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Geschrieben von Banu28 am 11.02.2021, 12:21 Uhr

Augenmaß...

Hallo,

zwar kommt da natürlich einiges zusammen. Die instabile (hormonbedingte) Seelenlage in der Schwangerschaft, das Beschäftigungsverbot, der Lockdown, das Home Office. Aber so eine Situation, in der man das erste Mal lange aufeinander hockt, fördert natürlich zugleich wirklich alle unguten Eigenschaften des Partners, aber auch echte Beziehungsprobleme zutage. Dinge, die man vielleicht vorher abgetan hat, weil sie seltener zum Vorschein kamen.

Ich würde Dein Bauchgefühl daher durchaus ernstnehmen. Ich glaube aber, es ist nicht realistisch, dass Du Dich in hochschwangerem Zustand trennen wirst. Solche Impulse sind nachvollziehbar, erledigen sich aber in der Regel nach ein paar Tagen von selbst wieder.

Trotzdem ist das Verhalten Deines Freundes ein Warnzeichen. Denn Studien haben gezeigt (und meine eigene Erfahrung mit zwei Kindern bestätigt es), dass nach der Geburt eines Babys für ein Paar die belastendste Zeit ihrer ganzen bisherigen Beziehung anbricht. Das kommt fast einer Krise gleich, sagen die Forscher. Wenn Dein Freund jetzt schon aggressiv wird, dann wird sich dies also eher noch verschärfen.

Es ist nämlich nicht so, dass mit der Ankunft des gemeinsamen Kindes eine Zeit der Glückseligkeit anfangen würde. Sondern es wird alles Bisherige über den Haufen geworfen: Es gibt keine Routine mehr, keinen festen Ablauf, meist gleich hunderte nicht durchgeschlafene Nächte, Übermüdung, Überforderung. Eine neue Aufgabenteilung wird nötig, bei der man sich oft gegenseitig vorrechnet, wer mehr macht und wer zu wenig hilft. Und bei der der Mann tatsächlich oft zu wenig beiträgt mit der Begründung, er habe eh schon soviel Stress. Das droht auch bei Euch.

Ich denke, Du wirst da noch ein paar Illusionen mehr verlieren. Es ist sicher realistisch, dass Du jetzt schon davon ausgehst, dass Du fast alles mit Baby und Haushalt allein wirst stemmen müssen. Dein Freund ist sicher nicht der selbstlose, unterstützende und mutmachende Typ Mann. Sondern er wird seinen Stress vorschieben, um sich wenig kümmern zu müssen.

An Eurer Hochzeit ist rein gar nichts "Obligatorisches". Ich würde mir zuerst sehr gut und in Ruhe anschauen, wie die nächsten zwei Jahre mit Kind so ablaufen. Einen Mann, der jetzt schon ein Aggressionsproblem hat, der bei Streit laut (oder sogar abwertend) wird, würde ich persönlich gar nicht heiraten. Ich wäre nicht einmal mit ihm zusammen, um ehrlich zu sein. Für mich ist das undenkbar. Ich vermute, Dein Freund war früher auch schon manchmal so, aber Du hast da vielleicht ein paar rote Ampeln ignoriert, weil es eben nur gelegentlich vorkam.

Mein Rat: Nichts überstürzen. Weder in Sachen Trennung, noch in Sachen Heirat. Es gibt nie nur zwei Pole, sondern viele Zwischenstufen. Ich glaube, Du bist noch lange nicht so weit, Dich zu trennen. Aber heiraten nach dem Motto "Augen zu und durch" solltest Du ebenfalls nicht.

Nimm Dir Zeit, schau, wie er sich entwickelt und rede Dir auch nicht ein, nach dem Lockdown oder durch eine Hochzeit oder ein Kind würde alles besser, denn das wird es nicht. Dein Mann bleibt, wie er ist. Und er wird in jeder belastenden Situation (egal ob Baby oder Lockdown) wieder getriggert werden. Außer er lernt bewusst dazu oder macht mit Dir eine Paarberatung. Ganz von selbst kommt da nichts.

LG

 
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