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Geschrieben von Lillimax am 30.04.2022, 11:06 Uhr

Meine auch nicht, ich kenne das gut…

Hallo,

meine Schwester ist auch depressiv und verhält sich ähnlich. Sie ist sogar die Patin meiner älteren Tochter, kümmert sich aber kaum, meldet sich nur mit Glück zum Geburtstag, oft vergisst sie es. Den Geburtstag meines Sohnes vergisst sie immer, und jedes Jahr ist er aufs Neue enttäuscht. Auf Nachrichten meiner Tochter antwortet sie nicht, auf meine nur sporadisch.

Am Anfang war es besser, da hat meine Tochter etwa einmal im Jahr ein Wochenende bei ihrer Tante verbracht, und die hat sich auch gut gekümmert. Aber das ist schon lange nicht mehr so. Ich sehe sie oft mehrere Jahre nicht, wir telefonieren ein- bis zweimal im Jahr, der Rest läuft per Sms, was für mich kein echter Kontakt ist, wenn es außer zwei Sätzen sonst nichts gibt.

Weißt Du, es klingt blöd, aber es stimmt: Hier spielt auch Neid eine große Rolle. In den Augen meiner Schwester habe ich alles: einen netten Mann, Kinder, ein Haus im Gründen, beruflichen Erfolg. Sie selbst ist wegen ihrer Erkrankung momentan arbeitsunfähig, hat keine Kinder, hat wenig Geld und zeitweise von Hartz IV gelebt, trotz Studienabschluss mit 1 in Biologie.

Ich denke, auch Deine Schwester hat ein Neid-Problem, weil Du ihr quasi vorlebst, dass Du eine tolle Familie mit Kindern usw. hast, und sie nicht. Das ist menschlich ja auch nachvollziehbar. Wir haben gut reden, wenn wir sagen: Ich würde meiner Schwester das aber umgekehrt gönnen, ich wäre da nicht neidisch. Das muss nicht stimmen. Wer weiß, wie wir wären, wenn die Schwester scheinbar „alles“ hätte, und wir nichts.

Außerdem kann Deine Schwester offenbar nicht gut mit Kindern, sie weiß vermutlich nicht, wie man mit Kindern redet, spielt, locker umgeht. Auch meine Schwester hat, wenn sie früher bei uns zu Besuch war, das Zimmer oft nur auf Aufforderung verlassen. Sie war irgendwie auch schüchtern gegenüber uns und den Kindern, auch wenn sie cool getan hat.

Ich kann dir nur sagen, wie ich selbst es handhabe: Ich mache immer wieder Kontaktangebote an meiner Schwester. Seit Jahren. Nicht aufdringlich, sondern entspannt, immer mal wieder in größeren Abständen. Schreibe ihr Postkarten aus dem Urlaub und zum Geburtstag, sage ihr, dass ich sie liebhabe und an sie denke. Ich lasse mich nicht beirren. Ich bin die Ältere, und ich springe immer wieder über meinen Schatten, auch wenn ich manchmal enttäuscht oder richtig sauer bin, weil sie mich wieder vor den Kopf gestoßen hat.

Sie ist depressiv, und sie hat mir schonmal erklärt, dass man sich da nicht „normal“ oder sozial verträglich verhalten kann. Dass sie auch Freunde etc. ungewollt vor den Kopf stößt, vernachlässigt, sich nicht bei ihnen meldet, und dass ich das nicht persönlich nehmen soll. Das fällt mir schwer, aber allmählich verstehe ich sie. Deshalb ist meine Tür für sie immer offen, auch die Herzenstür. Ich finde, wir sollten nicht Gleiches mit Gleichem vergelten, wenn jemand so klar unterlegen und seelisch krank ist.

Und diese Strategie bewährt sich, der Kontakt zwischen mit und meiner Schwester ist seit einiger Zeit deutlich besser. Wir hatten kürzlich ein sehr gutes, langes Gespräch am Telefon über die vergangenen Jahre, das vieles bei uns beiden geheilt hat. Sie ist inzwischen über 40, es geht halt alles nicht schnell. Man muss warten können, aber es lohnt sich, finde ich.

LG

 
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