Mehrsprachig aufwachsen

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Geschrieben von paulita am 31.07.2005, 10:38 Uhr

@juliaB

Liebe Julia

nein, ich finde es gar nicht schräg, was ich geschrieben habe. Aber vielleicht hast Du das nicht verstanden?
Sprache, mehr noch Sprechen, hat weniger mit Perfektion, Fehlerfreiheit, objektiver Genauigkeit usw. zu tun, dafür mehr mit Annäherungen, Vieldeutigkeiten (Polysemie nennt man das in der Fachsprache, wenn Du es ganz genau willst), Interpretation, Vagheit usw. Sprechen ist kein Abspulen eines eindeutigen Regelwerks, sondern ein lebendiger Prozeß, der vor allem auch darauf beruht, dass Menschen wechselseitig interpretieren, was der Sinn des Gesprochenen ist. Außerdem ist Sprache auch ein Teil von Identität. Und die ist niemals jenseits aller Zweifel und MEhrdeutigkeiten klar. Wenn also meine Identität z.B. darauf beruht, mehrsprachig und multinational zu sein, sehr lange im Ruhrgebiet gelebt zu haben usw., dann will ich auch, dass man das meinem Sprechen anhört. Dein Verweis auf das (ominöse) Ausland passt da ganz gut - es gibt weite Teile der Erde (USA, Argentinien, GB, Teile Westafrikas, Polynesien z.B.), in denen es normal und "gut" ist, nicht nur mehrsprachig zu sein, sondern auch 'gemischt' zu sprechen. Spanische Worte z.B. im Englisch der USA sind inzwischen gang und gäbe, englische Worte im Deutschen usw. Ich habe deshalb ein Problem mit dem typisch deutschen Ideal des "Tagesschau-Deutsch" - weil kein Mensch wirklich so spricht, aber alle meinen, man müsse so sprechen und nur so könne man erfolgreich sein bzw. sich ordentlich ausdrücken.

Ich weiß nicht, was Du unter einer "unreinen" Sprache verstehst. Aber ich arbeite professionell mit Sprache. Und da hilft mir meine "Unreinheit" sehr. Weil ich damit flexibel bin, einen breiten Horizont habe und kreativ mit Sprache umgehen kann. Genau das wünsche ich meinen Kindern auch. Zumindest als Chance. Überleg übrigens mal, wieviel "Unreinheit" im Deutschen steckt....Latein, Griechisch, Französisch und mehr. Im Grunde ist jede Sprache irgendwie "unrein". Weshalb m.E. das ganze Konzept Quatsch ist. Es gibt keine "reinen" Sprachen. Und das hat mit Schludrigkeit gar nichts zu tun. Und Beziehungen gehen nicht dadurch kaputt, dass man "ungenau" spricht (was auch immer das sein mag), sondern womöglich dadurch, dass man sich nicht verstehen möchte. Nachfragen, nach Verständigung suchen geht doch immer - wenn man will. Oder?

So long, saludos
Paula

 
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