Mein Kind ist krank

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Geschrieben von Windpferdchen am 16.09.2018, 11:29 Uhr

Tröst-Posting (auch sehr lang)

Sei erstmal feste gedrückt, das ist ja gerade eine irre belastende Zeit, durch die Ihr da geht!

Klar stellt man sich den Start mit Baby ganz anders vor. Aber der Start ist ja für viele Babys eben nicht so perfekt, sondern sehr holprig. Mein eigener Sohn und ich waren im ersten Lebensjahr gleich vier Mal im Krankenhaus, zweimal wegen meinem Sohn, zweimal wegen mir (u. a. OP wegen Stillabszess, 10 Tage Krankenhaus). Mein Sohn hatte u. a. eine gefährliche Lungenentzündung und hat sich in der Kinderklinik zusätzlich noch einen Darminfekt geholt von einem anderen Baby, was seinen ohnehin schwer kranken kleinen Körper zusätzlich belastet hat. Jedenfalls ging alles gut aus, aber allein diese Geschichte war ein ziemlicher Horror. Bei einem weiteren Aufenthalt bestand bei ihm wegen Atemproblemen Verdacht auf einen eingeatmeten Gegenstand - es gab eine Vollnarkose und Bronchioskopie (Blick in die Lunge). Parallel dazu hatte er auch einen Infekt im Hals. Wieder mehrere Tage Krankenhaus.

Jedenfalls habe ich mir auch unheimliche Sorgen gemacht, wie er das Ganze wegsteckt. Zumal die Babys ja unheimlich gepiesackt werden, schon allein das Legen der Zugänge klappte bei meinem Sohn schlecht, es mussten teilweise sogar Venen am Kopf und am Fuß für Infusionen genutzt werden, weil die Zugänge am Arm sich immer wieder verschlossen. Er verstand nicht, warum die Leute ihm so weh taten, das war furchtbar mit anzusehen. Er brauchte zeitweise auch eine Magensonde, weil er nichts trinken wollte.

Ich kann Dir aber sagen, was mir unser eigener Arzt gesagt hat: Babys und Kinder verkraften auch schlimme Erfahrungen. Sie haben eine Art emotionales Konto: Wenn das mal ins Minus gerät, kann man es mit viel Liebe auch wieder ins Plus heben. Das Gehirn der Kleinen ist noch so flexibel und plastisch, dass auch schlimme Erfahrungen ganz ausgeglichen werden können durch positive Erfahrungen. Mach‘ Dir da wirklich keine Sorgen! Dein Sohn und auch Deine ältere Tochter brauchen jetzt keine hadernde, von Selbstzweifeln geplagte Mama. Sondern eine zuversichtliche, liebevolle Mama - so kommen sie am allerschnellsten wieder ins emotionale Plus.

Zum Trost: Mein Sohn hat das schlimme erste Jahr unglaublich toll weggesteckt, man spürte davon bald nichts mehr. Er ist sogar das einzige Kind weit und breit, das als Baby und Kleinkind nachts immer wieder mal im Schlaf gelacht hat. Das kenne ich nicht einmal von meiner Tochter, die ja nie im Krankenhaus war, und ich habe es auch sonst noch nie gehört. Er ist einfach ein irre positives, fröhliches Kind, und an der Veranlagung eines Kindes kann auch ein Knick, wie ein Klinikaufenthalt, letztlich nichts verändern - wenn es viel Liebe bekommt. Er hat sich unkompliziert und prächtig entwickelt. Inzwischen ist er ein selbstbewusster, gut gelaunter Teen.

Was Deine ältere Tochter angeht: Klar ist es schöner, wenn sich im Leben alles wie geplant entwickelt: wenn die große Schwester das Baby in Ruhe begrüßen, kennenlernen, genießen kann. Aber es kommt eben sehr oft anders, das gehört zum Leben auch dazu! Kinder wissen das von Natur aus, sie können es verkraften. Wir müssen nicht alles Leid von unseren Kindern fernhalten, sie dürfen erleben, dass es große Schwierigkeiten gibt, und dass dann aber doch alles gut wird, wie es ja bei Euch der Fall ist. Wenn Du jetzt möglichst zuversichtlich und ruhig bleibst, ist das sogar eine wichtige Erfahrung für Deine Tochter, sie erlebt, wie man echte Krisen bewältigt. Sie darf sehen, dass Du schlechte Gefühle hast, das ist ja auch menschlich. Sie sollte aber auch sehen, dass Du optimistisch bist und nicht panikst oder Dich selbst zerfleischt. DAS verunsichert sie und das ist wirklich schädlich - nicht die äußeren Umstände.

Von daher wäre mein Rat: Hadere nicht mit irgendwelchen Keimen, die Du übertragen haben könntest. Die Welt ist voller Keime, Du kannst nicht alles von einem Baby fernhalten. Manche stecken‘s weg, manche werden krank. Wie bei meinem eigenen Sohn. Der Arzt sagte: Manche Baby kriegen vom selben Keim nur einen Schnupfen, andere eine Lungenentzündung. Dass Du jetzt keine unbegründeten Schuldgefühle entwickelst, sondern die wirklich loslässt, ist wichtig für Deine Kinder. Eine bedrückte Mutter ist nicht das, was sie jetzt brauchen. Du musst auch nicht überkompensieren, also vor lauter Schuldgefühl zu nett und zu nachgiebig werden. Sei natürlich und zuversichtlich.

Alles Liebe und gute Besserung! Wirst sehen, es kommen auch wieder gute und ruhige Zeiten. Ihr werdet Euch alle bald erholt haben - auch seelisch.

 
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