manchmal komme ich mir vor, als würde ich auf einer waagschale leben und meine aufgabe es ist, stets das gleichgewicht zu behalten. so wirklich gedanken gemacht, dass es mal zu einem massiven ungleichgewicht kommen könnte, habe ich mir nie. vielleicht war es ein fehler so unbeschwert durchs leben zu gehen und vielleicht mussten die schicksalsschläge einfach sein, um mir bewußt zu machen, dass ich nur dieses eine leben habe und es jeden tag etwas kürzer wird. mein vater ist tot, wir haben seine wünsche erfüllt und in zur letzten ruhe getragen. er hinterläßt ein riesiges loch. meine mutter fühlt sich verlorener denn je, meine zwerge spürn genau, dass etwas bestimmtes, etwas sehr wichtiges vollkommen aus den fugen geraten ist, bzw. einfach nicht mehr da ist. wir werden begleitet von dummen, unnützen sprüchen seitens meiner schwiegermutter, die einerseits dazu führten, dass meine schwägerin mich zunehmens im stich läßt/lassen muss, um den familiären weltkrieg herauf zu beschwören. andererseits führte es auch dazu, dass sandra auf gut deutsch gesagt auf den ausbruch des weltkrieges "scheisst" und sämtliche kontakte abgebrochen hat. nachdem sie sich von dieser tonnenschweren last befreit hatte, geschah etwas, was mich an wunder glauben läßt oder an den legendären phönix aus der asche. seit dem tag, an dem sie ihre feste stimme wiederfand und absolut klarem verstand war, genau wußte, was sie in den nächsten minuten tun und sagen würde, das ganze in meinem beisein in die tat umsetzte... diesen wahnsinns schritt für sich geschafft hatte, begann sie zu wachsen. ich vergleiche es gern mit einem enzianbaum. dieses gewächs wird gern bis auf seinen stamm zurückgeschnitten. der baum sieht wirklich wie tot aus. und irgendwann schlägt er neu aus, erst mit winzigen zarten trieben, dann mit kräftigen ästen und gekrönt wird das ganze mit abertausenden von blüten und knospen. aber soweit sind wir noch nicht. nur sandras wachsen hat begonnen. sie arbeitet intensiv an sich, hat den kampf mit, gegen und für sich angenommen und fechtet sich von runde zu runde weiter. sie setzt sich gezielt kleine aufgaben, die sie lösen kann, lösen will und fährt somit erfolg für erfolg ein. unterstützt wird sie von einer reihe an therapien, die sie ebenfalls dankbar annimmt. aus dem ganzen heraus, hatte ich dieses wochenende für 2 stunden MEINE frau wieder. trotz allem dreck, trotz allem was geschehen ist, ich werde diese waage des lebens wieder ins gleichgewicht bekommen.
Mitglied inaktiv - 29.10.2006, 23:38