte, denn seit der Trauung läuft alles schief (grins). Geht natürlich nicht.

Liebe Grüße
Sigrid